Stumme Buchstaben im Englischen schon immer stumm?
Auch wenn es keine Tonaufzeichnungen von vor hunderten Jahren gibt: Gibt es aus sprachwissenschaftlicher Sicht Gründe für die Annahme, dass vor allem diejenigen englischen Wörter, über deren Aussprache wir uns heute besonders wundern, früher einmal anders klangen?
Halten Anglist*innen es für wahrscheinlich, dass das k in knock oder knight irgendwann mal nicht stumm war, ebenso wie das gh in knight oder in though? Wie könnte es geklungen haben? Wäre es auch denkbar, dass es Zeiten gab, in denen das l in would oder should mal nicht stumm war?
Ist es wahrscheinlich, dass Worcester, Leicester und Bournemouth mal dreisilbig ausgesprochen wurden?
Oder ist es auch alternativ denkbar, dass all die Buchstaben, die einem bei oberflächlicher Betrachtung überflüssig vorkommen, es eben deswegen nicht sind, weil es ihre Funktion nie war, Phoneme abzubilden, sondern irgendetwas anderes?
Es gibt ja im Englischen (wie im geringeren Ausmaß auch im Deutschen) eine ganze Reihe von Situationen, in denen Buchstaben nicht die Funktion haben, 1:1 Phoneme abzubilden, sondern stattdessen die Aussprache einer Nachbarsilbe zu bestimmen: Das e in site bildet nicht direkt ein Phonem ab, sondern seine Funktion ist es, zu bewirken, dass der Buchstabe i nicht als schwaches i (wie in sit), sondern als ai ausgesprochen wird.
4 Antworten
Zum Englisch zur Zeit von Shakespeare und danach gibt es Aufzeichnungen, wie die Sprache ausgesprochen wurde. Also wurde z. B. beschrieben, dass das "R" gesprochen wurde, was es ja heute oft nicht mehr wird.
Beim noch älteren Englisch weiß ich keine Begründungen, ich bin auch kein Sprachwissenschaftler, aber es herrscht beim Englisch von ca. 1500 wohl Einigkeit über die Aussprache.
Ja, es gibt dieses englische R. In einem großen Teil aller Worte, wird das R aber gar nicht mehr ausgesprochen; wobei ich mich hier auf das britische Englisch beziehe.
Sieh Dir z. B. das Wort "are" an: im britischen Englisch spricht man nur sowas, wie ein langes "A". Im amerikanischen Englisch hört man aber auch das "R". Und früher hat man wohl alle "Rs" auch in britischen Englisch gehört, egal, an welcher Stelle im Wort sie waren.
Auch das Wort "iron" sprechen Briten ohne "r" aus und Amerikaner mit "r".
Das britische Englisch war also früher in dieser Hinsicht dem amerikanischen Englisch ähnlicher, als es heute ist.
Das hängt damit zusammen, dass die ersten britischen Einwanderer ihre damalige Sprache nach Amerika "mitnahmen", weshalb sie die späteren Veränderungen des britischen Englisch nicht mitgemacht hat.
Natürlich hat sich die englische Aussprache im Laufe der Zeit geändert; so wie die jeder Sprache.
Ich bin kein Englisch-Experte, aber früher wurde z. B. das "R" gesprochen, was ja heute im britischen Englisch häufig stumm ist.
Ansonsten: früheres Englisch (z. B. Mittelenglisch und Altenglisch) hatte ja auch andere Grammatik und Wörter als das heutige Englisch und wurde natürlich auch anders geschrieben.
Danke für die Antwort. Weißt du etwas zu meinen konkreten Fragen?
Sprachwissenschaftliche Begründungen kann ich Dir nicht nennen; aber ich kann Dir Beispiele für ältere Aussprache geben.
Ich hatte mal einen Text von 1548. Damals war die Aussprache ziemlich anders als das heutige Englisch. Es wurde mehr so ausgesprochen, wie heutige Deutsche Englisch aussprechen würden, wenn sie keine Ahnung von Englisch hätten.
In dem Text war auch das englische Wort für Knie: the knees. Es wurde so ausgesprochen, wie ein Deutscher das machen würde, also mit "K" am Anfang und mit langem "E" am Ende.
Wenn ich mich richtig erinnere, wurde "ch" auch so ausgesprochen, wie bei uns. Also Englisch "richt" war Deutsch "recht".
Und z. B das englische "sweit" (heute "sweet") spricht man wie heutiges Deutsch aus, abgesehen vom "W", das hatte schon die heutige Aussprache.
Oder "ich", auf Englisch "I", hat man wie ein deutsches "i" ausgesprochen.
Und das "U" wurde nicht, wie im heutigen Englisch als "a" ausgesprochen, sondern wirklich wie ein "U".
Das Englisch aus dieser Zeit ist für Deutsche deutlich leichter auszusprechen als für heutige Engländer.
Danke für die Antwort. Kennst du die Gründe für die Vermutungen über die damalige Aussprache? Tonaufnahmen gibt es ja nun keine und Darstellungen in internationaler Lautschrift, die es damals noch nicht gab, auch nicht. Mich würden die Anhaltspunkte von Sprachwissenschaftlern interessieren, aufgrund derer sie Aussagen über Aussprache im 16. Jhd treffen können.
Ich kann dir versichern, dass in "knight" das "k" nicht immer stumm war, wie man leicht an demselben Wort im Deutschen sehen kann: "Knecht". Dasselbe gilt auch für den "ch"-Laut.
Einige sind stumm seitdem sie eingeleitet wurden.
Zum Beispiel, das Wort debt war fälscherlicherweise als aus Latein stammendes erklärt, so ähnlich wie das Wort debitum geschrieben.
Danke für den Input.
Ich kann mir gerade gar nicht vorstellen, was du mit nicht ausgesprochenem r meinst. Es gibt doch eben gerade diese typisch englische, sehr markante Art und Weise, das r zu sprechen, die es sonst in keiner anderen europäische gibt (mal vom siegerländischen Dialekt im Deutschen abgesehen :) ).
In den meisten nordamerikanischen Dialekten spricht man dieses charakteristische englische r ja sogar nach Vokalen.
Gut, ich habe irgendwo in Nordamerika mal einen Dialekt erlebt, wo man statt r eine Art englisches w spricht. Aber dass man das r vollkommen weglässt, das habe ich wirklich nirgends erlebt....kann mir gar nicht vorstellen, wie das klingen soll.