Meinung des Tages: Ist "Betreutes Feiern" auf Abi-Parties ein sinnvolles Konzept?
Die Abizeit ist nicht nur durch anstrengende Lernmarathons gekennzeichnet, sondern meist auch durch viele (alkoholisierte) Parties nach den absolvierten Prüfungen.
Die Stadt Tübingen warnt vor Eskalationen und setzt nun Sozialpädagogen ein, die diese Feiern "begleiten" und für die Jugendlichen da sein sollen, wenn sie Hilfe oder einen Ansprechpartner benötigen.
Ist dieses "betreute Feiern" wirklich sinnvoll, oder sollte man den Jugendlichen zugestehen (und zutrauen), in dieser fordernden Zeit einen unbeobachteten Ausgleich zu finden?
Wir sind gespannt auf Eure Meinungen!
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/abitur-feier-betreuung-100.html
36 Stimmen
16 Antworten
Ich kann mich nicht eindeutig für eine Meinung entscheiden.
Im Sinne einer Konfliktprävention kann diese Begleitung durchaus sinnvoll sein. Im Sinne einer Eindämmung des Alkoholkonsums eher nicht. Zudem erinnert mich diese Betreuung etwas zu sehr an "Helicopter-Pädagogik".
Das Abitur hinter sich gebracht zu haben, ist allenthalben ein Grund zu feiern.
Es geht dabei nicht darum, ob man seine Alkoholgrenze kennt oder nicht. Der Anlass und die überbordende Freude über das Erreichte veranlassen gerade dazu, sie zu überschreiten. Auch aus Grenzerfahrungen kann man lernen und mit etwaigen Folgen umzugehen gehört zu den Erfahrungen des Erwachsenwerdens.
Grundsätzlich ist das Abitur nur ein Schulabschluss; Schulabschlüsse bedeutet aber auch immer einen Wechsel.
Raus aus dem Schulumfeld, hinein ins "echte" Leben. Dort gehören auch gewisse Verantwortlichkeiten dazu und wer meint, sich in der Prüfungsphase die Festplatte formatieren zu müssen, der sollte auch die Erfahrung machen wie es ist die Nacht in der Ausnüchterungszelle oder in der Klinik zu verbringen, auch auf die Gefahr hin, dass er zur nächsten Abi-Prüfung nicht mehr antreten kann und sich so mit einem Suff den Schulabschluss versaut.
Zu meiner Zeit waren in meiner Herkunftsregion Abiparties Megaevents in unserem kleinstädtischen Raum mit bis zu 2000 Teilnehmern und die Feiern stellten eine eigene Saison dar. Da musste auch einiges an organisatorischem Gehirnschmalz investiert werden...
Da die auch immer zugangsfrei waren, wären Sozialarbeiter dabei kaum aufgefallen. Unterm Strich finde ich das eher begrüßenswert.
Wie aus den Hintergrundinfos hervorgeht, ies das in Tübingen keine kleine private Abi-Feier, sondern ein öffentliches Großbesäufnis, auf dem sich die Abiturienten mehrerer Gymnasien und wohl nicht nur sie, weil sich auch andere dazugessellen, treffen.
Dazu kommt, dass nicht nur zum Abschluss gefeiert wird, sondern nach jeder Prüfung.
Es geht also hier wohl eher um Hunderte von Feiernden mit entsprechenden Auswirkungen, was Müll, Lärm und andere Belästigungen angeht, es wurden sogar verletzte Sicherheitsleute erwähnt.
Ich halte die Sozialpädagogen für weniger konfrontativ als zusätzliche Securities oder sogar Polizeipräsenz.
Schlimm, dass das offensichtlich sein muss.
Aber eigentlich sind die Absolventen erwachsen. DA braucht man keinen Babysitter