Wir sind nicht auf der Welt um glücklich zu sein, sondern um unsere Pflicht zu erfüllen.
Dieses Zitat von Immanuel Kant ist mir öfters mal im Kopf herumgeschwirrt und ich komme nicht umhin, darin ein Fünkchen Wahrheit zu erkennen. Dieses Zitat regt dazu an, sich für andere Menschen einzusetzen und das eigene Glück nicht über das Recht, oder über andere Menschen zu stellen. Was meint ihr? Ist an Kants Zitat etwas dran, oder sollte jeder Mensch zuerst nach persönlichem Glück streben?
5 Antworten
Ich finde dieses Zitat von Kant zu hart. Meiner Ansicht nach ist es umgekehrt. Aus der Erfüllung einer Pflicht (z.B. gegenüber der eigenen Familie oder auch gegenüber der Gesellschaft) entsteht für mich Glück. Ich bin glücklich darüber das meine Eltern es mir ermöglicht haben zu studieren und damit eine hochqualifizierte Ausbildung zu erlangen. Ich bin glücklich dass diese hochqualifizierte Ausbildung mir einen gut bezahlten Beruf verschafft hat und es mir ermöglicht meiner Tochter ihr Studium zu finanzieren. Ich bin glücklich in einem der besten Sozialsysteme der Welt und in einer der besten Infrastrukturen der Welt leben zu dürfen und dazu meinen Beitrag leisten zu können. etc.
Da hast du sicher auch nicht ganz unrecht, aber ich sehe die Erfüllung unserer Pflicht als bedeutenden Schritt in eine bessere Welt an. Wenn wir moralisch korrekt handeln, so schwer es manchmal auch fällt, dann verbessern wir die Welt, wenn auch nur minimal. Daraus kann Glück entstehen.
Man kann sich seine "Pflicht" aber auch manchmal so wählen, dass sie einen glücklich macht. Ich weiß nicht, ob Mozart sein Komponieren auch als Pflicht angesehen hat, aber ich bin mir recht sicher, dass es ihm Spaß gemacht hatte, Musik zu schreiben. Oder: wenn ein Arzt seine Patienten gerne behandelt, kommen auch da Pflicht und Glück zusammen.
Idealerweise wählt man seinen Beruf auch so, dass er einem Spaß macht.
Das ist nicht immer einfach, aber zumindest als "Idealvorstellung" macht dies schon Sinn. Oft muss man gewisse Abstriche in Kauf nehmen.
Kants Lebensmaxime muss nicht unbedingt auch meine sein.
Ich bin nur einmal hier. Da möchte ich mein Leben genießen. Solange ich damit keinem anderen schade und auch nichts von anderen verlange, habe ich mir nichts vorzuwerfen.
Es stimmt schon. Man muss das Leben als eine Aufgabe betrachten, um glücklich sein zu können.
"Das ist mein kurzes Leben, und ich will jetzt verdammt nochmsl glücklich sein" funktioniert nicht.
Aus der mitunter sehr anstrengenden Erfüllung unserer Pflichten, kann meiner Meinung nach auf Dauer Glück erwachsen.
Nichts gegen Kant, wer wäre ich... aber Vieles von ihm ist zumindest nicht mehr zeitgemäß. Keineswegs alles.
"Pflicht erfüllen" heißt doch von irgendeiner Instanz unterjocht zu sein. Zumindest ich fühle mich nicht unterjocht.
Ok, ich sehe es aber nicht als Pflicht an, was Du beschreibst. Sondern als sinnvoll. Pflicht hat einen Nachteil: MAn weiß oft nicht (mehr) genau, warum das so ist. Erkennt man es hingegen als sinnvoll, versteht man eher, warum.
Für mich ergeben sich die Gründe für Pflichten von ganz allein. Nehmen wir ein Gesetz. Beinahe jedes Gesetz ist mit Sinn beschlossen worden, oder soll vor etwas schützen. Dann weiß ich ganz genau, warum ich es befolgen sollte. Eine moralische Pflicht, sollte ich befolgen, weil ich nicht möchte, dass man sie mir gegenüber nicht befolgt.
Man kann das ja so sehen, ok, akzeptiere ich ja. Aber Einhalten von Gesetzen etwa ist für mich eher sinnvoll als eine moralische Pflicht. Etwas als sinnvoll anerkennen macht es, finde ich, leichter, etwa Gesetze zu befolgen als nur rein pflichtgemäß.
Da hast du Recht. Wenn wir einen Sinn in etwas sehen, dann können wir es einfach befolgen. Wenn es uns sinnfrei erscheint und wir uns nur aufgrund unserer Pflicht daran halten sollen, dann ist das eine echte Herausforderung.
Damit ist nicht unbedingt die Pflicht einer Regierung, oder einer Autorität gegenüber gemeint, sondern eher die Pflicht gegenüber jedem Menschen, also unsere moralische Pflicht und unsere Pflicht, die Gesetze zu befolgen. Etwas was heutzutage immer seltener geschieht. Kant ist heute genau so aktuell, wie zu seinen Lebzeiten. Das ist zumindest meine Meinung.