Wie viel Tavor nimmt ihr und warum?

5 Antworten

Hallo Inkognito!

Ich nehme Tavor nicht ein.

Ich musste mal eine Tavor einnehmen. Danach schlief ich wie ein Murmeltier. Als ich meine Augen wieder öffnete, war bereits der Tag um, aber ich hell wach. Da schwor ich mir, nie wieder Tavor nehmen zu müssen.

Tavor ist nicht nur ein harmloses Mittelchen, sondern ein Benzodiazepin. Das Medikament zählt zu den am häufigsten verordneten Psychopharmaka.

Denn der Wirkstoff greift vor allem im Gehirn, wo die Erregbarkeit der Nervenzellen herabgesetzt wird.

Die Benzos machen relativ schnell abhängig, weshalb sie nur kurzzeitig verordnet werden sollten. Es hat daher schon einen triftigen Grund, warum du nur schwer von deinem Hausarzt Tavor bekommst.

Wenn du unter schweren Depressionen leidest, empfehle ich dir, einen Psychiater oder Psychotherapeuten aufzusuchen, die speziell psychische Erkrankungen behandeln.

Alles Gute! Sarkasie 


Rapunzel324  22.08.2024, 19:02

Ich habe zweimal im Leben eine Tablette Tavor > Lorazepam, in niedriger Dosierung genommen. Eine bei der Beerdigung meiner Mutter und eine bei der Beerdigung meines Vaters. Durch die Medikation war ich zumindest etwas ruhiger, aber nicht müde.

Ansonsten sind Benzodiazepine ein No Go und sollten nur als Notfallmedikament verwendet werden, mit Ausnahme für Palliativpatienten. In der paĺliativen Situation spielt die Abhängigkeitspotentiale keine Rolle mehr, sondern lediglich die Linderung der Symptomatik. Vor allem lindert Lorazepam die Ängste der Palliativpatienten gut, auf Grund der hohen Anxiolyse.

2
Sarkasie  22.08.2024, 21:20
@Rapunzel324

Hallo Rapunzel324, danke für dein Feedback.

Wenn ich die angemessene Dosis (Stärke) erhalte, ist es meist auch kein Problem.

Aufgrund eines unschönen Ereignisses bei einem diagnostischen Eingriff in der Bauchlage, mein Kopf wurde mit einem Gurt fixiert, ich hatte außerdem auch eine verstopfte Nase, daher kaum Luft bekommen, sollte dann auch noch ich die Luft anhalten. Das war für psychische Folter. Die MRT sagte einfach nur zu mir: "Reißen Sie sich zusammen. Es ist nicht schlimm." Puh, da musste ich erst einmal durchatmen.

Deshalb bat ich bei dem nächsten diagnostischen Eingriff um ein Beruhigungsmittel.

Das war Lorezepam 2,5 mg. Leider bekam ich diese Tablette erst kurz, 15 min vor dem Eingriff.

Aber wieder ein unschönes Ereignis erlebt.

Die Tablette wirkte noch nicht, ich bekam wieder keine Luft.... und einen barschen Kommentar der MRT zu hören.

Später stellte sich heraus, es waren 2 halbe Tabletten a 2,5 mg, also insgesamt 5 mg. Für diesen Umstand hatte sich das medizinische Personal bei mir entschuldigt.

Trotzdem möchte ich keine Tavor mehr. Dann lieber Mirtazapin Schmelztablette, die schon innerhalb von 15 min bei mir wirkt. LG

2
Sarkasie  23.08.2024, 05:17
@Sarkasie

Sorry, statt Lorazepam 2,5 mg, hatte ich versehentlich 2 halbe 2,5 mg Diazepam bekommen 🙈 Dennoch möchte ich weder dies noch jenes nehmen, weil ich auch Herzstolpern hatte. Es war zwar harmlos, könnte aber für andere beängstigend sein. Daher unbedingt auch noch meine Korrektur. 

2

Tavor enthält den Wirkstoff Lorazepam und ist ein Arzneimittel aus der Gruppe der Benzodiazepine welches primär als angstlösendes Beruhigungsmittel Anwendung findet. Benzodiazepine (wie Lorazepam) haben jedoch keine antidepressive Wirkung.

Aufgrund des hohen Abhängigkeitspotenzials von Benzodiazepinen dienen diese Arzneimittel als sogenannte Notfallmedikamente, welche nur puntktuell bzw. kurzzeitig und dies in möglichst niedriger Dosierung (Standartdosis ist 1mg bei Bedarf, max. 3mg pro Tag) eingenommen werden sollten. Benzodiazepine eigenen sich nicht zur Dauermedikation. Bei zu häufiger Einnahme wird man nicht nur abhängig, sondern es kommt auch zu einer Toleranzentwicklung bzw. dem Verlust der Wirksamkeit. Eine hoch dosierte Einnahme ist also längerfristig kontraproduktiv.

Es gibt Menschen, die abhängig sind, und dauerhaft relativ hohe Dosen einnehmen. Insbesondere ältere Menschen oder Personen mit schweren chronischen psychischen Erkrankungen bei denen sämtliche andere Behandlungsversuche fehl schlugen. Doch erstrebenswert ist dies nicht.


Bircan2012  19.08.2024, 21:01

Es gibt Benzodiazepine die für eine dauerhafte Einnahme geeignet sind, wie Frisium und Apiprazol, diese findet man allerdings im Kontext einer Depression wieder, sondern in der Unterstützung bei Epilepsie und Verhaltensstörungen. Diese Benzodiazepine haben auch die längste Halbwertszeit.

0
samm1917  21.08.2024, 07:37
@Bircan2012

Klar, wenn eine Dauerbehandlung in Ausnahmefällen notwendig sein sollte (z.B. bei älteren schwer kranken Menschen), sollten Benzodiazepine mit langer Halbwertszeit (z.B. Diazepam oder Clobazam) eingesetzt werden. Doch auch diese eigenen sich eigentlich nicht zur Dauertherapie. Aripiprazol ist übrigens kein Benzodiazepin sondern ein atypisches Antipsychotikum. Es ist zur Behandlung schizophrener Psychosen und manischer Episoden (bipolare Störung) zugelassen, wird jedoch häufig im off-label use bei Depressionen eingesetzt. Aripiprazol eignet sich -im Unterschied zu Benzodiazepinen- sehr wohl zur Dauerbehandlung.

0
Bircan2012  21.08.2024, 13:53
@samm1917

Ah, sorry- wie konnte ich so abschweifen🫠

meinte natürlich:

Clonazepam Handelsname: Rivotril (Langzeitbehandlung nur Kombination mit einem Antiepileptika- keine Monotherapie!)

Clobazam: Frisium (Langzeitbehandlung nur Kombination mit einem Antiepileptika, keine Monotherapie!)

Nitrazepam : Mogadon (Langzeitbehandlung nur Kombination mit einem Antiepileptika, keine Monotherapie!)

0
Bircan2012  21.08.2024, 13:59
@Bircan2012

Diese Benzodiazepine haben eine lange Halbwertszeit und werden aufgrund ihrer antikonvulsiven Eigenschaften hauptsächlich als Zusatztherapie (Kombinationstherapie) zur Behandlung von Epilepsie verwendet

0
samm1917  22.08.2024, 11:22
@Bircan2012

Dabei geht es um die Behandlung von Epilepsie, nicht um jene von Angst-, Erregungs- und Unruhezustände, Schlafstörungen oder Depressionen. Im Vordergrund steht also die antikonvulsive (antiepileptische) Wirkung dieser Medikamente. Diesbezüglich findet keine Tachyphylaxie (Toleranzentwicklung) statt und eine Abhängigkeit nimmt man bewusst in Kauf, da die Anfälle nur so unter Kontrolle zu bringen sind. Was die beruhigende und anxiolytische (angstlösende) Wirkung betrifft, da findet hingegen ein Gewöhnungseffekt bzw. eine Toleranzentwicklung statt.

0
Inkognito-Nutzer   19.08.2024, 07:57
 Doch erstrebenswert ist dies nicht.

Wenn einem keine andere Wahl mehr bleibt, dann ist das halt so. Versuch mal Jahrelang so zu Leben ohne Hoffnung auf Besserung und jeden Tag nur warten bis er mal vorbei ist.

0
samm1917  19.08.2024, 14:32
@Inkognito-Beitragsersteller

Kenne ich leider mehr als gut. Die Akutphase meiner schweren Depression dauerte 8 Jahre. 26 Medikamentenumstellungen und 2 EKT-Serien inklusive. Benzodiazepine helfen im Notfall, doch ist man abhängig hat man mehr Probleme als zuvor. Und mehr Probleme ist so ziemlich das letzte was man in einer solchen Situation gebrauchen kann.

0
Bircan2012  19.08.2024, 21:07
@Inkognito-Beitragsersteller

Du musst auch andere Therapieansätze in Erwägung ziehen. Das beinhaltet auch die Mitarbeit und Kooperation mit anderen Medikamentengruppen. Diese zeigen aber nicht akut eine Verbesserung, ich sehe deshalb deine Abneigung diesbezüglich. Antidepressiva brauchen einfach Wochen bis Monate bis sie wirklich richtig wirken. Spürbare Verbesserung wirst du aber nach 2,3 Wochen merken. Das ist für dich als Suchterkrankter der aufwändigste Weg. Die Medikation alleine ist nie die Therapie selbst, sondern dient lediglich dazu wieder Antrieb zu verspüren und weitere Instanzen aufzusuchen wie Psychotherapie, Aktivitäten nachzugehen etc.

Auf längerer Sicht wirst du mit deinem Konsum mehr Schaden davon nehmen. Benzodiazepine machen depressiv bei längerer Einnahme.

0

Ich nehme Keins ein, weil es sehr schnell abhängig macht.

Ich würde es mit Baldrian versuchen, hat bei mir gut geholfen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Du zeigst Anzeichen von Missbrauch. Benzodiazepine wie Tavor sind nur für akute Situation angedacht. Abhängigkeit, Missbrauch, Toleranzaufbau, Verschlechterung der emotionalen Stabilität sind die wesentlichen Faktoren. Behandlungsdauer 4-6 Wo.

Für deine Depressionen gibt es andere stimmungsaufhellende Medikamentengruppen - die Antidepressiva

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Inkognito-Nutzer   19.08.2024, 06:40

Was ist wenn meine Akute Situation länger andauert? Es gibt ja Leute die das Wochenlang nehmen weil sie das normale Leben sonst nicht schaffen. Vergleich mich mal, ich konnte die letzten 5 Jahre nichts machen, nur Zuhause gesessen und von Bürgergeld gelebt. Aber ich muss hier raus, gehe bald in eine Maßnahme und dieser ganze Papierkram ist sehr stressig für mich.

Und ich würde lieber einen schlimmen Entzug hinter mich bringen, nachdem ich mir mein Leben aufgebaut habe.

0
Inkognito-Nutzer   19.08.2024, 06:46
@Bircan2012

Es wurde gefragt wie andere dazu kommen, dass sie 10mg tavor am Tag nehmen und das offenbar auch mit dem Hausarzt so abgesprochen ist. Würde ich meinem Hausarzt sagen, das ich diese Dosis brauche, dann würde der mich direkt rausschicken.

0
Bircan2012  19.08.2024, 06:50
@Inkognito-Beitragsersteller

Die Max. Dosis beträgt 7,5mg, alles andere fördert einen Serotonin-Sydrom und Atemdepression. Außer im palliativmedizinischen Bereich kenne ich keine Dosierungen die über 3mg /24 Std. gehen.

0
Vitanex  20.08.2024, 06:46
@Bircan2012

Lorazepam löst kein Serotonin Syndrom aus, es wirkt auf GABA...

1
Bircan2012  20.08.2024, 06:59
@Vitanex

Lorazepam selbst hat keinen direkten Einfluss auf das Serotoninsystem und löst kein Serotonin-Syndrom aus- ja.
Bei Missbrauch kann jedoch eine indirekte Beeinflussung des neurochemischen Gleichgewichts im Gehirn auftreten und Empfindlichkeit, was zu einem Ungleichgewicht führen könnte, das indirekt das Serotoninsystem beeinflusst

0
Inkognito-Nutzer   20.08.2024, 07:01
@Bircan2012

Wenn man es nicht gewohnt ist und direkt bei 3mg einsteigt, dann ist das für mich wie Alkoholisiert sein. Alles ist viel lustiger und einfacher. Richtig glücklich bin ich nicht, aber es ist eine gute Ablenkung für den Notfall.

0

Tavor ist keine langfristige Lösung und es sollte nur ein Notfallmedikament bleiben, wenn man z.B. starke Angst, Panik oder anderweitige psychische Ausnahmezustände hat. Es gibt immer noch Psychiater und auch Hausärzte, die das als regelmäßiges, festes Medikament verordnen, glücklicherweise geht die Zahl meiner Erfahrung nach zurück und es wird nur bedarfsweise im Notfall verschrieben und auch nur geringe Mengen.

Tavor wirkt natürlich super und es geht einem meistens schnell besser damit, es ist unverzichtbar für Akutsituationen. Allerdings ist das auch trügerisch, denn bei regelmäßiger Einnahme stellt sich mehr oder weniger schnell eine psychische und/oder körperliche Abhängigkeit ein, das Medikament verliert seine Wirkung, was dazu führt, dass man immer mehr und mehr nehmen muss, bis man irgendwann bei 2,5mg als Einzeldosis angekommen ist und trotzdem nichts mehr davon merkt.

Das nächste Problem ist, wenn man das Medikament dann nicht bis zum Nimmerleinstag einnehmen will (und das ohne nennenswerten Effekt), was ja auch den Körper irgendwann sehr in Mitleidenschaft ziehen kann wenn man immer Medikamente einnimmt, kommt man um einen Entzug nicht herum. Und Tavorentzug ist hart, alle Symptome die man ursprünglich hatte und deswegen das Medikament eingenommen hat, kommen doppelt und dreifach wieder zurück, plus den körperlichen Entzug, der bei Benzos (also auch Tavor) auch nicht zu unterschätzen ist.

Fazit: im absoluten Notfall ok, regelmäßig (z.B. täglich) ein No-Go. Dann lieber vorher in die Psychiatrie einweisen lassen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – staatl. examinierte Pflegefachkraft i.d. Psychosomatik

Inkognito-Nutzer   20.08.2024, 03:56

Ich nehme es ja nicht täglich zur gleichen Uhrzeit ein, sondern zb Montag 23 Uhr und Donnerstag um 3 Uhr morgens.

Warum muss der Entzug denn schlimm sein? Was ist, wenn man jede Woche 0,25mg reduziert?

0
Agency  20.08.2024, 04:01
@Inkognito-Beitragsersteller

es ist natürlich ideal, wenn man immer leicht reduziert. Das wird normalerweise auch in der Klinik dann so gemacht. Die letzten 1-0,5mg sind meistens die Härtesten für die Patienten, wo man am meisten körperliche und psychische Symptome hat, die oft noch einige Zeit andauern können.

Am Besten wäre es natürlich komplett ohne Tavor auszukommen. Wie gesagt, es sollte für den Notfall sein. Wenn du 2x in der Woche so schlecht beisammen bist dass du es brauchst, würde ich mir an deiner Stelle mittelfristig auch Gedanken machen, wie du weitermachen möchtest...

0