Sind transsexuelle Menschen abhängiger von Meinung fremder Menschen als "normale"?

4 Antworten

Ich würde dir da mal widersprechen.

Als trans Mann tue ich auch einfach nur das, was sich für mich richtig und gut anfühlt. Ungeachtet irgendwelcher Stereotypen.

Bedeutet zum Beispiel: Ich trage hauptsächlich männlich gelesene Kleidung, ja. Aber hauptsächlich , weil das meinem persönlichen Geschmack entspricht. Wenn ich jetzt Lust habe Nagellack zu tragen oder etwas anderes, was gesellschaftlich als eher weiblich bewertet wird, hält mich meine Geschlechtsidentität nicht davon ab. Aber das liegt auch daran, dass ich ein ganz gutes Selbstbewusstsein habe.

Allgemein geht es vielen trans Personen aber auch darum, dass sie ihre innere Empfindung einerseits nach außen tragen und andererseits möglichst wenig auffallen. Das ist manchmal ein ziemlich schmaler Grad und wirklich anstrengend.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – selbst bisexuell und trans
Ich meine uns ist das ja egal was Menschen von uns denken, meistens, wir leben unser Leben und machen keine Gedanken darüber.

Nee, sorry, das kann man so nicht stehen lassen. Mittlerweile sind die Menschen so empfindlich, alles Schneeflocken und Hauptcharaktere, das hat überhaupt nichts mit LGBQT+ zu tun.

Außerdem sind Transsexuelle vielen Vorurteilen ausgesetzt und werden ständig angegriffen. Die meisten leben einfach vor sich hin, das ist wie mit Veganern, manche sind militant, die meisten nicht, aber auffallen tun eben die militanten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin ein Mensch, der zu Gefühlen fähig ist.
Ich meine uns ist das ja egal was Menschen von uns denken, meistens, wir leben unser Leben und machen keine Gedanken darüber.

Falsch, komplett falsch. So ein Denken haben nur die wenigstens, viele erst im höheren Alter oder nie.

Wir sind ständig davon abhängig wie uns das Gegenüber sieht. Sei es im Job ob wir gepflegt, kompetent und seriös erscheinen für die Anstellung oder für Kunden, in der Partnersuche ob wir als begrehenswert, liebenswert, etc. genug erscheinen um ein potentieller Partner zu sein und selbst im Privatleben reflektieren wir als soziales Tier ständig wie wir gerade auf andere wirken könnten.

Die Wahl von Kleidung, Geruch, Auftreten, Frisur etc. ist ein ständiges "So will ich sein, so fühle ich mich wohl/so denke ich wollen andere es" in Relation zu "Wie werde ich damit wahrgenommen".

Aber für transsexuelle Menschen ist sehr wichtig dass Menschen sie für das andere Geschlecht halten und versuchen auf Krampf irgendwelchen geschlechtsspezifischen Normen zu entsprechen.

Wenn du in deinem Wesen männlich bist aber deine Optik weiblich, so entsteht natürlich ein Druck. Wie schon im eigenen Geschlecht sich einige Fragen "Bin ich auch maskulin/feminin genug?" stellen sich die Frage auch Transidente und wissen natürlich, das ihre Optik (gerade vor einer Angleichung) nicht dem Bild entspricht welches man sich von einer typischen Frau oder einem typischen Mann vorstellt. Wenn dann auch noch das Verhalten nicht stereotypisch ist, sehen sich viele mit Sprüchen wie "Du sagst du bist doch ein Junge/Mädchen? Warum machst du dann solchen Mädchen/Jungenkram, stimmt das vielleicht doch nicht?" konfrontiert. Das hat natürlich eine doppelt schwere Wirkung wie bei jemand der seine Biologie noch immer als Beweis seiner Männlichkeit/Weiblichkeit vorweisen kann. Ich habe schon von Transidenten gehört, die nach ihrer Angleichung sich durchaus wieder lockerer verhielten und nicht mehr so sehr darauf achteten was sie taten, weil sie schlichtweg die Sicherheit hatten, selbst mit einem gegengeschlechtlichen Hobby nicht direkt wieder ihrem biologischen Geschlecht zugeordnet zu werden.

Warum machen sie ihr Geschlecht als lebensmittelpunkt vorallem wenn ja genau von dieser Organisation behauptet wird das Geschlecht ist egal weil es ein Spektrum ist?

Weil es noch immer ein eigenes Wohlbefinden gibt. Du bist laut Profil weiblich. Würdest du dich als Frau wohl fühlen, wenn du starken Bartwuchs, Körperbehaarung, einen Stimmbruch und Haarausfall bekommen würdest? Ich vermute Nein. Warum sollte dann eine transidente Frau darüber glücklich sein? Wiederum warum sollte ein transidenter Mann sich über eine hohe Stimme, keinen Bartwuchs und Brüste freuen?

Davon ab kann jeder das Geschlecht als egal empfinden, das macht aber dein Gegenüber deswegen nicht automatisch auch. Geschlechtsbezogene Behandlung ist in der Gesellschaft noch immer massiv vorhanden. Gerade transidente Frauen stehen hier unter einem massiven Druck. Verhalte dich biologisch männlich einfach ungezwungen wie eine Frau und das den ganzen Tag. Je nach Beruf eckst du bereits um 7 Uhr morgens in der Arbeit an, wenn du denn dann noch deine Arbeit hast.

Man kann doch als Frau kurze Haare haben und Kleidung tragen...

Und hier verstehst du schon Transiente nicht mehr.

Spielen wir doch mal dein Spiel mit. Ein Transmann lebt ungezwungen wie ein Mann, er kann ja tun was er will.

  • Darf er mit Brüsten nur in Badeshorts in Schwimmbad oder an den Strand und niemand schaut auf die Brüste oder verbietet es ihm?
  • Kann ein Transmann sich einen Bart wachsen lassen ohne Angleichung und selbst wenn. Es gibt Frauen mit starkem Bartwuchs, weißt du wie die behandelt werden?
  • Darf er an alle Orte für Männer wie auch die Reeperbahn, Umkleiden etc. und wird gleichwertug als Mann behandelt?

usw.

Und wie groß ist die Warscheinlichkeit einer männlichen Behandlung. Glaubst du mit dir reden die Jungs über ihre letzte heiße Nacht, nehmen dich mit zu allem möglichen "Männerkram" etc. nur weil du dir die Haare kurz schneidest und sagst "Ich möchte das aber"? Häufig ist das nicht der Fall.

Versuch auch mal im Berufsleben in einigen Jobs dich gegengeschlechtlich zu kleiden oder als Frau auf Schminke zu verzichten etc. da siehst du die frische Luft schneller als dir lieb ist.

Warum das Geschlecht ist doch für "normale" Menschen total unwichtig, wir denken nicht darüber.

Richtig, weil es übereinstimmt. Wenn dich alle behandeln wie du dich empfindest gibt es für dich keinen Grund einen Gedanken daran zu verschwenden. Würde dich ab morgen jeder wie einen Mann behandeln würdest auch du über das Thema nachdenken.

Ich bin Asexuell, ich habe keine Intention über Sexualität nachzudenken, andere tun dies aber teilweise den halben Tag. Ich kann das nicht nachvollziehen weil ich nicht betroffen bin. Deswegen sag ich aber nicht "Dann denk doch nicht mehr drüber nach und gut ist es" weil das für nicht Asexuelle eben relevant ist.

Das stimmt finde ich nicht ganz so. Es gibt zwar Transmemschen, welche ihre Geschlechtsidentität in den Mittelpunkt ihrers Lebens stellen, was man teilweise in den Sozialen Medien sehen kann, allerdings macht das auch nicht jeder.

Die meisten Transpersonen, denke ich mal, wollen auch einfach ihr Leben leben. Natürlich haben Haare, Kleidung und sonstiges nichts mit dem Geschlecht zu tun. Man ist aber dann nunmal keine Frau oder kein Mann, wesswegen man sich dann auch nicht als Frau mit kurzen Haaren oder als Mann mit langen Haaren sehen kann, weil man es eben nicht ist.

Die Geschlechtsidentität von Transpersonen stimmt nicht mit dem biologischen Geschlecht überein, das ist so als ob man ein männliches Gehirn in einem weiblichen Körper oder andersrum hätte.

Ich persönlich bin ein Transmann und ich gehe meinen eigenen Weg und zwar für mich und nicht für jemand anderen. Ich schreie mein Geschlecht auch nicht raus in die Welt oder sonstiges ich sage auch nicht jedem, dass ich Trans bin, weil es meine Sache ist und es die anderen nichts angeht. Ich versuche auch nicht "typisch" männlich zu sein sondern bin einfach ich selbst. Ich kleide mich so wie ich es möchte und meine Haare sind kurz, weil es mir so einfach gefällt. Würden mir Röcke oder Kleider gefallen, würde ich diese auch tragen, aber dadurch wäre ich nicht weniger männlich.

Mein persönlicher Weg ist auch mittlerweile nur noch Nebensache, weil die wichtigsten Dinge habe ich schon für mich erreicht. Bei mir stehen ganz andere Dinge im Mittelpunkt. Mein Geschlecht ist nicht das wichtigste, aber dennoch könnte ich nicht als Frau leben, weil ich mich so nicht wohl fühle in dem Körper und ich es auch einfach nicht bin.

Was natürlich aber wichtig für Transpersonen ist, dass sie eben als das Geschlecht welches sie sind wahrgenommen werden, weil sie als Mann nicht als Frau angesprochen oder gesehen werden wollen und umgekehrt genauso.

Man kann nicht alle Transpersonen in einen Topf schmeißen, weil jede Person anders ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin Trans ftm