Kann das intensive Nachdenken eines Atheisten über die Existenz / nicht Existenz Gottes paradoxerweise dazu führen, dass die ernsthafte Auseinandersetzung...

Chicken113  12.09.2024, 00:19

Ist das jetzt bezogen auf die Beziehung zwischen Mensch und Gott?

SimpleHuman 
Beitragsersteller
 12.09.2024, 00:19

Ja

7 Antworten

Es gibt die eine Sorte, die mit diesem Thema abgeschlossen haben und so sich keine Gedanken drüber machen. Manche lehnen ja Gott auch aus Wut ab, deswegen ist es schwer zu sagen. Und dann gibt es die andere Sorte, der kein Glauben zusagt, wodurch sie immer wieder drüber nachdenken

Yup! Das führt oft zum Pantheismus oder auch zum Agnostizismus.

Ich kenne einen Satz eines Musikers, der mal ungefähr Folgendes sagte: "Ich bin mir nicht sicher, ob ich an Gott glauben soll. Und diskutiere ständig mit ihm über dieses Problem".

In deiner Frage wird ja nicht das Ende der Frage nach Gott gemeint. Sondern eben genau diese Auseinandersetzung mit dem, was man zu glauben imstande und willig ist.

Fast jedes geistig reifende Kind wird sich irgendwann von der Vorstellung des Gottes als alten Mann mit weißem Bart verabschieden.

Insofern ist eine Frage nach Gott auch immer eine Frage der eigenen Selbsterkenntnis. Wer der Erkenntnis ist, dass er nicht an Gott glaubt, erkennt nur seinen Glauben, der beinhaltet, dass es keinen Gott gibt. Andere sehen das konträr: Weil sie an Gott glauben, muss es einen geben. Doch beide Annahmen, Überzeugungen, Vorstellungen sind nur subjektive Wertungen.

Ein Atheist, der beschlossen hat, nicht an Gott zu glauben, hat nur aufgegeben, der Frage nachzugehen. Genauso wie jemand beschlossen hat, über sich nicht weiter nachzudenken. In beiden Fällen nimmt man wohl an, es gibt nichts zu entdecken.

Blindes Vertrauen ist Blindes Vertrauen, aber kein Beweis für Gott! Man kann auch blindes Vertrauen in jeglichen anderen Götzen haben, den man für real wähnt.

Ein Kind im Schmusealter traut einem Teddy mehr zu, als Gott. Weil der Teddy in gewisser Weise näher an den magischen Vorstellungen eines "einfachen" Geistes anknüpft, als selbst die einfachsten Formen eines "übernatürlichen Gottes", bzw. die Vorstellungen von so einem. Der nächste "Helfer", dessen angstlösende oder selbst stärkende psychologische Wirkung nicht unterschätzt werden sollte, ist das Amulett, Engelvorstellungen und Gebete; aber auch Weihwasser, religiöse Rituale bis hin zur eingebildeten Überzeugung, Gott existiert.

Nicht, dass ich die positive Wirkung aller dieser geistigen "Krücken" infrage stelle.

Der Glaube an Gott hat durchaus etwas Gut tuendes. Ob es allerdings die "Rückwirkung" eines Gottes ist, der das unbestreitbar auslöst, darf angezweifelt werden. Denn es ist ja nicht der Teddy, der ein unsicheres und ängstliches Kind friedlich schlafen lassen. Der tut rein gar nichts. Es ist das magische Denken des Kindes selbst, das dem Teddy Schutzgewalt zuschreibt. Also, das Kind schützt sich im Umweg über die Projektion, der Teddy habe Macht, selbst!

Ist OK. Funktioniert, zweifellos, auch mit dem Glauben an Gott, Engeln und leider auch auf negativer Ebene, durch den Glauben an Dämonen, Satan, Hexen - und modern z.B. im Glauben, politische Verschwörungsmächte seien am Werk.

In der Wissenschaft geht man deshalb in Gottesfragen immer stärker nach den Tatsachen vor. Es ist unbestritten, dass es im Universum Regeln, Gesetze, Zusammenhänge, Wandlungen, physische, biologische und chemische "Mächte" etc. gibt, die gewisse Geschehen bewirken. Dies zu leugnen ist dumm!

Ein Atheist glaubt nicht an Gott, leugnet aber nicht das, was man Gott zuschreibt. Wie ist das zu verstehen?

Beispiel: Vor langer Zeit glaubte man in Nordeuropa als Wikinger an Asgard (vergleichbar mit dem Himmel, dem Sitz der Götter), Midgard, die Welt des Menschen und Udgard, (Unterwelt) die Ebene der Toten und Dämonen, quasi die Hölle.

Auch im alten Griechenland gab es entsprechende Einordnungen: Olymp, Sitz der Götter, die Menschenwelt und den Hades, die Unterwelt.

Blitz und Donner wurden früher zwar wahr genommen, konnten aber wissenschaftlich nicht erklärt werden, bzw. man wusste nicht, warum es diese Naturereignisse gab. Ergo setzte man hier Thor, den Donnergott und dort Zeus, den Gott, der Blitze schleudert, als Ursache ein.

Die Wissenschaft leugnet die Wahrheit/Tatsache von Blitz und Donner nicht. Nur, dass es von Göttern verursacht wird. Diese Erkenntnis dürfte auch für gläubige aller Religionen einleuchtend sein. Erstaunlich ist für mich nur, dass sie hinsichtlich allen anderen Tatsachen, Ereignissen, Wahrheiten oder Erscheinungen trotzdem ein Gott dahinter wähnen. Das ist, wie wenn man immer noch hinter Blitz und Donner einen dementsprechenden Gott als Wirkung zu kennen glaubt!

Auch im Hinblick der "geistigen" religiösen, oder spirituellen, vielleicht auch der okkulten und esoterischen Vorstellungen von der Welt liegt das gleiche Glaubensprinzip vor.

Kein ernst zu nehmender Atheist leugnet diverse Ursachen, die Wirkung generieren. Sie glauben nur nicht, dass Gott dahinter steckt. Bei Gläubigen ist es anders. Sie erklären bislang Unerklärtes für den Beweis, dass es Gott gibt, weil es ja diese ungeklärten Dinge gibt.

Ein ernsthafter menschlicher Geist ist jedoch niemals Atheist. Denn Atheisten sind gewissermaßen wie jemand, der nichts weiß, aber leugnet, dass man noch etwas zu wissen erfahren kann.

Zu deiner Frage:

Klar können Atheisten, eben weil sie keine Antworten auf ungeklärte Fragen haben, sich entschließen, bevor diese Lücke in meinen Gedanken bleibt (Unwissenheit) schließe ich sie kurzerhand mit dem Glauben.

Und der, siehe oben, hat ja durchaus tatsächliche Wirkungen.

Ich denke, eine Anforderung an die Evolution des Menschen ist nicht, sich atheistisch festzulegen; auch nicht, sich gläubig um die Frage nach Gott zu drücken. Denn wenn Gott nur durch Glauben existiert, dann existiert er eben im Universum nicht, wenn es keinen Menschen mehr gibt. Ergo sollte er, sofern es ihn gibt, nur durch unbefangenes Forschen und Fragen und Suchen eruiert werden, wenn er so gefunden werden kann.

Und diese Anforderungen können Kinder und Fromme und sture Atheisten nicht erfüllen.

Denn deren geistige "Abgeschlossenheit" bzw. "Kleingeistigkeit" (ist keine Diskriminierung) verhindert ja, dass man überhaupt etwas entdeckt, sollte es etwas bislang Unbekanntes (Gott) geben. ;-)


SimpleHuman 
Beitragsersteller
 12.09.2024, 02:04

Danke für diesen ausführlichen Beitrag

Mayahuel  12.09.2024, 06:03
Es ist unbestritten

Nö.

Goldlaub  12.09.2024, 08:34
@Mayahuel

Du bist nicht dieser Meinung: Es ist unbestritten, dass es im Universum Regeln, Gesetze, Zusammenhänge, Wandlungen, physische, biologische und chemische "Mächte" etc. gibt, die gewisse Geschehen bewirken. ?

Es gibt die Rotation, die Gravitation, die Fliehkraft, die Adhäsion, das Licht, die Energie, Atome, Photosynthese, Meiose, Intellekt, usw.

Ich schrieb "Mächte" in Anführungszeichen. Weil ich nicht explizit göttliche Mächte meinte, sondern jene, die als göttliche Mächte vereinfacht sind.

Bestreitest du das immer noch?

Mayahuel  12.09.2024, 08:45
@Goldlaub
Weil ich nicht explizit göttliche Mächte meinte,

Karma kommt ohne Götter aus und wird oft als Macht beschrieben.

Ein ernsthafter menschlicher Geist ist jedoch niemals Atheist.

Ein ernsthafter menschlicher Geist ist jedoch niemals A-Koboldist.

Da Nicht-Existenz von solchen Wesen nicht bewiesen werden kann, bleibt die Frage offen, ob Kobolde existieren. Trotzdem werden Kobolde in der Wissenschaft nicht in Hypothesen berücksichtigt, da es keine guten Belege für sie gibt.

Goldlaub  12.09.2024, 10:26
@Mayahuel

Danke für deine Antwort.

Ja. Inwiefern behaupte ich, dass die Wissenschaft Kobolde oder Gott in Hypothesen berücksichtigt?

Sie berücksichtigt doch auch keinen Donnergott in ihren Nachweisen, was und wie ein Gewitter ist!

Warum ich schrieb, dass ein an ernsthaften Erkenntnissen interessierter Mensch kein Atheist ist:

Wenn die Wissenschaft, die noch nicht weiß, (wusste), dass Fliehkraft und Gravitation die Beständigkeit der Umlaufbahnen der Planeten bewirkt(en), sie aber ausschließt, dass es eine Art Gesetz gibt (eben die Kombination Gravitation, Fliehkraft), und damit aufgehört hätte, die Gravitation und Fliehkraft überhaupt zu finden, zu entdecken, einzuordnen - wie anders wäre sie darauf gestoßen?

Ich denke, ich weiß worauf sich deine Kritik bezieht; und sie ist darauf auch berechtigt.

Aber ich habe nicht Gott hinter allem manifestiert. Sondern nur das, was man als Gott bezeichnet nicht negiert. Also das Gewitter, das als Donnergottes Ursprung definiert ist. Es spielt keine Rolle, ob man die Wirkung einem Gott zuschreibt oder physikalischen Gesetzen. Heißt: Dann ist der Donnergott eben nur eine andere Bezeichnung für die physikalischen Gesetze. Und Gott eben nur eine Verallgemeinerung ALLER Gesetze!

Was die Wissenschaft auch als "Weltformel" versucht zu definieren, ist nichts anderes, als diese Erklärung.

Karma ist auch als Gesetz, Regel oder Macht definiert, ja. Aber auch Frühling, Sommer, Herbst und Winter; ebenso die Geburt der Flora und Fauna, deren Tod und ihre Wiederbelebung/Wiedergeburt ist quasi ein Vorgang, der durchaus als "von Mächten initiiert" bezeichnet werden kann. Diese Mächte finden sich dann als wissenschaftliche Erkenntnisse z.B. als Geninformation, die einen kompletten Baum im Samen abbildet und einen neuen Baum "inkarnieren" lässt. Diese Tatsache kann man nicht leugnen.

Ob das auch im Karmaglauben hinsichtlich des Menschen so wissenschaftlich definiert werden kann, ist eine andere Frage. Tatsache ist aber auch auf den Homo sapiens bezogen die Erbgesetzmäßigkeit. Nur was in den Genen vorausgesetzt ist, kann werden! Ergo hat diese Erbinformation Macht über das individuelle Leben, sprich über das Ausmaß (das Maß) des Lebewesens. Es ist eine MACHT! Oder nicht?

Der nicht minder wichtige Aspekt ist die geistige Komponente. Also der Intellekt, mit dem wir all dies in unser Wissen bzw. in unseren Glauben mit hinein nehmen. Wir können darüber sinniere, philosophieren, debattieren und Fragen stellen. Das tut ein Eichenblatt nicht. Diese "höhere" Eigenschaft oder Kompetenz besitzt der Mensch.

In der Bibel wird mit einer diesbezüglichen Metapher auch darauf verwiesen:

Als der Mensch vom Baum der Erkenntnis Erkenntnis erlangte, bekam er etwas, das das Eichenblatt nicht bekam. Eben jene "Zugehörigkeit" zu etwas, das nicht in den Genen verwurzelt ist. Die geistige Progression. Also die Gabe, sich durch die Erweiterung der geistigen Kompetenzen (Wissen, Schlussfolgern, Logik, Zweifel, Versuch und Irrtum, Neugier, usw) mehr anzueignen.

Diese "geistige Welt" ist ebenfalls eine Tatsache. Jeder denkfähige Mensch kann sie in sich selbst eruieren. Diese "Macht" ist ebenso schöpferisch, wie man es archaisch Gott zuschreibt. Da aber diese schöpferische Kraft tatsächlich vorhanden ist, und sie wie die schöpferische Kraft des "Schöpfers" gleich gestellt ist (auch Gott wird ja in dieser Ebene als "Geist" bezeichnet) ist Gott ergo auch im Menschen "tätig".

Man muss diese geistige Komponente/Kraft nicht als Gott bezeichnen, klar.

Aber sie ist nun mal vorhanden.

Ein Atheist wird sie sowieso nicht als göttliche Kraft definieren. Aber allein schon seine geistige Möglichkeit, seine eigene geistige "Arbeit" wahrzunehmen ist doch eine Art Einblick in etwas, das man nicht leugnen kann. Wie kann ich leugnen, indem ich glaube, ich kann es gar nicht.

Ich denke, auch Atheisten haben eine eingeschränkte Vorstellung von Gott. Die sie dann leugnen. Sie leugnen aber - wenn man es genau betrachtet - nur diese eigene Vorstellung von ihm. Man kann nichts leugnen, das man nicht kennt.

Wenn sie keine Vorstellung von ihm haben, gibt es nichts, das sie ablehnen können. Dann lehnen sie ein "Tabula Rasa" ab. Wozu?

Warum erklären sie nicht: "Ich sehe bzw. ich glaube nur (an) ein unbeschriebenes Blatt. Da ist kein Gott zu sehen. Dieses unbeschriebene Blatt hab ich aber "im Blick".

Wer initiiert diesen Blick? Die geistige Komponente des Mensch-Seins. Sie ist in gewisser Weise etwas "Erhabenes", etwas, das weit über die Fähigkeiten des Eichenblattes hinaus geht. Man muss sie nicht als etwas Göttliches verstehen.

Wenn Atheisten dies allerdings leugnen, weil es nichts mit ihrer Vorstellung von einem Gott zu tun hat, der im Grunde nicht anders ist, als die Vorstellung der Gläubigen, dann leugnen sie eine Tatsache; die der "Erhabenheit", die sie ja selbst auch haben. (Nachlesen, was ich unter Erhabenheit verstehe).

Leugnen sie auch, wenn man Gott als das bezeichnet, was vielleicht als "Geist" der Erkenntnisfähigkeit" bezeichnen kann?

Ja, der Ansicht bin ich auch. Denn derjenie hat sich mit Glauben und Gott vermutlich intensiver auseinandergesetzt als viele läubige.