Jugend mehr ausleben?

10 Antworten

Ich habe meine Jugend genutzt und genossen.

Die allerdings zum damaligen Zeitpunkt, bedingt durch Verbote meiner Eltern, erst so richtig ab der Volljährigkeit begann. Ab da konnte ich entscheiden, wohin ich (meist abends) gehe und wie lange ich bleibe.

Mit 19 Jahren habe ich eine eigene Wohnung bezogen und meine Freiheit umso mehr genossen.

Und das Schöne daran ist auch, dass ich nichts zu bereuen habe.


rotesand  25.09.2024, 18:55

Ich hatte kaum echte Verbote, es galt das Prinzip, ich müsse selbst entscheiden, wann es "gut ist", auch bei Zigaretten usw. - und das half mir sicher auch dabei, selbst Nichtraucher zu werden. Es hieß damals nur ... Junge, das ist dein Geld und deine Gesundheit & du wirst schon sehen, dass das nix bringt und doof ist und du dann halt keine CDs mehr kaufen und keine Fotos mehr entwickeln lassen kannst und immer stinkst, wenn du qualmst.

Ginkgo926  25.09.2024, 19:05
@rotesand

Das hört sich für mich nach einem harmonischen Elternhaus an!

Meine Jugendzeit liegt sehr lange zurück. Für die damaligen Verhältnisse habe ich ohne Reisen viel erlebt und ich hatte nicht das Gefühl was verpasst zu haben.

Nein, jeder Abschnitt meines bisherigen Lebens war rückblickend völlig in Ordnung so wie er war.

Ja, ich wünschte, ich hätte mich mehr ausgelebt. Mir fehlen wichtige Erfahrungen die andere in dem Alter gemacht haben. Es war halt einfach nicht möglich 😅


Inkognito-Nutzer   25.09.2024, 18:39

Ich glaub ich weiß was du mit "Einfach nicht möglich" meinst ):

Das ist jetzt rund 20 Jahre her - meine Jugendzeit (bin Jahrgang 1990) war relativ "bieder", zumal wir in der Vorstadt einfach viele Möglichkeiten sowohl zur Freizeitgestaltung als auch zur Entfaltung gar nicht hatten; das Milieu war extrem spießig bis reaktionär und hat uns viele Wege versperrt.

Ich habe heute allerdings echt nicht das Gefühl, etwas vermisst oder nicht bekommen zu haben und hege auch keinen Groll oder so was, im Gegenteil. Wir haben es eher verstanden, mit den sehr begrenzten Optionen, die wir hatten, sehr viel Schönes zu machen - egal ob Fahrradtouren, Partys, Halloween, Fasching, Filmeabend, Nachtwanderungen, Flaschendrehen, was auch immer - und schlecht war es nicht, im Gegenteil :-). Ich muss sagen: Mehr wäre auch nicht gegangen als das, was wir gemacht haben.. und es war zwar bieder, aber es war nicht so, dass man essentielle Erfahrungen nicht gemacht hätte. Erster Kuss, erste Freundin, erstes Mal, Viva und MTV, Alkohol ... das gab's alles :-)

Es bringt sowieso nix, der Vergangenheit nachzuhängen - weil es immer einen Sinn hat & es war halt so, wie es ist - ich vermisse nichts. Aber ich war auch nie einer, der Vergleiche zu anderen gezogen hat,.. andere hatten selbst damals sicher die coolere Jugendzeit, aber die hatten ganz andere Möglichkeiten. Bei uns kam es erst richtig in Fahrt, als wir den Führerschein hatten & ein eigenes Auto und die Option, weg zu kommen. Ich hatte einen uralten Audi 100 für 500 Euro, der mir unendlich viel Freiheit schenkte.

Ich denke heute wirklich gern an die Zeit zurück, in der wir z.B. die Musik von Kate Ryan (in die war ich etwas verknallt^^) oder Cascada oder The Rasmus oder Maroon 5 oder Wolfgang Petry und DJ Ötzi gehört haben oder Viva geguckt haben und uns dazu frei fühlten, so frei, wie man sich in diesem tristen "Ambiente" halt fühlen konnte :-)

https://www.youtube.com/watch?v=se8eIu64B7s

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ginkgo926  25.09.2024, 18:47

Sehr schön beschrieben!

rotesand  25.09.2024, 18:53
@Ginkgo926

Es war halt auch genau so :-)

Unser Umfeld war hinsichtlich seiner Spießigkeit erdrückend & ich denke mir oft ... pouh, wie hab ich das nur ausgehalten; wahrscheinlich nur, weil mir der Vergleich fehlte und ich es halt akzeptiert habe und mir die schönen Seiten so hochgehalten habe ... andererseits hatte es seine coolen Seiten & ich denke gern dran zurück, wie wir mit den Rädern unterwegs waren oder auf dem Pausenhof nachmittags rumsaßen und dazu "Extaler Wasser" aus der Dose tranken und dazu "Marbello" Schokokekse vom Schlecker aßen ... oder Autos gucken waren oder Musik hören (Radiohören war ein echtes Hobby) oder was auch immer - wir waren mit sehr einfachen Mitteln zufrieden und brauchten nicht viel Geld. Hier mal 99 Cent für Kekse, da mal 99 Cent für eine Ritter Sport, da mal 3.99 Euro für eine CD (gab es bei Schlecker), aber jeder hatte eine Kleinbildkamera (analog, Filme gab es bei Schlecker) und eine einfache Uhr, ein Fernglas und ein einfaches Taschenmesser, mit dem man Dinge geschnitzt hat. Wir waren provinziell, aber authentisch - und deswegen sind wir es heute noch. Ich habe zu vielen noch Kontakt, bin inzwischen wider Willen aber i.wie doch gern der Typ, bei dem die Fäden zusammen laufen & habe den Eindruck, dass ALLE gut ins Leben gekommen sind und zurecht kommen.

Nicht zu vergessen die Mode der 2000er - unsere Shirts waren zwar von Aldi oder Bonprix, aber es war cool & man fühlte sich super, wenn man ein kurzärmliges Polo anzog über einem weißen Langarm oder so was^^ und ein Freund von mir trug im Sommer 2004 oft ein Shirt, das aussah wie ein dunkelblaues Kurzarm T-Shirt über einem weißen Langarmshirt und dreimal darfst raten, welches Shirt ich wenig später selber gekauft habe und wie cool damals im Oktober 2004 dieses Gefühl war.. da habe ich echt gedacht, die Welt dreht sich NUR um mich ;-)