Ist Deutschland de facto zu einer Kolonie der USA geworden?

7 Antworten

Ursprünglich wollten die Amerikaner nach der durchgeführten Entnazifizierung im Jahr 1950 aus Deutschland wieder abziehen.
Dann kam der Koreakrieg.
Das stalinistische Nordkorea überfiel das nichtkommunistische Südkorea.

Damit war das aggressive Expansionsstreben der Sowjetunion - die ein Jahr zuvor eine eigene Atombombe gezündet hatte - augenscheinlich.

Man mußte konkret befürchten, daß ein solcher Überfall nach dem Abzug der Amerikaner aus Deutschland auch von der DDR aus -der Sowjetzone - nach Westdeutschland losbrechen hätte können.
Daraufhin beschlossen die USA, in Deutschland stationiert zu bleiben, um Europa Stalin nicht zum Fraß vorzuwerfen.

Deutschland ist von den USA längst nicht mehr besetzt.
Natürlich hat die USA diese Gelegenheit auch genutzt, ihre Absatzmäkte auf Deutschland auszuweiten. Wo man Geschäfte machen kann, werden sie gemacht.

Deutschland wurde von den USA beschützt. Ach wenn es sich manchmal wie eine Besatzung angefühlt haben mochte. Die GIs waren bei ihrer Suche nach Zerstreuung in den deutschen Gastronomie-Nächten alles andere als zimperlich. Viele deutsche "Fräuleins" waren willig. Das hat die Jungs aus Amerika bei den Deutschen nicht besonders beliebt gemacht. Ich bin nachts Taxi gefahren in einer deutschen Garnisonsstadt mit amerikanischen Kasernen. Die Lieder dieser Nächte singe ich hier besser nicht. Aber seit dieser Zeit habe ich Jeans, diese amerikanischen Hosen, nie wieder angezogen.

Bis auf den heutigen Tag ist Deutschland auf den militärischen Schutz der USA angewiesen.

Deutschland als Kolonie der USA zu betrachten, ist Effektheischerei.
Die AfD bezeichnet inzwischen die CDU nicht als deutsche Partei, sondern seit jeher als transatlantischen Vasall.

Nur unter dem Schutzschirm der USA konnte Deutschland zu dem werden, was es heute ist. Das mag einem nicht passen. Man muß Amerika auch nicht mögen.
Aber Realitäten sind manchmal alles, nur nicht angenehm.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Im Falle einer Besetzung würde man sich an allen Ecken sehen, insbesondere in Ämtern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in Besatzungszonen aufgeteilt, wobei die USA eine entscheidende Rolle spielten. Der Marshallplan und andere wirtschaftliche Hilfen schufen eine enge Abhängigkeit zwischen den beiden Ländern. Deutschland ist Mitglied der NATO und beherbergt US-amerikanische Truppen. Die militärische Zusammenarbeit ist eng und die USA üben einen starken Einfluss auf die deutsche Sicherheitspolitik aus. Die deutsche Wirtschaft ist stark in globale Wertschöpfungsketten eingebunden, bei denen die USA eine zentrale Rolle spielen. Viele deutsche Unternehmen sind eng mit US-amerikanischen Unternehmen verbunden. US-amerikanische Kultur, wie Filme, Musik und Mode, prägt die deutsche Gesellschaft stark.

Deutschland ist aber. ohne wenn und aber ein souveräner Staat mit eigener Verfassung und gewählten Regierungen. Entscheidungen werden in der Regel auf nationaler Ebene getroffen. Deutschland unterhält enge Beziehungen zu vielen Ländern weltweit und ist nicht ausschließlich auf die USA ausgerichtet. Deutschland ist ein führendes Mitglied der Europäischen Union und setzt sich für eine stärkere europäische Integration ein, zudem gibt es eine lebendige öffentliche Debatte und Kritik an der US-amerikanischen Politik, was eine vollständige Abhängigkeit ausschließt.

Die Behauptung, Deutschland sei eine Kolonie der USA, ist eine starke Vereinfachung der komplexen Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Es gibt zweifellos eine enge Zusammenarbeit in vielen Bereichen, aber Deutschland ist kein unselbstständiger Staat. Die deutsche Politik wird in der Regel auf nationaler Ebene bestimmt, und es gibt eine große Vielfalt an Interessen und Perspektiven in der deutschen Gesellschaft. Deutschland ist kein Vasallstaat der USA. Die Beziehung zwischen beiden Ländern ist geprägt von Kooperation, aber auch von Wettbewerb und unterschiedlichen Interessen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Rennegent  03.09.2024, 18:08

Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Eines will ich aber trotzdem sagen. Deutschland muss in Abstimmung und gemeinsam mit seinen EU Partnern möglichst schnell die eigenen Sicherheitskapazitäten ausbauen. Gerade in Zeiten des Trumpismus können wir uns auf den Schutz der Amerikaner nur noch unzureichend verlassen. Wer weið wie dort die nächste Wshl susgeht. Davon unabhängig fordern auch die Amerikaner von uns endlich mehr zur Verteidigungsfähigkeit der Nato beizutragen. Die EU muss angesichts der weltweiten Verschiebungen der Kräfteverhältnisse, z.B. zugunsten China, endlich ihre militärischen Ressourcen an ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit anpassen. In Anbetracht der russischen Bedrohung ist insoweit keine Zeit zu verlieren. Deutschland als größtes EU Land muss gemeinsam mit Frankreich diesen Prozess vorantreiben. Die friedlichen Wohlstandszeiten sind erst einmal vorbei aber man hat den Eindruck dass viele dies noch nicht realisiert haben.

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MiSooo  03.09.2024, 17:44

Eine super Antwort. Danke!

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Rotfuchs716

Das ist ein falsche Behauptung und eine unterstellende Fragestellung die deutlich zurückgewiesen werden muss.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt, die von den Alliierten (USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion) verwaltet wurden. Die US-Zone umfasste einen Teil Westdeutschlands, und die USA hatten in den Nachkriegsjahren großen Einfluss auf die politische und wirtschaftliche Entwicklung Westdeutschlands.

Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 und insbesondere nach der Unterzeichnung der Pariser Verträge 1955, die die Bundesrepublik als souveränen Staat anerkannten und zum Beitritt zur NATO führten, endete die formale Besatzung. Westdeutschland wurde ein souveräner Staat, auch wenn die alliierten Truppen, einschließlich der US-Truppen, weiterhin in Deutschland stationiert blieben, was im Kontext des Kalten Krieges und der Verteidigung gegen die Sowjetunion geschah.

Auch nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 blieben US-Truppen in Deutschland stationiert. Dies geschieht im Rahmen von NATO-Abkommen und bilateralen Vereinbarungen zwischen Deutschland und den USA. Diese Stationierung wird oft als Zeichen der engen sicherheitspolitischen Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern interpretiert, aber auf keinen Fall als Zeichen einer Besatzung.

Natürlich gibt es auch Diskussionen darüber, inwieweit Deutschland politisch und wirtschaftlich von den USA abhängig ist. Diese Debatte umfasst Themen wie die Rolle der NATO, die Abhängigkeit von US-Technologien und die politischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Deutschland hat aber auch in vielen Bereichen eigene politische und wirtschaftliche Entscheidungen getroffen, die nicht immer mit den Interessen der USA übereinstimmen. Mit einer Besatzung der USA hat das aber rein gar nichts zu tun!

Um es deutlich klarzustellen:

Deutschland ist ein souveräner Staat, der enge Beziehungen zu den USA pflegt, die auf gemeinsamen Interessen und Bündnissen basieren. Die Vorstellung, dass Deutschland eine "Kolonie" der USA sei, entspricht nicht den Tatsachen und verkennt die komplexen politischen Realitäten der deutsch-amerikanischen Beziehungen.

Parteimitglied bei Bündnis90/Die Grünen 🌻