Fremdgegangen?
Fremdgehen ist ein Thema, das stark polarisiert. Viele Menschen empfinden es als einen der schlimmsten Vertrauensbrüche in einer Beziehung, während andere es als Ausdruck von Bedürfnissen oder einer gescheiterten Beziehung betrachten. Was führt Menschen dazu, fremdzugehen, und wie können wir diese komplexe Thematik diskutieren, ohne in einfache Schwarz-Weiß-Denken zu verfallen?
Ursachen für Fremdgehen
Einer der häufigsten Gründe für Untreue ist Unzufriedenheit in der Beziehung. Wenn die emotionalen oder physischen Bedürfnisse nicht erfüllt werden, suchen manche Menschen diese Erfüllung außerhalb der Partnerschaft. Es ist wichtig zu fragen: Liegt die Verantwortung für diese Unzufriedenheit allein beim untreuen Partner, oder spielen auch Kommunikationsprobleme und Missverständnisse in der Beziehung eine Rolle?
Darüber hinaus können Faktoren wie Langeweile, der Wunsch nach Abwechslung oder das Gefühl von Unabhängigkeit eine Rolle spielen. Manche Menschen empfinden das Verbotene als besonders reizvoll, was die Frage aufwirft, ob der Reiz der Untreue nicht oft nur ein Ausdruck von inneren Konflikten ist.
Die Auswirkungen von Fremdgehen
Die Folgen von Untreue sind meist tiefgreifend. Vertrauensbrüche führen nicht nur zu emotionalem Schmerz, sondern können auch zu einer dauerhaften Zerschlagung der Beziehung führen. Für den betrogenen Partner ist es oft schwer, den Schmerz zu verarbeiten. Gleichzeitig könnte man argumentieren, dass auch der untreue Partner mit Schuldgefühlen und inneren Konflikten kämpft. Ist das Verhalten eines untreuen Partners also stets verachtenswert, oder kann es auch als Symptom eines größeren Problems betrachtet werden?
Hier kommt die Frage der Verantwortung ins Spiel. Inwieweit sind wir verantwortlich für die Gefühle und das Wohlbefinden anderer? Ist es nicht legitim, eigene Bedürfnisse zu verfolgen, auch wenn dies andere verletzt? Diese Gedanken könnten einige Leser angreifen, da sie die moralische Basis von Beziehungen infrage stellen. Doch sollten wir nicht auch hinterfragen, warum wir bestimmte gesellschaftliche Normen als absolut ansehen?
Fremdgehen ist ein komplexes Thema, das weit über einfache Moralvorstellungen hinausgeht. Indem wir offen über die Ursachen und Auswirkungen sprechen, können wir ein tieferes Verständnis für die menschliche Natur entwickeln. Es ist entscheidend, nicht nur die Taten zu verurteilen, sondern auch die Umstände zu betrachten, die dazu führen. Letztlich könnte eine solche Diskussion helfen, Beziehungen zu stärken, indem sie die Bedeutung von Kommunikation und Verständnis in den Vordergrund rückt.
Und die meinen Beitrag negativ betrachten, wieso?
4 Antworten
Ich finde deine zwei Punkte sind eigentlich nur ein Punkt, nur aus verschiedener Perspektive.
Aus sicht des "Opfers" der Vertrauensburch und aus Sicht des "Täters" auslebung eines Beziehungsproblems.
Meine Meinung dazu ist klar: Wer seinen Partner wirklich liebt, tut das nicht. Ja, oft leigt es an Unzufriedenheit oder Missverständnissen, aber dann klärt man sie oder man trennt sich.
Etwas zu tun, was den anderen extrem verletzen wird, ist hingegen eine rein egoistische Handlung, weil man selber nicht schafft die Probleme zu lösen oder einen Schlussstrich zu ziehen. Wer das tut, hat meist längst einen Punkt erreicht, wo die Beziehung nicht mehr zu retten war, hätte also alle Zeit der Welt gehabt sich einfach zu trennen, statt zu betrügen.
Ja, das klingt sinnvoll. Nur in absolut abstrusen Situationen kann Fremdgehen eine Lösung sein. Im Allgemeinen macht es die Probleme größer.
Trotzdem geschieht das und zwar nicht selten. Ich gehe davon aus, dass das daran liegt, dass Menschen ihre Liebesbeziehungen nicht logisch führen, sondern psycho-logisch. Selbst wenn sie sehen, dass die Beziehung "eigentlich" längst zerbrochen ist, geben sie die Gewöhnung und äußere Fassade nicht gleich auf. "Vielleicht kommt eine gute Fee und zaubert die Probleme weg..."
Das ist einfacher als sein Leben umzukrempeln und an sich selbst zu arbeiten. Die Evolution hat unser Gehirn auf kurzfristiges selbstbezogenes Energiesparen optimiert. Ob man damit langfristig Horror und Dramen provoziert, blenden viele lieber aus.
Die Trennung erledigt praktischerweise meist der andere, wenn man den Weg des Fremdgehens gewählt hat.
Wenn die emotionalen oder physischen Bedürfnisse nicht erfüllt werden, suchen manche Menschen diese Erfüllung außerhalb der Partnerschaft.
Es fängt bereits einen Schritt früher an: Wenn man emotional unzufrieden ist und eine Leere spürt, sucht man beim Partner nach jemandem, der diese Lücken füllt. Wenn das mit ehrlich und respektvoll läuft, ist der Ansatz auch gar nicht so schlecht.
Echte Erfülltheit, stabile Zufriedenheit findet man aber nur in sich selbst. Der Versuch das anderen aufzuhalsen scheitert auf Dauer.
Wenn man dann spürt, dass es mit dem/der einen Partner/in nicht ganz reicht, kommt man leicht zu dem Trugschluss, man müsste nur die Person wechseln oder eine weitere hinzuziehen. Erfolgreich ist das natürlich nicht. Vorher ist man unzufrieden, hinterher unzufrieden und untreu. Verliebtheit-Chemikalien oder Stresshormone blockieren weiter Selbsterkenntnisse dann erst mal.
Viele Beziehungen scheitern daran, dass die Beteiligten sich nicht selbst lieben und dem Partner die Verantwortung dafür geben.
Ich war mal untreu. Wir haben uns 1.5 Jahre nur unterhalten, Erfahrungen und Ideen ausgetauscht über unsere jeweiligen schlecht laufenden Beziehungen. Wir haben Strategien besprochen, mit denen wir versuchen unsere Partner aufzutauen und as ihren selbstgewählten Ecken rauszulocken. Aber dann haben wir es aufgegeben und uns einfach gegenseitig in den Arm genommen. Dabei ging es nicht vordringlich um Sex, sondern um Offenheit und wohlwollende Nähe. Aber es bleibt natürlich ein Desaster, wenn man beides nicht mit seiner/m Partner/in findet.
Untreu wurde ich dabei mir selbst. Das ear wirklich nicht das, was ich brauchte. Das war nicht offen und ehrlich, sondern voller Verzweiflung hinterrücksig.
Die Lösung war unausweichlich. Wir trennten uns von unseren Partnern und unsere aus dem Ruder gelaufene intensive Freundschaft.
Das Fremdgehen war da gar nicht das eigentliche Problem, sondern ein Symptom. Ich hatte aus persönlichen Gründen eine Frau gewählt, mit der ich nicht ich sein konnte, sondern einem Wunschziel nachjagte. Meine eigentliche Lücke lag in mir (meine Partnerin hatte ihre eigenen).
Inzwischen lege ich meinen Kopf an dem Ort zu Schlafen, an dem auch mein Herz wohnt. Ich bin ein mjutu und wenn ich heute fremdgehen würde, wäre die Untreue mir selbst gegenüber das Hauptproblem. Ich wäre nicht mehr ich. Und das wäre für meine heutige Partnerin viel schlimmer als irgendwelcher Sexkram.
Wenn ich Berichte z.B. hier auf GF lese, geht es beim Thema Fremdgehen meistens um Habgier und das Gefühl Gekränkt zu werden. Das Besitzdenken ist dabei stärker als Liebe und Wohlwollen. Die Schuldfrage ist dann oft der Sargnagel und der Schritt zum Hass.
"Was hat der/die andere, was ich nicht habe?!" ist dann ein Weg, auf dem man sich selbst einmauert. Es geht darum, wie man dem anderen in einer Beziehung jeden Tag das Leben wenigstens ein klein wenig leichter und schöner zu machen. Für die eigenen Bedürfnisse trägt jeder dabei die volle Verantwortung. Wenn man das erreicht, wäre es ganz schön doof fremdzugehen.
"Fremdgehen" ist auch eine Definitionsfrage. Während das in einer offenen Beziehung so gut wie kein Thema ist, beginnt die UNtreue für den einen schon damit, dass sein Partner/seine Partnerin andere Menschenüberhaupt anschaut oder erotisches Interesse an ihnen hat, bei jungen Menschen reicht dafür schon manchmal aus, dass man sich mit einem anderen nur unterhält.
Manche rechnen flirten schon zum Fremdgehen, andere Das "Fremdküssen" und nochmal andere erst den Sex.
Besonders aber sind die Begriffe Fremdgehen und Eifersucht miteinander verwoben; das sorgt auch dafür, dass es keinerlei Legaldefinition für das Fremdgehen gibt.
Früher, zu Zeiten des Schuldprinzips im Scheidungsrecht, war es in erster Linie außerehelicher Beischlaf, der zu einer Schuldzuweisung führte.
Fremdgehen ist ein Thema, das stark polarisiert. Viele Menschen empfinden es als einen der schlimmsten Vertrauensbrüche in einer Beziehung, während andere es als Ausdruck von Bedürfnissen oder einer gescheiterten Beziehung betrachten.
ich bin schon hier anderer Meinung. Fremdgehen polarisiert nicht sondern hat eindeutig Täter und Opfer, wenn es passiert. Niemand will Opfer sein und nur wenige können sich tatsächlich vorstellen, den geliebten Menschen zum Opfer zu machen. Aber niemand kann seine Gefühle zu 100% kontrollieren und die Fähigkeit, sein Verhalten trotz vorhandener Triebe und Verlangen zu steuern, geht schon bei Kindern mehr und mehr verloren. Die meisten Fälle von Fremdgehen werden trotzdem nicht vollzogen sondern bleiben Phantasien. Und da bezweifle ich, dass dies wirklich die Ausnahme ist. Sonst würden Pornos und sexualisierte Werbung etc. ja auch nicht funktionieren. Aber ist das gedankliche "Fremdgehen", der Flirt mit einem/einer anderen wirklich so viel anders als es letztlich tatsächlich zu vollziehen? Ich denke nicht - aber damit polarisiere ich jetzt wirklich weil die vermeintlich und scheinheilig Treuen sich nun mit dieser eigenen Treue (ihren Träumen und Phantasien etc.) auseinandersetzen müssten. Aber das wollen sie nicht. Sie wollen sich überlegen fühlen, weil sie dem Trieb und dem Verlangen eben nicht nachgeben (noch nicht?).
Daher ist das Thema "Fremdgehen" erstmal mit einer Unaufrichtigkeit gegenüber dem Partner gekennzeichnet. Und das fängt schon an, wenn ich mir einen hübschen Körper anschaue etc. Darf ich Schönheit nicht mehr würdigen, nur weil ich eine Partnerin habe? Sicher werden jetzt viele sofort denken - natürlich darf ich das - aber warum sage ich dann meiner Freundin im Schwimmbad nicht, dass die vorbeilaufende Frau einen geilen Arsch, eine tolle Figur oder was auch immer hat während ich es im männlichen Freundes- oder Kollegenkreis problemlos tun kann?
Probleme fangen mit dem Verschweigen und dem Unterdrücken an und werden durch eine Eifersucht ergänzt von eigenen Minderwertigkeitsgefühlen zu einer Beziehung voller Unwahrheiten. Frisch verliebt war sie für mich die hübscheste Frau auf der ganzen Welt - später sehe ich halt immer wieder andere schöne Frauen. Und die Schwangerschaften und Geburten bleiben auch nicht folgenlos, genau wie das unvermeidliche Altern. Also müssen Paare Spielregeln vereinbaren, was ist erlaubt und was nicht. Darf er Pornos und Pornodarstellerinnen geil finden und sich dabei erregen? Darf sie es auch? Offenheit und Ehrlichkeit wären ein Anfang und mehr Toleranz der Schlüssel für ein Gelingen. Für mich kann ich das klar einfordern, aber wenn sie sowas will kommt sofort die Eifersucht.
Ein besonderer Moment war für mich, als meine Freundin mir erzählte, dass sie eine lesbische Frau kennen gelernt hat für die sie Gefühle entwickelt und gerne Sex mit ihr hatte. Sie wollte das offen diskutieren, weil die beiden Frauen mit den jüngsten Kindern eine Woche gemeinsam in Skiurlaub wollten. Zu meiner eigenen Überraschung hatte ich keinerlei Eifersuchtsgefühle - die andere Frau war keine Konkurrenz - aber ich hatte ein Bedürfnis als 3. mitzumachen, wenn die beiden irgendwie länger zusammenkommen würden. Das wäre für mich so mit einem Mann unvorstellbar gewesen - aber man lernt ja nie aus - auch über sich selbst.