Erschreckend und diskriminierend, dass Transsexualität immer noch im ICD als Störung bzw. psychische Erkrankung aufgeführt ist?
Als ich neulich, weil ich dort nach psychiatrischen diagnosen gesucht habe, den ICD-10 katalog angesehen habe, war ich ein wenig erschrocken, dass Transsexualität dort immer noch als psychische Störung aufgeführt ist. Denn diese Form der sexuellen Identität wird doch heute mehr den je als gesellschaftlich völlig normal angesehen, warum wird das also in der Medizin immer noch als Störung angesehen? Ist das nicht völlig diskriminierend gegenüber solchen Menschen, welche sich als das andere Geschlecht identifizieren und sich im Körper in dem sie geboren wurden falsch fühlen? Also ich finde es mehr als grenzwertig, das immer noch als Störung anzusehen. Was ist eure Meinung dazu?
3 Antworten
Solange es als Krankheit aufgeführt ist, wird die Behandlung von der Krankenkasse übernommen. Schon deswegen gehört es in den ICD und auch im seit 2022 gültigen ICD 11 ist es enthalten - nur anders als bisher.
Die Kostenübernahme für OPs hat das BSG aber letztes Jahr verboten.
Im Urteil geht es allerdings nur un Nicht-Binäre Transitionen - nicht um Mann-zu-Frau oder Frau-zu-Mann Transsexuelle.
4. Der Senat verkennt nicht, dass nach den Grundsätzen dieser Entscheidung auch die auf der Grundlage der bisherigen Rechtsprechung des Senats mögliche Behandlung von Transsexuellen zur Annäherung an das andere Geschlecht dem Verbot mit Erlaubnisvorbehalt des § 135 Abs 1 SGB V unterfällt.
https://www.bsg.bund.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2023/2023_10_19_B_01_KR_16_22_R.html
Im ICD-11 nicht mehr, soweit ich weiß.
Störung klingt natürlich nicht so schön, und impliziert, dass eine "Heilung" nötig ist. Daher wird heutzutage nicht das Transsein selbst als Störung gesehen, sondern nur die Geschlechtsdysphorie, die entsteht, wenn man dem Transsein nicht nachkommen darf. Die Behandlung ist entsprechend nicht, das Transsein zu "heilen", sondern im Gegenteil wird bei der Transition geholfen, damit die negativen Gefühle abnehmen. Für dieses Vorgehen gibt es auch wissenschaftliche Evidenz, denn die Akzeptanz der Transidentität reduziert den Leidensdruck und die Suizidalität bei betroffenen enorm.
Im ICD11 heisst es jetzt Geschlechtsdysphorie und ist selbstverständlich enthalten.
Naja, eine ärztliche Feststellung ist schon insoweit gerechtfertigt, da die Krankenkasse ja auch für die Operationen etc. aufkommen sollte. Es ist mMn wichtig, dass Kosten hier nicht alleine getragen werden müssen. Eine Krankheit ist es nicht, es wird aber als eine Störung bezeichnet.
Ich denke nicht, dass damit gemeint ist dass man psychisch nicht ganz richtig wäre. Es ist nunmal so, dass ein paar wenige ihr biologisches Geschlecht nicht annehmen können. Um das Geschlecht so anzugleichen, dass man sich wohlfühlen kann, benötigt es gewöhnlicherweise nunmal eine Hormontherapie und Operationen. Hier liegt ja schon ein großer Leidensdruck vor, der hauptsächlich durch medizinische Maßnahmen gelindert werden kann.
Welche Behandlung?