Brauchen wir eine staatliche pädagogische Schulung für Eltern (“Eltern-Führerschein”)?

8 Antworten

Wie wäre deine Idee denn praktisch umsetzbar? Dass Frauen schwanger werden, kann man nicht verhindern, außer man zwingt sie beispielsweise die Pille gegen ihren Willen zu nehmen. Und was geschieht, wenn sich Eltern weigern den Eltern-Führerschein zu machen bzw. sie ihn nicht bestehen? Wird ihnen das Kind dann vom Staat entzogen oder werden sie zur Abtreibung gezwungen? Wir leben zum Glück nicht in einer Diktatur. Von daher halte ich die Idee eines Eltern-Führerscheins für abwegig.

Wer setzt außerdem die Maßstäbe für einen Führerschein? Es gibt dafür zu viele Lebenskonzepte und individuelle Bedürfnisse.

Außerdem wachsen Eltern an ihren Aufgaben. Man kann ihnen nicht von vornherein unterstellen, dass sie der Elternrolle nicht gewachsen sind.

Wo man ansetzen könnte, wären mehr Unterstützungsmaßnahmen wie frühe Hilfen oder auch das Jugendamt, also Anlaustellen an die sich Eltern in Überforderungssituationen wenden können.


peeonmytoes 
Beitragsersteller
 06.08.2024, 00:52

Das ist ja nicht meine Idee, sondern ein gängiges Beispiel, zu dem ich mehrere Gedanken und Ideen hören wollte. Ich bin ebenfalls nicht der Meinung, dass das so (leicht) umsetzbar ist.

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Grundsätzlich ist ein Euro für kleine Kinder besser investiertes Geld als ein Euro für ältere Kinder. Wir machen es gerade umgekehrt: Wir zahlen umso mehr, je älter die Kinder sind.

Allerdings sollte das Angebot nicht so schulmeisterlich daher kommen. Es geht vielmehr darum, die Eltern bei ihren Bedürfnissen abzuholen und auch auf ihre Kultur einzugehen. Viele Kulturen organisieren sich ja schon. Wenn man da geschickt ansetzt, erreicht man wohl recht viel.

Wenn ich gefragt werde, wie man die Bildung verbessern könnte, antworte ich immer: Jedem 3-Jährigen eine Kiste bunter Bauklötze schenken, jedem 4-Jährigen eine Schachtel Farbstifte. Dafür könnte man sich die Laptops bis mindestens zu den 13-Jährigen sparen.


peeonmytoes 
Beitragsersteller
 05.08.2024, 20:49

Das macht natürlich Sinn, ist allerdings nicht meine Frage. Es geht mir darum, wie man sich dem Kind gegenüber verhält, wenn es etwas „richtig“ macht oder „falsch“ macht.

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diderot2019  06.08.2024, 07:10
@peeonmytoes

Auch da bin ich keineswegs überzeugt, dass das besser wird, wenn der Staat den Eltern drein redet. Es gibt sicher Eltern, die grobe Fehler machen. Als Lehrer begegne ich immer wieder solchen Fällen. Nur gibt es bekanntlich auch Lehrer, die grobe Fehler machen. Und selbst wenn der Lehrer es besser wüsste, ist es keineswegs immer besser, wenn er eingreift. Denn da wäre der Effekt ja ähnlich, wie wenn sich der Vater und die Mutter über die Erziehung streiten. Es ist wichtig, dass das Kind den Eindruck hat, die Eltern seien sich im Wesentlichen einig. Nur in sehr seltenen Fällen gebe ich den Eltern -in Abwesenheit des Kindes!- einen Tipp.

Ich sehe aber schon Möglichkeiten, die Eltern zu unterstützen. Nämlich, indem man sie eben dort abholt, wo sie ein Bedürfnis haben. Indem man Spielgruppen organisiert, in denen die Mütter oder Väter immer mal wieder mit einbezogen werden. So erkennt man nebenbei auch Probleme und kann sie ansprechen. Wir sollten nur den Ansatz vermeiden: "Wir wissen wie's geht und wir sagen euch jetzt, was ihr tun müsst!" - Das ist kontraproduktiv.

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PGS070480  06.08.2024, 15:47
@peeonmytoes

Wer will dir denn sagen, was richtig oder falsch ist? Man hört mal auf den gesunden Menschenverstand, und lässt sich nicht von selbsternannten Pädagogen erzählen wie man seine Kinder zu behandeln hat. Das ist doch Fallabhängig und subjektiv zu unterscheiden.

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Wenn ein (Führer)schein Fehler verhindern würde, dürfte es keine Autounfälle geben. Ich glaube nicht, das dieser Ansatz helfen würde.

Theoretisch hört sich das gut an. In der Praxis würde sich wahrscheinlich zeigen, dass manche Eltern auch mit einer vorherigen Schulung keine besseren Eltern sind.

Was ist denn die richtige oder ausreichende Kompetenz oder Reife, um solch einen Test zu bestehen?

Was ist der richtige Erziehungsstil; vielleicht ein bisschen Antiautoritär, Autokratisch, Autoritär, Demokratisch, Egalitär, Laissez-Faire, Negierend, Permissiv gewürzt mit ein wenig Heilpädagogik, Montessori, Pikler und Waldorf?

Und wer entscheidet über die Messskala und welches Konzept in den Kursen vermittelt bzw. getestet werden soll? Du? Ich? Bundesfamilienministerin Frau Lisa Paus oder der Kanzler?

International wird es dann richtig lustig, wenn Experten aus Äthiopien (mit der höchsten Kinderarbeitsquote), den USA (In den Vereinigten Staaten sind noch immer Körperstrafen an den öffentlichen Schulen in zwei Fünftel aller US-amerikanischen Bundesstaaten erlaubt und das einzige Land der Welt, welches die Konvention über die Rechte des Kindes nicht ratifiziert hat), dem Südsudan und anderen Ländern wie der Zentralafrikanischen Republik oder der Demokratischen Republik Kongo (Zehntausende Jungen und auch Mädchen werden dort immer noch im Bürgerkrieg oder Konflikten als Kindersoldaten und Kindersoldatinnen missbraucht), aus China (wo Disziplin, Erfolg und Respekt die wichtigsten Werte der Erziehung sind und ein- bis zweijährige Kinder außerhalb des Kindergartens noch zu Leistungskursen geschickt werden) und zu guter Letzt noch Kim Jong-un zusammensitzen…

Was passiert bei "fehlender" Eignung und Kinderwunsch - Zwangssterilisation?

Was passiert bei ungeplanter Schwangerschaft - Zwangsabtreibung?

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme