Ist ein Studium wirklich so zeitaufwändig?

6 Antworten

Ein Studium ist nicht so gleichmäßig wie eine Ausbildung. Man hat nicht jede Woche immer 40 Stunden Arbeitszeit, man muss nicht immer von Montag bis Freitag "ran". Der Stundenplan kann durchaus mal komplett freie Tage aufweisen. Oder auch erst am Nachmittag beginnen.

Dafür gibt es aber Zeiten, in denen man weit über 40 Stunden ackert, zum Beispiel gegen Ende des Semesters für die Klausuren oder auch in der vorlesungsfreien Zeit, wenn man von früh bis spät in der Bibo an einer Hausarbeit sitzt. Und für die freien Tage hat man dann eben auch oft welche, die morgens um 8 Uhr in der Uni beginnen und wo man erst weit nach 18 Uhr die Uni wieder verlässt, natürlich ebenfalls mit den Zeiten für den Weg hin und zurück oben drauf.

Was das Geld betrifft: Studierende sind oft Meister darin, aus wenig viel zu machen! Der Bagel ist dann vielleicht ein Sonderangebot mit Coupons oder so. In der Shishabar nuckeln sie den ganzen Abend an einem Getränk herum. Und im Club kommen sie schon gut angetüdelt an, dank einer Flasche Wein aus dem Supermarkt, der vorher im Park auf der Wiese getrunken wurde, damit man sich die teuren Getränke im Club sparen kann.

Zudem gehen viele Studierende dann eben doch neben dem Studium jobben. Wer mit BAföG klarkommen muss, auf jeden Fall, weil selbst der Höchstsatz in vielen Städten vorne und hinten nicht mehr reicht und zudem nur wenige überhaupt diesen Höchstsatz bekommen. Und auch die, die von den Eltern den Unterhalt bezahlt bekommen bzw. wegen des elterlichen Einkommens keinen Anspruch auf BAföG haben, arbeiten oft nebenher, weil es sich auch dabei seltenst um die Luxusstudierenden mit 1000 Euro pro Monat und mehr von den Eltern handelt.

Ein Studium ist also keineswegs weniger zeitintensiv oder weniger anstrengend. Es bietet nur etwas mehr Flexibilität in der Gestaltung des Tages- und Wochenplans. Aber spätestens, wenn du dir anschaust, wie dort der Stoff vermittelt wird und was alles in Prüfungen zusätzlich zu dem, was in der Vorlesung dran war, abgefragt wird, wirst du keinesfalls mehr denken, dass Studierende es leichter haben als du :).

Ich habe Jura studiert und das Studium auch recht problemlos abgeschlossen (habe allerdings in Frankreich studiert, also nicht auf Diplom, sondern Bachelor und Master).

Mein Arbeitsaufwand war sehr schwankend, aber im Durchschnitt doch sehr deutlich unter 40 Stunden die Woche. Jedes Semester dauerte 14 bis 16 Wochen. Davon habe ich 4 bis 5 Wochen pro Semester mich tatsächlich auf Klausuren vorbereitet. Hier lag mein Arbeitsaufwand wohl bei 60 Stunden pro Woche. In den anderen Wochen würde ich sagen in etwa 10 Stunden pro Woche. Ausserhalb der Semester (also in etwa 20 Wochen pro Jahr) lag mein Arbeitsaufwand bei null.

Es ist also ziemlich entspannt unterm Strich und es bleibt eine riesengrosse Menge Freizeit.

Es kommt sehr stark auf das Studium an. Ich als "Geisteswissenschaftler" stehe grob gesagt manchmal erst um 15 Uhr auf und habe noch nie in das Buch reingeguckt und bis jetzt jede Prüfung bestanden. Ich bin mir sicher, dass es z.B bei Lehramt und BWL nicht anders ist. Aber jede hat da seine eigenen Macken und Gewohnheiten. Vor allem das Lehramt ist so das einfachste, was man machen kann und das macht gefühlt mit Bwl fast jeder.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

FlorianP1987  20.06.2022, 23:18

Hey du Flocke,

sag mir besser nicht, was genau und v.a. wo Du studierst.

Bin auch Geisteswissenschaftler und reiße mir jede Woche den Arsch auf.

Kommt es Dir nur auf den Abschluss an?

Die Inhalte sind doch wichtig, wie willst Du denn später professionell arbeiten, ohne die Texte zu bearbeiten?

Bitte meinen Kommentar sportlich sehen, ich will Dich nicht ansaugen, nur verstehe ich diese Einstellung wirklich nicht und hätte sogar Bock auf eine sachliche Antwort.

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TreuZuGott333  20.06.2022, 23:35
@FlorianP1987

Hallo Florian, natürlich nehme ich dir nichts böse :). Ich habe bewusst solch eine polemische Ausdrucksweise gewählt, damit das Bild gebrochen wird, dass die Studierten "klüger" sind als die "Normalos". Fakt ist nun mal, dass das Studium in unserer Gesellschaft ein prestigelastiges Fundament hat.

Es geht nicht darum, was man weiß, sondern welche formalen Abschlüsse man hat.

Ich studiere mit Gymnasiallehramtleuten zusammen außerschulisch und werde genau so ausgebildet wie sie.

Ich belege also genau so Grundlagen der Erziehungswissenschaft und der Psychologie. Nur dass ich einen geisteswissenschaftlichen Schwerpunkt habe (Theologie und Religionswissenschaft)

Ich habe in meinem Studium sehr viel Glück gehabt. Ich habe ohne dem Lernen, die universitäten Sprachnachweise in Altgriechisch und Latein gemacht und war sogar bei einer mündlichen Prüfung zu spät, so dass man mich hätte einfach durchfallen lassen können. Aber der Prof war barmherzig und hat mir eine 2 gegeben. (Ich habe nicht für die Prüfung gelernt)

Ich sehe ein, dass ich Glück gehabt habe und um auf deine Frage zurückkommen: Ich wollte eigentlich Pfarrer werden, aber man lässt mich nicht, also geht es mir wirklich nur um den Abschluss, damit ich einen staatlich- dualen Masterabschluss machen kann und Beamter werde bzw. Geld verdiene.

Ich wünsche dir viel Glück bei deinem Studium!!

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FlorianP1987  20.06.2022, 23:43
@TreuZuGott333

Danke für Deine Reaktion: Ob Du es glaubst oder nicht, ich war heute Abend noch in der Heiligen Messe und habe im Kirchenchor mitgesungen... Solch eine überraschende und erfrischende Antwort hätte ich jetzt nicht erwartet! Den Bachelor habe ich, jetzt geht es nur noch um den Master und das sieht bei mir auch gut aus. Wünsche Dir auch alles Gute!

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Das Studium erwartet von den Studierenden recht viel Selbstorganisation. Viele kriegen das nicht auf die Reihe, bzw. brauchen ein paar Jahre länger, um das zu kapieren. Das geht natürlich nur, wenn ein großzügiger finanzieller Hintergrund existiert.

Ich habe die Beobachtung gemacht, dass das studentische "chillen" in strenger organisierten Studienstrukturen (Duale Hochschule ist strenger als Hochschule ist strenger als Uni) abnimmt. Nichtsdestotrotz haben Studierende oft sehr stark schwankende Arbeitsbelastungen. Das heißt, dass die Wochenarbeitszeit locker mal zwischen 20 und 60 Stunden schwanken kann.

Mit anderen Studienbereichen kenne ich mich nicht so gut aus, habe aber Erfahrung mit Ingenieurwissenschaften an einer dualen Hochschule und Materialphysik an einer Universität. Vierzig Stunden kommen im Durchschnitt durchaus hin. Ich habe viel Zeit in Seminaraufgaben und Laborberichte gesteckt, konnte mir das jedoch einteilen und bei entsprechender Wetterprognose auch mal einen Wochentag gegen einen Tag am Wochenende tauschen, um am "richtigen" Tag frei zu haben. Es kam auch schon mal vor, dass ich bis nachts um 1 an Aufgaben saß, weil es gerade lief und dafür am nächsten Tag nach dem Mittagessen eine Fahrradtour machen konnte. Ein Vorteil war, dass ich im Studentenwohnheim recht nah an der Uni wohnte und daher nicht viel Zeit zum Pendeln draufging.

Essen gehen (außer in der Mensa) oder "Bagels" konnte ich mir aber nicht viel leisten. Meine Eltern haben mich relativ sparsam unterstützt und ihre Unterstützung sogar weiter gekürzt, als ich eine Zusage für ein Stipendium hatte. Ich war eigentlich permanent auf Studentenjobs angewiesen, die ich glücklicherweise an der Uni als Hiwi (und nicht irgendwo in der Gastro oder sonstwo) fand. Wohnheimpartys / -bars, wo das Bier zum Selbstkostenpreis gekauft werden konnte und man sich mit Freunden traf, waren eine beliebte Alternative zu teuren Clubs, aber sicherlich nicht weniger spaßig. Allerdings kenne ich auch viele leute, die sehr gut von zu Hause unterstützt wurden und sich im Studium keine finanziellen Sorgen machen mussten. Nicht jeder kommt halt mit den gleichen Voraussetzungen.

In Deutschland schafft im Schnitt jeder 3. Student sein Studium nicht und bricht ab.

Diejenigen, die du in den Clubs und Shisha Bars siehst, gehören wahrscheinlich dazu.


FlorianP1987  20.06.2022, 23:20

Kann sein, muss aber nicht... Manche Millionärseltern zahlen ab und zu auch einmal eine Extrarunde und kümmern sich gleichzeitig noch um einen angenehmen Berufseinstieg ;-)

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