Denunzianten und Spießbürgertum im der heutigen Gesellschaft?

12 Antworten

Mir kommt es so vor, als würden manche unter dem Deckmantel, angebliche "Spießbürger" zu kritisieren, völlige Doofenfreiheit für sich beanspruchen.

Diesen Eindruck habe ich nicht.

Wenn für dich das Übertreten von Gesetzen ein Ausdruck von Freiheit ist, dann haben wir verschiedene Vorstellungen von Freiheit.


ratsucher1912 
Beitragsersteller
 21.07.2022, 17:23

Oder es gibt einfach immer mehr Gesetze, die dem Bürger das Denken abnehmen und ihn in seinen Freiheiten Stück für Stück einschränken. Natürlich ergeben viele Gesetze durchaus Sinn, aber einige dinge könnten mit gesundem Menschenverstand und eigenständigem Denken auch gelöst werden.

0

Nur weil Gesetze beachtet werden heißt das nicht, dass die Freiheit eingeschränkt wird.
Natürlich ist es manchmal nervig, viele erlauben sich bloß mittlerweile immer mehr, dadurch kommt das. Oder willst du, dass sich jemand auf dein Privatgrundstück setzt oder du um 5 Uhr morgens von der Baustelle neben dir aufgeweckt wirst?

Woher ich das weiß:Hobby – Ich beschäftige mich mit Politik.

ratsucher1912 
Beitragsersteller
 21.07.2022, 17:33

Wieso denkst du, dass sich die Menschen mehr erlauben? Wenn ich mit meinen Handlungen jmd gefährde oder ihm schade, dann hat die Person einen berechtigten Grund sich zu beschweren. Aber bei Beispielen wie dem badeverbot muss ich mich doch nicht in anderer Leute Angelegenheiten einmischen? Bei einem Naturschutzgebiet, meinetwegen, das geht uns alle an. Aber die meisten Dinge müssen andere doch nicht tangieren?

0

Das Thema ist nicht neu. Das hat weniger mit Einschränkung zu tun, sondern eher mit einem chronischen Geltungsbedürfnis. Personen, die so was loslassen, definieren sich meist darüber, anderen an den Karren zu fahren und sich dabei aufzubauen nach dem Motto ... wenn's einem anderen schlechter geht, geht's mir besser.

Ich habe so was in meiner Heimat schon vor 25 Jahren festgestellt - das waren meist wenig gebildete, etwas einfältige, teils debile Leute mit zänkischem Charakter an der Grenze zur gespaltenen Persönlichkeit, die nicht viel vorzuweisen hatten und sich dann eben aufspielten. Besonders taten sie das vor Kindern, den gern als "Bimbos" bezeichneten Ausländern oder auch Behinderten (also Menschen, von denen man keine Gegenwehr befürchtete) sowie Menschen, von denen man meinte dass sie gesellschaftlich über einem stünden und denen man auf diese Weise insgeheim "eins auswischen konnte" (z.B. der Nachbar, der Ingenieur war, einen BMW fuhr und demzufolge wohl gut verdiente und den man beneidete), wenn man sie etwa auf irgendwas Nichtiges hinwies wie ... der Wipfel vom Apfelbaum wächst fünf Zentimeter über die Grundstücksgrenze ... und dann noch mit der Polizei drohte oder mit der Zeitung (wobei keiner von denen diese Typen ernstgenommen hat in unserer Region damals; ich arbeitete einige Jahre bei einer der beiden Regionalzeitungen und da gab es sogar in der Redaktion eine Liste solcher Wichtigtuer, Tagdiebe und Schreihälse, bei denen man gar nicht erst abgehoben hat).

Das waren so typische kleinkarierte, meist gesellschaftlich nicht angesehene bzw. erfolglose Pöbler aus den Reihenhäusern, die daheim oft einen schweren Stand hatten oder beruflich irgendwelche schlecht bezahlten Stellen, meist im Handwerk oder der Industrie, ausübten. Ich habe es mal erlebt, dass einer einen Freund von mir vom Fahrrad gepackt und angebrüllt hat, weil er auf einem angeblich "nur für Anlieger" gedachten Fahrradweg fuhr (als solcher ausgeschildert war der Weg bis zu meinem Wegzug rund 20 Jahre später aber nie) - da war mein Freund vielleicht zehn Jahre alt. Ich werde bis heute den Verdacht nicht los, dass dieser pöbelnde Mann derjenige war, der zehn Jahre später mit Anfang 50 an Alzheimer erkrankte und jämmerlich im Pflegeheim gestorben ist, optisch könnte es hingekommen sein. Dann gab es noch so einen Typen, der Zeitungsausträger (damals waren das in der Regel Jugendliche, die er eher einschüchtern konnte als einen Erwachsenen, der wohl gekontert hätte) am frühen Morgen um halb vier abfing, erstmal beschimpfte und ihnen dann erklärte, wie sie die Zeitung richtig zu falten hätten. Das war nur die Spitze des Eisbergs.

Ich wohne da glücklicherweise nicht mehr, aber ich denke, dass es heute nicht viel anders ist. Viele "jüngere" auch in meinem Alter haben vor Jahren schon Tendenzen gezeigt, diese Verhaltensweisen ihrer Eltern und Großeltern zu übernehmen. Denn niedrige Bildung, ein Geltungsbedürfnis solcher Wüteriche, ihr geringes Ansehen und der Wunsch nach Beachtung, aber auch die Erziehung (die Eltern machen es den Kindern vor) sowie die auf dem Land oder in der Vorstadt oft ruppige Mentalität mit dauerhaft mehr pöbelndem als sachlichem oder zumindest frechem und aggressivem Umgangston sind hier maßgebend - zumindest meiner Erfahrung nach.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich teile deinen Eindruck nicht.