Ist Latein unnötig?

Das Ergebnis basiert auf 17 Abstimmungen

Ja voll unnötig 59%
Nein, ist wichtig (warum) 41%

6 Antworten

Nein, ist wichtig (warum)
Ist .. unnötig?

Ich habe das Zitat insofern verändert, als ich "Latein" herausgenommen habe. Der Sinn ist, dass man diese Leerstelle nun durch jedes beliebige Fach(gebiet) ersetzen kann.

Warum sollte man Mathematik lernen, wenn man nicht etwas studiert und beruflich machen will, wofür Mathematik benötigt wird? Warum sollte man Erdkunde lernen, wenn man nicht etwas studiert und beruflich machen will, wofür Erdkunde benötigt wird? Warum sollte man Chemie lernen, wenn man nicht etwas studiert und beruflich machen will, wofür Chemie benötigt wird? Warum sollte man Religion lernen, wenn man nicht etwas studiert und beruflich machen will, wofür Religion benötigt wird? Warum sollte man Kunst lernen, wenn man nicht etwas studiert und beruflich machen will, wofür Kunst benötigt wird? Warum sollte man Deutsch lernen - man kann es doch seit Kindesbeinen -, wenn man nicht etwas studiert und beruflich machen will, wofür Deutsch benötigt wird? usw.

Die Frage nach dem "Nutzen" ist wohl die am häufigsten von Schülern gestellte Frage - und wohl die unsinnigste, weil "Nutzen" entweder materiell verengt betrachtet wird oder im Hinblick auf den weiteren, auch den beruflichen Lebensweg überhaupt noch nicht beurteilt werden kann. Was wissen die meisten Heranwachsenden schon, was sie in ihrem privaten und beruflichen Werdegang - im "späteren Leben" - von allen Fachgebieten, in die sie während der Schulzeit hineingeschnuppert haben, unbedingt brauchen müssen/wollen/können? Braucht man Spanisch - wenn man vielleicht nie nach Spanien kommt, oder Französisch, Englisch, Italienisch, wenn ...? Nein! Wenn man in diese Länder fährt: ja! Wenn man einen Beruf ergreift, der die eine Fremdsprache oder mehrere benötigt: ja! Braucht man Mathematik, wenn man nur Preise beim Einkauf berechnen will oder für einige alltägliche Verrichtungen? Nein, man hat im Smartphone/PC usw. einen Rechner! Braucht man Kunst, wenn man sich sein Leben lang dafür nicht interessiert? Nein! Und wenn man sich interessiert: ja! Braucht man Religion, wenn man doch noch an Gott glauben will: ja! Braucht man Chemie, Philosophie, Geschichte, Deutsch? Vielleicht ja, vielleicht nein.

Braucht man also Latein? Nein und ja. Wer keine Fachrichtungen zu seinem Studium/Beruf macht, die Latein benötigen, braucht Latein natürlich nicht. Jeder aber, der Latein lernt, kann es gebrauchen, wenn er will. Latein ist die Grundlage aller "romanischen" Sprachen in Europa und der Welt, selbst Englisch ist von der Grammatik und vielen Worten her zweifach "lateinisch" geprägt: durch Latein seit der Antike und Französisch seit dem Hochmittelalter. Wer moderne Fremdsprachen lernen will/muss, kann von Lateinkenntnissen profitieren. Aber es kommt noch etwas hinzu: man kann sich mit der Sprache und vorallem ihrer Literatur beschäftigen, in eine vergangene, eine antike Welt eintauchen, ihre römischen Menschen mit allen Vorzügen und Schwächen, Träumen und Albträumen, Freuden und Leiden usw. kennenlernen. Man entdeckt Menschlich-allzumenschliches, vorallem schaut man auf die Anfänge und Wurzeln unserer Kultur in allen ihren Ausprägungen: Literatur (Romane, Lyrik, Geschichtsschreibung, Fachliteratur), Philosophie, Staatskunde, Rechtswesen, Naturwissenschaften, Christentum, um nur Wesentliches zu nennen. Und es war nicht nur die römische Antike, die sich des Lateinischen bediente, sondern auch das Mittelalter - die meisten Überlieferungen sind in Latein verfasst -, die Zeiten von Humanismus, Reformation und Aufklärung kamen ohne Latein nicht aus und haben ihre wichtigsten Gedanken in dieser damals noch universellen (Gelehrten-)Sprache niedergeschrieben. Selbst im 19. Jahrhundert hatte Latein noch eine große Bedeutung. Mit Lateinkenntnissen verfolgt man also auch die weitere Entwicklung unserer gesamten europäischen Kultur und Zivilisation.

Was die gerne geäußerte Anschauung, dass Latein eine "tote Sprache" sei, angeht: Wenn man mal manche, insbesondere bildungsferne Jugendliche z. B. in Straßenbahn oder Bus miteinander kommunizieren hört, dann könnte sich der Gedanke aufdrängen, dass Deutsch in wenigen Jahrzehnten eine "tote Sprache" sein wird. In NRW wurde Goethes Faust aus dem schulischen Bildungskanon gestrichen, weil die Heranwachsenden die Sprache immer weniger verstehen und den Sinngehalt nicht mehr erschließen können. Für sie ist das Hochdeutsche der Goethezeit beinahe schon eine "tote Sprache". Geistig armes Deutschland!

Ob nun als Beruf, aus dem man materiellen Nutzen zieht, oder als (lebenslanges) Hobby, aus dem man persönlichen Nutzen zieht: wer sich für diese durch die griechisch-römische Antike geprägte Welt interessiert, sollte Latein können, damit er nicht nur an der Oberfläche kratzt. Das bedeutet: Schülern, die geisteswissenschaftliche Interessen entwickeln, sollten auf jeden Fall Latein lernen, weil diese Sprache ihnen beruflichen und/oder persönlichen Nutzen bringt. Gerade der persönliche Nutzen wird in jungen Jahren meist unterschätzt. Denn die Beschäftigung mit Latein und der von dieser Sprachen geprägten Zeit und Kultur ist eine geistige Beschäftigung, die als Ausgleich zum beruflichen oder sonstigen alltäglichen Einerlei dienen und viel Freude sowie intellektuelle Befriedigung bringen kann. Sogar der Geselligkeit ist sie förderlich, wenn man sich mit Gleichgesinnten zusammenfindet - ein ganz bedeutender Nutzen!

Für mich ist Latein nach der Schule eine lebenslange Passion geworden. Nicht das Lernen von Grammatik und Vokabeln, das die meisten Schüler hassen, machte für mich Sinn, mich mit Latein zu befassen - denn das war nur die unumgängliche Grundlage -, sondern mich mit der römischen und mittelalterlichen Welt, ihren Menschen und ihrer Kultur beschäftigen und auseinandersetzen zu können. Den Zugang zu diesen Welten erhielt ich über die lateinische Literatur, dann auch über die in Deutschland noch vorhandenen römischen und mittelalterlichen Bauten, die zahlreichen archäologischen Stätten und materiellen Hinterlassenschaften, die man in vielen Museen bewundern kann. "Tot" sind für mich - und alle Gleichgesinnten! - weder die Sprache noch die Menschen noch die antike noch die mittelalterliche Welt an sich.

Latein wird in kleinen, exklusiven Zirkeln sogar noch gesprochen. Zahlreiche römische Inschriften in vielen Museen "sprechen" zu den Besuchern. Eine große Anzahl von Schülern, Lehrern, Studenten und Professoren beschäftigen sich mit Latein, übersetzen die lateinische Literatur. Wenigstens in einem Staat, dem Vatikanstaat, hat Latein noch wesentliche Bedeutung: es gibt Nachrichten, Rundschreiben und natürlich die Enzykliken der Päpste in Latein, eine Reihe von Lateinkoryphäen "erfinden" lateinische Ausdrücke, um auch modernste Erscheinungen und Probleme in Latein ausdrücken zu können. Viele Menschen beschäftigen sich nicht nur beruflich, sondern aus Interesse und privat mit Latein. Offenbar hat sich Latein auch nach zweieinhalb Jahrtausenden immer noch eine Lebendigkeit bewahrt, Latein ist, solange es Menschen gibt, die sich mit Latein befassen, nicht "tot"!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Ja voll unnötig

Latein ist überhaupt kein Fremdsprachenunterricht, sondern Übersetzungsunterricht. Quasi angewandte Codierung. Hat eher was von Programmierung. Nur das praktisch niemand diese Nicht-Programmiersprache benötigt, sondern nur der verschwindend kleine Bruchteil, der tatsächlich lateinische Texte im Original lesen muss.

Was auf fast niemanden zutrifft.

Die Berechtigungsfunktion des Latinum für gewisse Studiengänge in bestimmten Bundesländern ist größtenteils rational nicht zu rechtfertigen, auf gar keinen Fall für moderne Fremdsprachen und ihre Didaktik.

Also bevor man sich das antut unbedingt vorher wenigstens mal prüfen, für welche Studiengänge das Latinum überhaupt vorgeschrieben ist, in den entsprechenden Bundesländern, wo man womöglich mal studieren möchte. Aber man kann es nicht selten noch an der Uni / Sprachenzentruim nachholen, wenn es doch nötig sein sollte. Wird dann natürlich etwas härter als in der Schule, aber das wird es eh.

Ja voll unnötig

Nur sinnvoll wenn du Arzt werden möchtest


AufGleichstand  10.07.2024, 10:48

Oder Germanistik, romanische Sprachen, Geschichte, Archäologie, u.U. Jura,…

Abgesehen davon hilft Latein oftmals Sprachen zu lernen.

Daher sinnlos, wenn man mit den o. g. Dingen nichts anfangen kann, aber ansonsten eröffnet das viele interessante Wege und vereinfacht einiges ungemein.

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XXsadXX  10.07.2024, 12:32
@AufGleichstand

Also ich wüsste nicht wie mir das beim Sprachen lernen helfen sollte. Wenn ich eine Sprache lernen will, dann lerne ich die ohne vorher eine zu lernen die eh kein mensch spricht.

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AufGleichstand  10.07.2024, 12:43
@XXsadXX

Man befasst sich mit den Ursprüngen unserer Sprache und lernt vieles über Grammatik und Aufbau. Zwar ist Latein nicht identisch mit Deutsch oder mit den romanischen Sprachen, aber da man sich direkt mit dem Aufbau von Latein beschäftigt, fällt einem der Zugang einfacher.

Die wenigsten lassen sich darauf ein, daher höre ich häufiger, dass Latein das Sprachenlernen nicht fördert.

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XXsadXX  10.07.2024, 13:05
@AufGleichstand

Man kann auch gleich den Aufbau und die Grammatik einer sinnvollen Sprache lernen... also ich wüsste 0 wie mir Latein Kenntnisse helfen sollen beim lernen einer Sprache

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wattdennnu2  10.07.2024, 10:48

...oder Rechtsanwalt, oder Biologe, oder...

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Ja voll unnötig

Ja, wird ja nicht mehr gesprochen.

Ja voll unnötig

Braucht man aber für manche Studiengänge trotzdem. Da wäre es gut es zu können.