Findet ihr es schade, dass das Römische Reich untergegangen ist und bedauert ihr die Römer für den langfristigen Niedergang und dann Untergang ihres Reiches?

Andere Meinung (welche?) 45%
Ja, es war eine Tragödie 25%
Nein, eine neue Chance für andere Völker & Neuanfang 25%
Nein, die Römer haben die meisten Gebiete ja auch erobert 5%

20 Stimmen

10 Antworten

Andere Meinung (welche?)

Für mich ist das Römische Reich extrem faszinierend. Es wurden viele politische Systeme ausprobiert und neue entwickelt.

Es beginnt mit einem Stadtstaat mit Königen. Diese königliche Elite waren vermutlich alle oder teilweise Etrusker. Die eigentlichen Römer vermuliche eine Mischung von Völkern der Italiker.

Die Umwandlung in eine Republik war sicher ein großer Schritt. Diese Revolution mit dem Verjagen der königlichen etruskischen Schicht war ungewöhnlich. Es kam mit der Republik tatsächlich eine neue, lang sich haltende Staatsform. Für Revolutionen eher ungewöhnlich, dass etwas dadurch entsteht, was für die Mehrheit positiv war.

Während der Republik wurde die Schere zwischen arm und reich über Jahrhunderte immer größer. Zuerst war es zwischen Patriziern und Plebejern, später zwischen Optimaten und Popularen. Dieses Ungleichgewicht führte immer wieder zu Bürgerkriegen und schließlich zum Ende der Republik.

Die nächste Periode finde ich persönlich besonders spannend. Es ist das Prinzipat. Es wird der Schein einer Republik aufrecht erhalten doch an der Spitze herrscht nun eine Einzelperson mit extremer Machtfülle. Dennoch wird es zunächst keine Erbmonarchie und auch keine Diktatur im engeren Sinn, sondern eine ganz eigene Regierungsform, wie ich sie sonst nicht kenne oder vergleichen könnte.

Auch wenn das Prinzipat immer Herrscher hatten, welche anstrebten, es in eine Erbmonarchie umzuwandeln, erfolgte dieses endgültig erst im Byzantinischen Reich.

Ich lese unglaublich gerne über die spannende historische Entwicklung des Römischen Reichs und ich bewundere ihr Wissen und schaue mir gerne ihre Architektur an.

Für mich ist die historische Entwicklung etwas, was immer im Fluss ist und sich ständig veränder. Dazu gehört für mich auch, dass kein Reich für ewig ist und wohl auch nie sein wird.

Gelebt hätte ich gerne in der Regierungszeit des Augustus Antonius Pius, eventuell auch schon etwas früher, doch das ist eine absolute Ausnahmeperiode, ansonsten ist die Zeit ab mitte des 20. Jahrhunderts für mich lebenswerter. Ich bin froh, in diese Zeit am richtigen Ort, in die richtige Familie geboren worden zu sein.

Für die Römischen Bürger war es sicher absolut bedauerlich, als ihr Reich zerfiel. Das war für diese Menschen unglaublich tragisch. Ich kenne diese Menschen jedoch nicht persönlich, sondern nur aus historischen Erzählungen. Ich bemitleide Menschen, die ich kenne, wenn es ihnen schlecht geht und erst recht, wenn es unverschuldet passiert. Die Menschen des Römischen Reiches kenne ich nicht persönlich, daher hält sich mein Mitleid in Grenzen und wirkt sich eher nur auf Personen aus, über die ich spannende Romane gelesen habe, welche mir diese Person näher gebracht haben.

Woher ich das weiß:Hobby

CorgiMcweasel 
Beitragsersteller
 13.09.2024, 11:50

Ja, sehr interessant. Waren Romulus und Remus auch Etrusker?

Neugier4711  13.09.2024, 16:37
@CorgiMcweasel

Das ist nicht gesichert. Sehr wahrscheinlich wurde Rom von Alba Longa aus gegründet und dort gab es ein Königtum, dass ähnlich, wie bei den Anfängen Roms war.

Die Römer selbst stellten sich gerne als Nachfahren aus Flüchtlingen aus Troja da. Es ist ein nicht bewiesener Mythos, was und wie viel an diesem Gründungsmythos stimmt ist wohl noch eher glaubens, als wissens.

Auffallend an Rom ist zu beginn der Männerüberschuss. Daher war es vermutlich besonders kriegerisch, Stichwort Raub der Sabinerinnen. Wäre es eine "normale" etruskische Gründung gewesen, dann würde sich dieser Männerüberschuss schwer erklären lassen, obwohl ich darüber schon mehrere Theorien gelesen habe. Mein Kurzzeitgedächtnis lässt mich im Stich, daher weiß ich leider keine Einzelheiten darüber https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/gruendungssage-roms

Ja, es war eine Tragödie

Ja schon, denn der Untergang des römischen Reiches hat viele technische Errungenschaften des römischen Reiches vergessen lassen und hat die Menschheit quasi zeitlich zurückgeworfen um etwa 1000 Jahre, quasi bis zum Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Zu diesen technischen Erfindungen zählten z.B. Straßenbau, Beton, Aquädukte, Kanalisation, Fußbodenheizung, gebrannte Dachziegeln und Tonziegel (vorher kannte man nur das Trocknen in der Sonne), der medizinische Fortschritt, fortschrittliche Kräne zum Bau hoher Häuser, Wasserpumpen, Wasserspritzen (zum löschen von großen Bränden), Mühlen zur Mehlherstellung usw.


Franz1957  15.09.2024, 00:23
gebrannte Dachziegeln und Tonziegel (vorher kannte man nur das Trocknen in der Sonne),

Gebrannte Keramik war schon in der Steinzeit gebräuchlich.

https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Keramik

Gebrannte Ziegel hatte schon die Induskultur.

https://de.wikipedia.org/wiki/Mauerziegel#Frühe_Hochkulturen

Auch die Sumerer hatten gebrannte Ziegel. Im Gilgamesch-Epos werden sie als Qualitätsmerkmal der Stadtmauer von Uruk gerühmt:

Auch steig auf die Mauer von Uruk, geh fürbaß,
Prüfe die Gründung, besieh das Ziegelwerk!
Ob ihr Ziegelwerk nicht aus Backsteinen ist,
Ihren Grund nicht legten die sieben Weisen!

https://www.lyrik.ch/lyrik/spur1/gilgame/gilgam1.htm

Franz1957  15.09.2024, 17:05
@muckel3302

Dachziegel hatte die Industal-Zivilisation auch. Da sie dort dem Monsun standhalten mußten, wäre es sehr unvorteilhaft gewesen, auf das Brennen zu verzichten. Das Ziegelbrennen an sich wurde dort in der Zeit üblich, in der man von Dörfern zu, Städtebau überging. Man verwendete Backsteine dort, wo es auf Beständigkeit gegen Wasser ankam, wie beim Bau der Abwasserkanäle und dort, wo es Überschwemmungen gab.

https://www.harappa.com/content/bricks-and-urbanism-indus-valley-rise-and-decline

In Alamgirpur wurde eine Töpferwerkstatt ausgegraben, in der man offenbar Dachziegel hergestellt hat.

Typical Harappan pottery was found and the complex itself appeared to be a pottery workshop. Ceramic items found included roof tiles, dishes, cups, vases, cubicle dice, beads, terracotta cakes, carts and figurines of a humped bull and a snake.

https://en.wikipedia.org/wiki/Alamgirpur

Franz1957  15.09.2024, 17:26
@muckel3302

Auch in Griechenland gab es gebrannte Dachziegel schon lange vor dem Römischen Reich.

Imbrices and tegulae were first made by the Greeks.

https://en.wikipedia.org/wiki/Imbrex_and_tegula

Das Haus der Ziegel ist eine archäologische Stätte aus dem Frühhelladikum (= frühe Bronzezeit des griechischen Festlands) [...] Das Gebäude Haus der Ziegel wies besondere architektonische Merkmale auf, wie ein aus gebrannten Ziegeln bestehendes Dach, das namensgebend war. [...] Das Gebäude wird in das Frühhelladikum II (2500–2200 v. Chr.) datiert

https://de.wikipedia.org/wiki/Haus_der_Ziegel

Nein, eine neue Chance für andere Völker & Neuanfang

Das römische Reich war natürlich eine Hochkultur und für die Entwicklung von hoher Wichtigkeit. Ich finde es durchaus schade, aber durch diesen Vorfall machten die Römer für einige andere Mächte in Europa Platz. Das ist nunmal Geschichte und wie wir auch wissen für uns in der Gegenwart sehr relevant.

Ja, es war eine Tragödie

Der Verlust des Reiches prägte die Welt für Jahrhunderte, es war ein Reich das die Welt veränderte.

Es war ein Schmelztiegel der Kulturen, ein Zentrum des Rechts, der Ingenieurskunst und der Philosophie. Die Römer schufen ein riesiges Straßennetz, das Europa miteinander verband, entwickelten beeindruckende Bauwerke wie das Kolosseum und das Pantheon und hinterließen uns ein Rechtsystem, das bis heute die Grundlage vieler moderner Rechtssysteme bildet.

Mit dem Fall Roms ging ein immenser Schatz an Wissen und kulturellen Errungenschaften verloren. Bibliotheken wurden geplündert, Bauwerke zerstört und viele Schriften gingen unwiederbringlich verloren. Die Strukturen der römischen Gesellschaft brachen zusammen und große Teile Europas fielen in eine neue Dunkelheit.

Es ist heute gesichert, das die Entwicklung Europas durch den Fall Roms um Jahrhunderte zurückgeworfen wurde, es dauerte lange bis sich neue Zentren der Kultur und des Wissens entwickeln konnten.

Obwohl das Römische Reich längst untergegangen ist, prägt sein Erbe bis heute unser Leben. Unsere Sprachen, unsere Gesetze und unsere Architektur tragen alle Spuren der römischen Vergangenheit. Unser heutiges Leben trägt immer die Handschrift der Geschichte Roms.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Andere Meinung (welche?)

Naja klar, ein wenig schade ist das ja schon.

Aber wir können es ja einfach wieder aufbauen und alles ist gut. Ich übernehme dann den Posten des Kaisers.