In Goethes „Faust, der Tragödie erster Teil“, verfasst binnen mehrerer Jahrzehnte und vollendet im Jahre 1808, wird die Zerrissenheit eines nach ganzheitlicher Erkenntnis strebenden Wissenschaftlers im Rahmen eines Pakts mit dem Teufel deutlich gemacht. Als verzweifelt suchender Mensch ist der Gelehrte, die historische Figur Doktor Faust, dem Selbstmord nahe, durchschreitet auf seinem Weg zum klassisch tragischen Ende alle Höhen und Tiefen menschlichen Daseins. In Fausts Drang nach der Grundfrage menschlicher Existenz spiegelt sich ein Menschenbild, das erst im Streben zu seiner Erfüllung gelangt, ohne, dass dieses Streben verkümmert.
Im Mittelpunkt des Dramas steht die Entwicklung des Gelehrten Faust, der durch manipulative Akte des Teufels neue Dimensionen des Lebens kennenlernt - die Gelehrtentragödie. Daraus resultiert die Gretchentragödie,
was dazu führt, dass er sich in das sehr junge und naive Mädchen Gretchen verliebt, sie schwängert und Faust zum Verantwortlichen für den Tod von Gretchens Mutter, Bruder, ihrem gemeinsamen neugeborenen Kind und ihr selbst macht. Am Ende jedoch siegt die göttliche Gnade und die Liebe des von ihm verstoßenen Gretchens.