Politischer & religiöser Extremismus

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Akademiker und Kommunisten?

Sehr geehrte Damen und Herren,

das ist eine Frage die mich schon länger wurmt aber vielleicht kann mich hier jemand überzeugen.

Ich habe sowohl persönlich als auch aus Medien immer wieder mitbekommen dass es oft auch Akademiker (oder Studenten) gibt die im linken (bis linksextremen) Spektrum unterwegs sind. Ob aktiv für die Linke oder als Wähler oder Sympathisanten.

Jetzt stell ich mir aber die große Frage nach dem warum?

Wenn man sich die simplen Begriffe des Kommunismus durchliest fallen da Parolen wie "Diktatur des Proletariats", "Klassenkampf" oder "Burgeoisie".
Akademiker, die oft mit dem doppelten an Jahreseinkommen als ein normaler Arbeiter nach Hause gehen fallen für mich wieder in die Kategorie "Burgeoisie" als "wohlhabendes Bürgertum". Jemand der 80k+ im Jahr verdient ist kein Geringverdiener mehr und einer der größten Profiteure des Kapitalismus.

Würde das aber nicht bedeuten dass solche Akademiker, die vielleicht sogar noch für die Linke aktiv Politik betreiben, sich selbst ins Knie schießen?

Wieso erdreisten solche Leute sich "Politik für die Arbeiter" zu machen wenn sie selbst nicht mal in der Klasse sind? Das klingt so lächerlich wie versprechen an die Geringverdiener seitens der FDP.

Akademische Kommunisten hat für mich so nen Beigeschmack wie Migranten die rechts wählen... passt einfach nicht.

Natürlich könnte man sagen die Ideen von Marx und die damaligen Gegebenheiten passen nicht mehr so in unsere Zeit aber wär dann nicht die ganze Idee sowieso überholt?

Wie kann man sowas erklären? Wie können solche Leute noch teil der Arbeiterklasse sein und sich als studierte BWLer mit einem Gleisbauer vergleichen?

Vielen Dank im Voraus! :)

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Was ist innerhalb von nur 30 Jahren passiert, dass sich in Europa ein solcher Kulturpessimismus breitgemacht hat?

Vielleicht ist das nur ein subjektiver Eindruck meinerseits, aber ich bin ein 90er-Kind. Wenn ich zurückdenke, dann gab es in den 90ern bei vielen Leuten eine sehr optimistische Stimmung, was die Zukunft Europas betrifft, denn die UdSSR zerbrach und die liberale Demokratie mitsamt ihrem Kapitalismus oder ihrer Mischung aus Sozialstaat und Marktwirtschaft schien als Vorlage für die ganze Welt als Sieger hervorzugehen. Und ich kenne auch heute noch einige Leute, die sich seit dieser Zeit vollkommen radikalisiert haben oder zu kompletten Kulturpessimisten mutiert sind. Dass wir angeblich ,,dekadent" geworden seien seit damals, halte ich für Unsinn. Denn dann hätte doch die Sowjetunion mit ihren autoritären Strukturen und ihrem Uniformitätsgehabe das überlegenere System sein müssen oder? Und viele Babyboomer beschreiben die 1970er und 1980er als die große Phase des Feierns, der Drogen und der Exzesse. Also gerade die von mir oben beschriebenen Leute, die diesen Dekadenzvorwurf erheben, waren doch genau in dieser Zeit jung. Dann müssten sie ja ihre gesamte Lebensspanne als ,,dekadent" betrachten. Aber keine dieser Personen hätte 1990 so gedacht. Habt ihr eine Erklärung für dieses Phänomen? Hat das westliche Modell sich innerhalb der letzten 30 Jahre so verschlechtert, dass immer mehr Menschen daran zweifeln? Warum radikalen sich Personen oder driften in den Pessimismus ab, die ihr ganzes Leben in einer relativ freien und liberalen Gesellschaft gelebt haben und die eigentlich wirtschaftlich besseren Zeiten erlebt haben?

Demokratie als Diktatur der Mehrheit?

Ich treffe immer wieder auf Leute, die die Demokratie im Sinne von ,,Volksherrschaft" einfach nur als einen Mehrheitsbeschluss ohne Kompromisse betrachten. Und da frage ich mich, ob das nicht eine sehr verkürzte und gefährliche Vorstellung darstellt. Das Erste, was ich mir im Geschichtsunterricht über den Faschismus und Stalinismus dachte, bezog sich auf die Gefahr der Massen. Es scheint mir relativ leicht die jeweiligen Diktatoren und einige ihrer Handlanger als alleinige Täter hinzustellen. Aber stellen denn nicht nur die Massen und ihre Emotionalisierung eine große Gefahr dar?

Das kann man doch an kleinen Beispielen festmachten. Ich gehe in eine kleine Kneipe und erzähle von einem schrecklichen Mordfall in den Kinder oder ältere wehrlose Menschen involviert sind. Danach mach ich eine kleine Umfrage, wer in einem solchen Falle die Todesstrafe oder Folter wieder einführen wolle. Sicherlich werden viele Menschen in diesem Moment die Frage nicht kritisch reflektieren, sondern sich emotional leiten lassen. Sie werden eventuell nicht darüber nachdenken, welche langfristigen Konsequenzen eine Wiedereinführung der Folter und der Todesstrafe auch für sie und unsere Rechtsstaats- und Menschenrechts-Prinzipien haben könnte. Man gibt dem Staat gefährliche Vollmachten. Haben Menschen, die so argumentieren Demokratie missverstanden? Wie kann sich die Demokratie vor sehr gefährlichen Tendenzen schützen? Wenn in einer Demokratie Ausgrenzung von bestimmten Randgruppen nur von Mehrheitsentscheidungen abhinge, was unterschiede sie dann von der faschistischen Diktatur, die auch vorgab für die Massen zu sprechen und auch sicher zeitweise von Mehrheiten bejubelt wurde?

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