Arroganz in der Klimadebatte?

Ich höre von Klimaaktivisten und Ökos oft, dass wir so unverantwortlich mit unserem Planeten umgingen und über den planetaren Grenzen leben würden. Die industrielle Revolution sei eine Fehlentwicklung gewesen. Dazu sollte man doch mal festhalten, dass:

-die größte Zeit der industriellen Revolution auch viele Europäer in Armut lebten und davor hatten wir den Feudalismus und ebenfalls ein Übermaß an Armut. Ich bin im europäischstämmigen Teil meiner Familie väterlicherseits mal die 3 Generationen durchgegangen. Noch mein Urgroßvater war ein bettelarmer Mensch ohne Strom und mit rein körperlicher Feldarbeit. Erst dem Großvater gelang ein gewisses Maß am Wohlstand, aber erst nach der Hälfte eines Jahrhunderts in dem er zwei Weltkriege erlebt hatte, einen als Kind und einen als Sanitäter. Und dann kommt heute meine Generation und sagt, wie schädlich wir leben würden, obwohl es in meiner Familie gerade mal eine Generation wirklich betrifft, nämlich meine Boomer-Eltern. Das heißt, dass die planetaren Grenzen gerade mal einer Generation (von meiner eigenen mal abgesehen) ein Wohlstands- und Mittelstandsleben zubilligten und des war schon zu viel und unverantwortlich? Aber dann wäre das Fazit ja, dass der Planet nur eine ziemlich schlechte Lebensqualität hergibt und kann man Menschen vorwerfen, dass sie das nicht wollen? Steckt nicht sehr viel Arroganz gegenüber jenen Leuten drin, die eine Vision hatten, nämlich, dass wir es mal besser haben sollten?

Armut, Klima
Was ist innerhalb von nur 30 Jahren passiert, dass sich in Europa ein solcher Kulturpessimismus breitgemacht hat?

Vielleicht ist das nur ein subjektiver Eindruck meinerseits, aber ich bin ein 90er-Kind. Wenn ich zurückdenke, dann gab es in den 90ern bei vielen Leuten eine sehr optimistische Stimmung, was die Zukunft Europas betrifft, denn die UdSSR zerbrach und die liberale Demokratie mitsamt ihrem Kapitalismus oder ihrer Mischung aus Sozialstaat und Marktwirtschaft schien als Vorlage für die ganze Welt als Sieger hervorzugehen. Und ich kenne auch heute noch einige Leute, die sich seit dieser Zeit vollkommen radikalisiert haben oder zu kompletten Kulturpessimisten mutiert sind. Dass wir angeblich ,,dekadent" geworden seien seit damals, halte ich für Unsinn. Denn dann hätte doch die Sowjetunion mit ihren autoritären Strukturen und ihrem Uniformitätsgehabe das überlegenere System sein müssen oder? Und viele Babyboomer beschreiben die 1970er und 1980er als die große Phase des Feierns, der Drogen und der Exzesse. Also gerade die von mir oben beschriebenen Leute, die diesen Dekadenzvorwurf erheben, waren doch genau in dieser Zeit jung. Dann müssten sie ja ihre gesamte Lebensspanne als ,,dekadent" betrachten. Aber keine dieser Personen hätte 1990 so gedacht. Habt ihr eine Erklärung für dieses Phänomen? Hat das westliche Modell sich innerhalb der letzten 30 Jahre so verschlechtert, dass immer mehr Menschen daran zweifeln? Warum radikalen sich Personen oder driften in den Pessimismus ab, die ihr ganzes Leben in einer relativ freien und liberalen Gesellschaft gelebt haben und die eigentlich wirtschaftlich besseren Zeiten erlebt haben?

Geschichte, Politik, Gesellschaft
Demokratie als Diktatur der Mehrheit?

Ich treffe immer wieder auf Leute, die die Demokratie im Sinne von ,,Volksherrschaft" einfach nur als einen Mehrheitsbeschluss ohne Kompromisse betrachten. Und da frage ich mich, ob das nicht eine sehr verkürzte und gefährliche Vorstellung darstellt. Das Erste, was ich mir im Geschichtsunterricht über den Faschismus und Stalinismus dachte, bezog sich auf die Gefahr der Massen. Es scheint mir relativ leicht die jeweiligen Diktatoren und einige ihrer Handlanger als alleinige Täter hinzustellen. Aber stellen denn nicht nur die Massen und ihre Emotionalisierung eine große Gefahr dar?

Das kann man doch an kleinen Beispielen festmachten. Ich gehe in eine kleine Kneipe und erzähle von einem schrecklichen Mordfall in den Kinder oder ältere wehrlose Menschen involviert sind. Danach mach ich eine kleine Umfrage, wer in einem solchen Falle die Todesstrafe oder Folter wieder einführen wolle. Sicherlich werden viele Menschen in diesem Moment die Frage nicht kritisch reflektieren, sondern sich emotional leiten lassen. Sie werden eventuell nicht darüber nachdenken, welche langfristigen Konsequenzen eine Wiedereinführung der Folter und der Todesstrafe auch für sie und unsere Rechtsstaats- und Menschenrechts-Prinzipien haben könnte. Man gibt dem Staat gefährliche Vollmachten. Haben Menschen, die so argumentieren Demokratie missverstanden? Wie kann sich die Demokratie vor sehr gefährlichen Tendenzen schützen? Wenn in einer Demokratie Ausgrenzung von bestimmten Randgruppen nur von Mehrheitsentscheidungen abhinge, was unterschiede sie dann von der faschistischen Diktatur, die auch vorgab für die Massen zu sprechen und auch sicher zeitweise von Mehrheiten bejubelt wurde?

Geschichte, Demokratie, Gesellschaft
Steckt in der personalen/abrahamitischen Gottesvorstellung der Ursprung des Totalitarismus?

Hi Leute,

ich habe mich in letzter Zeit viel mit bekannten atheistischen Stimmen wie Richard Dawkins und Christopher Hitchens befasst. Besonders interessant erschien mir dabei eine Argumentation von Hitchens:

Er verglich die Vorstellung eines allwissenden und uns stets beobachtenden personalen Gottes mit totalitären Regimen und Herrschern, die Menschen permanent zu überwachen und zu kontrollieren zu versuchen. Nordkorea sei ein solcher Staat, aber es gäbe zumindest eine Möglichkeit der Unterdrückung durch den ,,großen Führer" in Nordkorea zu entkommen, indem man stirbt. Man könne allerdings nicht dem allmächtigen Gott entkommen, denn dieser würde uns selbst im Nachleben noch in Höllen- oder Himmelsvorstellungen nicht aus seinen Fängen entlassen. Er sei vergleichbar mit einer alles kontrollierenden autoritären Vaterfigur oder einem himmlischen Despoten. Und wer sich das alte Testament durchliest, der kann doch nicht leugnen, dass der dort beschriebene Gott sich an vielen Stellen so verhält. Offenbart ein solcher Blickwinkel nicht hervorragend, dass all diese alten Buchreligionen letztlich nichts anderes als menschengemacht sind? Hitchens sah das Christentum, den Islam und auch alle anderen Religionen als menschengemachte Glaubenssysteme, die immer wieder an vielen Stellen selber entlarvten, dass sie letztlich den autoritären Vorstellungen einer unvollkommenen Primatenspezies entsprungen sind. Haltet ihr diese Betrachtungsweise für nachvollziehbar?

Religion, Atheismus, Atheist
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