Hallo Schnebi,
unter Begabungsdiagnostik stellt man sich etwas vor, was einem eine Auskunft darüber gibt, ob ein Kind etwas können kann oder ob es daran durch "Begabungsmangel" gehindert ist. Das ist eine Vorstellung, die wegen der Probleme, die das Kind hat, dem Kind einen grundlegenden Mangel andichten will. Man könnte auch sagen, die Behauptung ist, das Kind sei krank.
Viele Eltern und LehrerInnen stellen sich unter Rechenschwäche eine Krankheit vor. Das ist sie aber nicht. Insofern kann man sie auch nicht diagnostizieren im Sinn von ja oder nein. Den Begriff Rechenschwäche gibt es nur deshalb, weil es in der Schule als Abweichung betrachtet wird bzw. mancher es so betrachten will, wenn man große Schwierigkeiten mit dem Rechnen hat. Für viele Leute ist Rechnen so selbstverständlich, dass sie dann nach Gründen außerhalb des mathematischen Denkens und Lernens suchen. Die Kinder werden in der Folge nicht mehr oder falsch gefördert.
Ein Intelligenztest wird keine Sicherheit stiften. Hinterher ist man genauso schlau wie vorher. Wenn der Intelligenztest die Rechenschwäche bestätigt, was dann? Wenn die Wahrnehmung Grund zur Besorgnis gibt, ist das dann hilfreich? Wenn das Kind gestreßt ist, wars vielleicht bloß eine Folge der Überforderung in Mathe, für die dann aber auch noch keine Abhilfe in Sicht ist - am besten wäre es zunächst einmal, die Schule würde es einfach lassen, das Kind mit Rechenaufgaben zu dransalieren, deren begriffliche Grundlage bei dem Kind einfach nicht vorhanden ist. Verstehen kann man nicht üben! Das leuchtet sogar noch jedem Lehrer ein. Trotzdem empfehlen die meisten von ihnen: üben, üben, üben (wie z.B. auch in dem Buch von Rainer Dürre).
Aber was ist dann Rechenschwäche (Google-Knol-Artikel zur Rechenschwäche):
http://knol.google.com/k/friedrich-h-steeg/rechenschw%C3%A4che-informationen-und/35amgw828zuhn/1#
Eine vernünftige Vorgehensweise wäre die, erst mal durch eine eingehende Förderdiagnostische Untersuchung (Lernstandsanalyse) genau abzuklären, was das Kind in Mathe verstanden hat und was nicht! Das ist eigentlich etwas, was jede LehrerIn können sollte, wo aber der Irrtum besteht, das wäre durch die Benotung schon geleistet. Wie soll ich durch das Abzählen von Fehlern und vergleichen mit der Anzahl von Fehlern anderer Schüler (z.B. auch beim IQ-Test)jemals herausbekommen, was ein Schüler verstanden hat und wie, welche Fehler er macht, welche eigenen Strategien er anwendet usw. Dafür braucht man ein individuelles diagnostisches Interview.
Gruß yacofred