Einen Hund vegetarisch zu ernähren ist durchaus möglich, auch ohne dass es zu gesundheitlichen Problemen oder Mangelerscheinungen kommt.
An für sich bin ich ein großer Befürworter naturnaher Ernährung. Allerdings stellt sich da ein grundlegendes Problem: Tiere nehmen in der Natur keineswegs das auf, was am besten für sie ist, sondern das, wozu sie Zugang haben. Und schaut man sich die Lebenserwartung von Tieren in der Natur an, dann ist das natürlich nicht das, was man sich für sein Haustier wünscht. (Die geringe Lebenserwartung in der Natur liegt natürlich nicht alleine am Futter, aber es ist eben auch ein Faktor). Auch wird wohl niemand seinen Hund mal ein oder zwei Wochen hungern lassen, nur weil ein Wolf in der Natur auch mal ein paar Wochen Misserfolg bei der Jagd haben kann.
Beim Hund stellt sich in der Frage der naturnahen Ernährung noch ein ganz anderes Problem: Es gibt keine Hunde in der Natur. Der Hund ist ein reines Haustier und in der Natur nirgends heimisch. Und er ist (dank Jahrhunderte andauernder Züchtung und Adaption an das Leben mit dem Menschen) eben auch kein Wolf mehr. (Wobei selbst der Wolf kein Fleischfresser ist, wie hier immer wieder behauptet wird. Er ist ein Beutetierfresser. Das ist ein Unterschied! Neben Fleisch wird auch z.B. der vorverdaute pflanzliche Magen- und Darminhalt des Beutetiers gefressen.) Im Vergleich zum Wolf kann ein Hund zum Beispiel in gewissem Maße Getreide verdauen.
Generell gilt bei der Ernährung von Hunden dasselbe wie bei der Ernährung von Menschen: Eine durchdachte (!) vegetarische Ernährung ist allemal besser als eine undurchdachte Ernährung, die Fleisch beinhaltet. Wichtig ist, dass alle notwendigen Nährstoffe zugeführt werden. In welcher Form das geschieht, ist dem Verdauungstrakt herzlich egal. Ob das zu spaltende Protein aus einem Stück Fleisch kommt oder nicht, spielt für das Enzym, das es spaltet, keine Rolle. Natürlich ist es keine Lösung seinem Hund fortan nur noch Karotten in den Napf zu legen. Aber die Behauptung: Fleisch = gesund, kein Fleisch = ungesund, ist einfach nicht richtig.
Ich bin überzeugt davon, dass ein Großteil derer, die hier schreien: Einen Hund vegetarisch zu ernähren ist Tierquälerei, kaum selbst mal die Liste mit Inhaltsstoffen auf ihrem Hundefutter durchgelesen haben. In den meisten gängigen Hundefuttermarken ist ohnehin so gut wie kein Fleisch drin. Da mag vorne ganz groß "Rind" oder Ähnliches draufstehen, aber wenn man dann mal liest, was so drin ist in der Dose, wird man schnell feststellen, dass tatsächliches Rindfleisch nur wenige Prozent ausmacht. Hauptbestandteil sind in aller Regel "Tierische Nebenerzeugnisse" und das kann von Federn und Fell, über Haut, Euter und Knochen bis hin zu Sehnen, Krallen und Horn wirklich alles sein.
Wer seinem Hund also zweimal am Tag eine Dose Hundefutter aus dem Supermarkt in den Napf wirft, der ernährt seinen Hund nicht zwangsläufig gesund. Wer seinen Hund ohne Fleisch ernährt, sich aber über die Nährstoffe informiert, die der Hund braucht und dafür sorgt, dass da kein Mangel entsteht, der ernährt seinen Hund keineswegs ungesund oder gar tierquälerisch.
Man muss sich einfach losmachen von Pauschalisierungen. Vegetarische Ernährung kann genauso gesund oder ungesund sein wie fleischbasierte Ernährung. In den ersten Lebenswochen ernährt sich der Hund übrigens, wie jedes andere Säugetier auch, ausschließlich von Milch. Darüber regt sich seltsamerweise keiner auf. Milch enthält ja schließlich auch kein Fleisch. Aber - und darauf kommt es an - sie enthält die entsprechenden Nährstoffe, die von der Mutter aufgenommen wurden. Was wiederum zeigt, dass es keine Rolle spielt, ob die Nährstoffe in Form von Fleisch oder Milch, Gemüse oder was auch immer aufgenommen werden.
Bevor hier jetzt bitterböse Kommentare kommten, ich unterstütze das Argument, dass ein Fleischfresser, Beutefresser oder Allesfresser das fressen sollte, was er von Natur aus frisst, absolut. Der Wolf, Löwe, Eisbär ect. kann und soll auch gar nicht auf das Fressen von Beuttieren verzichten. Es gibt Tiere, die andere Tiere fressen, so ist die Natur ob uns das gefällt oder nicht. Das Fleisch, das bei unseren Haustieren im Napf landet, stammt aber nicht von Beutetieren, die fröhlich durch die Wälder springen, sondern von Nutztieren, die unter den allseits bekannten, erbärmlichen Bedingungen gehalten werden. Und andere Tiere leiden zu lassen, damit es meinem Hund gut geht, erscheint mir ebenso wenig fair, wie ihm das Fleisch zu entziehen. Hier muss letztlich jeder entscheiden, was er mit seinem Gewissen vereinbaren kann.