Was soll das "Recht des Stärkeren" sein?
"Survival of the fittest" bezieht sich auf die Umweltanpassung eines Organismus. Das hat mit Stärke nichts zu tun.
Mit Stärke ist ja wohl "körperliche Stärke" gemeint. Das Recht des Stärkeren wäre entsprechend gleichbedeutend mit der Fähigkeit, sich in einer körprerlichen Auseinandersetzung durchzusetzen. Thomas Hobbes hat bereits im 17. Jahrhundert festgestellt, dass ein Erfolg auf Basis von körperlicher Überlegenheit von kurzer Dauer ist, weil Menschen mit Verstand begabte Wesen sind, die allerlei Finten erfinden können, die die körperliche Überlegenheit dessen, der sein angebliches Recht als Stärkerer durchsetzen will, kompensieren. Was nützt das Recht des Stärkeren, wenn jeder schwache Hempel ein Gewehr bedienen kann?
Mit dem Recht des Stärkeren wird man entsprechend nicht weit kommen. Man wird auch deshalb nicht weit kommen, weil Menschen in der Regel auf Kooperation angewiesen sind, Zur Kooperation kann man aber nur bedingt gezwungen werden, wie die vielen gescheiterten Sozialismus-Versuche zeigen.
Bleibt noch die Frage, ob Menschen Tiere töten dürfen. Das ist keine Frage des "Recht des Stärkeren", wie jeder weiß, der einen Schlangenbiss überlebt hat, sondern eine Frage der Moral, die sich dahingehend stellt, ob es moralisch vertretbar ist, Lebewesen nur zu diesem Zweck zu züchten, dass man sie auffressen kann.
In Erweiterung von Kant's kategorischem Imperativ würde ich diese Frage verneinen, denn wer will schon gerne geboren und gefressen werden. Aber mit einem Recht des Stärkeren hat das nichts zu tun.
Es gibt schlicht kein Recht des Stärkeren.