Das ist tatsächlich eine gute Frage. Mich wundert es ebenfalls sehr, wie viele Menschen einfach so akzeptieren, dass es "Jesus" gegeben haben muss, ohne selbst nachzuforschen. Ich selbst bin da unsicher: wenn es einen historischen Jesus gab, dann wissen wir IMO so gut wie nichts über diesen Mann. An einen "göttlichen" Wundertäter glaube ich in jedem Fall nicht, und auch eine historische Existenz von Jesus würde daran nichts ändern.
Entscheidend ist bei der ganzen Debatte auch die Frage, wo wir beim Christentum den Übergang vom "Mythos" zur Historizität ansetzen. Bei Jesus? Bei den Aposteln? Bei Paulus? Oder erst bei den Kirchenvätern, die als zweifelsfrei historisch gesicherte Personen gelten?
Es gibt Indizien, die ein Stück weit für einen historischen Kern der Geschichte sprechen. Hier sind insbesondere die Paulusbriefe interessant, da Paulus mehrheitlich als historische Person anerkannt wird und in seinen Briefen die Apostel als historische Personen erwähnt, denen er selbst begegnet sein will. Die Tatsache, dass er u.A. auch theologische Streitigkeiten mit einzelnen Aposteln ausführlich beschreibt, verleiht den Briefen eine gewisse Glaubwürdigkeit.
Ich denke, da wird in den nächsten Jahren noch sehr viel Forschung nötig sein. Und manche Fragen werden sicher nie zu 100% beantwortet werden.
Eines aber ist ganz klar: es gibt keinen rationalen Anlass, an einen "Göttersohn" zu glauben, der herumzaubernd durch die Lande zog und nach seinem eigenen Tod als "Auferstandener" zurückgekehrt ist. Gab es einen jüdischen Wanderprediger namens Jesus, dann war das ein stinknormaler Mann, ein sterblicher Mensch, von dem heute nicht einmal mehr Staub übrig ist.