Zu welchem Verlag kann ich mein Manuskript schicken? Tipps?

7 Antworten

Zuerst einmal: Es ist NICHT üblich im klassischen Buchverlag, dass der Autor an den Druckkosten beteiligt wird. Das ist eine Schiene in Richtung Druckkostenzuschuss- bzw. Selbstverlag oder Digitaldruck (siehe BoD). Selbstverständlich gibt es auch Jugendromanautoren, die einen normalen Verlagsvertrag bekommen, z.B. Andreas Steinhöfel, Jutta Wilke uva. Verlage, die Autoren Rechnungen schreiben, sind im Grunde keine "echten" Verlage, weil Verlag von "vorlegen" kommt, Punktum. Alle weiteren Branchen, die nicht vorlegen, gehören in das Dienstleistungssegment, und wenn sie noch so elitär von "Literatur" reden. Du wärst gut beraten, zunächst mal herauszufinden, welche Publikationsarten es überhaupt gibt, ob du unbedingt das Buch herausbringen willst (und dich in diesem Fall notwendigerweise auch mal mit Digitaldruck im Selfpublishing-Bereich beschäftigst) oder ob es zum klassischen Publikationsverlag keine Alternativen für dich gibt. Dann wirklich mal gezielt nach Verlagen forschen, die Jugendromane herausgeben. Das kann man bei Amazon so gut wie im normalen Buchhandel vor Ort, Internetseite besuchen, herausfinden, wie das Verlagsprogramm gestrickt ist und wie Manuskripte vorgestellt werden sollen, und sich dann einfach daran halten.

Allerdings: Du schreibst, du hättest gestern deine Geschichte fertig geschrieben. Bevor du überhaupt daran denkst, sie einem Verlag anzubieten, steht eigentlich noch eine Menge Arbeit ins Haus, nämlich: Überarbeiten, Überarbeiten, Überarbeiten. Also Lektorat, und zwar so lange, bis das Manuskript bestmöglich und optimal steht: Inhaltlich, stilistisch, sprachlich auf die Zielgruppe angepasst und natürlich auch in Sachen Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung. Eine Roh- oder Erstversion wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sofort ausgesiebt, und ich habe es in meiner langjähren Laufbahn als Lektor noch nie erlebt, dass ein Manuskript im ersten Anlauf perfekt genug für eine Verlagsbewerbung war.

Amüsante Diskussion hier (!), wobei ich Twitizen gerne und mit Nachdruck unterstütze. Auch ich bin seit Jahrzehnten in Verlagen tätig- und er hat in allen Punkten recht. Leider ist das Image der Branche durch die "Zuschuss-Verlage" sehr ramponiert, was manauch immer wieder in diesem Forum beobachten kann. Was viele Erst- und Hobby-Autoren frustriert, sind schon die vielen Absagen, aber als Verlagsmensch weiß ich andererseits nur zu gut, welcher "Schrott" überwiegend angeboten wird. Was es braucht ist Geduld, die Überzeugung das das Manuskript gut ist (am besten mal von einem objektiven Menschen lesen lassen - und nicht von der Familie oder der besten Freundin) und das Vertrauen, dass es mehr seriöse Verlage gibt als andere.

Deswegen: Gehe wie folgt vor: Besuche ein paar gut sortierte Buchhandlungen und schaue nach, welche Verlage Bücher zu einem ähnlichen Thema, wie das deines Manuskriptes, machen. An die Verlage wende dich und biete deinen Text an. Das kostet Geduld und eine Absage muss nichts bedeuten. Manchmal werden die Manuskripte auch ungelesen zurückgeschickt, es hängt immer auch ein bisschen vom Zufall und Glück ab. Ich habe einmal ein Buch erlebt, das wurde in meinem Verlag zum Bestseller: 12 Monate auf Platz 1, und es wurde vorher von 8(!) Verlagen abgelehnt. Also Mut und wenn du Angst hast dein Thema könnte "geklaut" werden, dann schicke ein aussagefähiges Exposé und ein paar Seiten des Manuskripts, damit der Lektor, die Lektorin prüfen kann wie dein Schreibstil ist. Aber, wie gesagt, Vorsicht ist immer geboten, wenn Freunde und Bekannte oder die Familie zur Veröffentlichung raten, das heißt noch lange nicht, dass es für den (sowieso übersättigten) Buch-Markt reicht. Und wenn es kein Verlag nimmt, bleibt immer noch es selbst zu verlegen. Erst dann kostet es dich dein Geld. Wobei „printsystem-medienverlag“ und „bod“ zu den Anbietern zählen, von denen ich Gutes gehört habe. Es gibt nämlich einige "Verlage" die sich alles von den Autoren zahlen lassen und zum Teil unverschämt viel Geld verlangen. Dahin sollte man nicht gehen. Denn in der Regel zahlt ein "richtiger" Verlag, wenn er ein Manuskript brauchbar und verkaufbar findet, ein Honorar an seine Autoren, meistens pro verkauftem Exemplar. Der Begriff Verlag kommt nämlich von "vorlegen". Ein Verlag legt nämlich viel Geld für die Produktion im Voraus aus. Aber wie gesagt auch nur, wenn er meint, dass er das Buch auch verkaufen kann, wenn er es produziert hat.

Viel Glück also!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Berufsausbildung und Studium

sushi1955  31.08.2011, 20:12

Du machst mir mit Deiner Aussage doch ein wenig Mut, denn ich suche demnächst auch einen Verlag.

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Mir ist wichtig, dass der Verlag die Druckkosten übernimmt. Außerdem handelt es sich dabei um einen Jugendroman.>

Das macht aber im Regelfall kein Verlag mehr heutzutage - das finanzierst Du üblicherweise selbst - es sei denn Du landest echt 'n Volltreffer...und einen "Jugendromanbonus" gibt es auch nicht.


emilnolde  01.09.2011, 11:06

Da hat Maerzkatze leider recht. Gerade Jugendromane sind nicht unbedingt die Beliebstesten. Falls du dich doch entschließt ein wenig selbst zu finanzieren würde ich dir: www.frieling.de/autor-werden empfehlen. Die Helfen dir recht viel (gerade weils das erste Buch ist), machen auch Werbung etc. für dich, aber es kostet etwas.

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Twitizen  30.08.2011, 22:51

Quatsch. Natürlich übernimmt ein Verlag für dich die Druckkosten, er übernimtm sogar den eigentlichen Druck. Und auch das Marketing, das Layout, die Gestaltung etc. Genau dafür ist ein Verlag ja da.

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Urbanessa  30.08.2011, 22:53
@Twitizen

Twitizen, Du kennst im Verlagswesen wirklich nicht aus, oder?

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Twitizen  30.08.2011, 23:12
@Maerzkatze

Nein, aber ich kenne das Geschäft von der anderen Seite des Tisches. Und ja, es ist schwierig, als unbekannter in die Position zu kommen, einen Vertrag mit einem Verlag abschließen zu können. Urbanessa hat es weiter oben sehr treffend beschrieben.

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Urbanessa  30.08.2011, 23:15
@Twitizen

Dann wundert mich Dein Kommentar massivst. Was arbeitest Du denn in dem Verlag? Ohne Dir zu nahe treten zu wollen - in Verlagen arbeiten haufenweise Leute, die mit dem Verlagswesen an sich nichts zu tun haben - von Buchhaltern über Hausmeister bis hin zu Kantinenköchen... Welcher bis dahin unbekannten jugendlichen Jugendromanautorin, die Du kennst, wurde denn jemals ein konventioneller Buchvertrag angeboten, samt Marketing etc.? Unbekannte Autoren haben selbst im Erwachsenenalter mit den entsprechend reiferen Schreibqualitäten so gut wie keine Chance, überhaupt einen konventionellen Verlag zu finden; und von Marketing dürfen die wenigen, denen es gelingt, meist nicht mal träumen.

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Twitizen  30.08.2011, 23:33
@Urbanessa

Nein, du trittst mir damit nicht zu nahe, schließlich kennst du micht nicht - und ich arbeite als Projektleiter, nicht in der Kantine.

Einen solchen Jugendautoren kann ich dir keinen nennen, weil das nicht meine Sparte ist (die wir aber sehr wohl haben). Ich behaupte aber auch an keiner Stelle, dass sowas einfach wäre oder gar in den Schoß fallen würde, ganz besonders bei unbekannten Autoren nicht. Ich wollte lediglich etwas richtigstellen - das Statement "Das macht aber im Regelfall kein Verlag mehr heutzutage" war schlicht falsch.

Bei uns sieht ein "konventioneller Buchvertrag" eben durchaus vor, dass das Marketing und alles andere von uns übernommen wird. Das eigentliche Problem ist der Einstieg, wie du in deinem Beitrag oben ja bereits völlig korrekt geschildert hast.

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Versuch es mal bei Klett, wenn nicht dann Diogenes, wenn nicht dann ..

Leider ist es so, das unverlangt eingegangene Manuskripte bei Verlagen meist in dem großen Rundordner landen. Wenn du Glück hast, kommt irgendwann eine mehr oder weniger höfliche Absage, oft nicht mal das.

Die Verlage arbeiten meist rein verkaufsorientiert, d.h. berühmter Name garantiert soundsoviel - ganz unabhängig von der Qualität. Wenn du nicht vorher schon einen einflußreichen Fürsprecher für dein Werk findest, der sich in der Szene auskennt, hast du kaum eine Chance.

Wenn du umgekehrt keinen namhaften Verlag hast, der die Werbetrommel entsprechend betätigt, wirst du kaum entsprechend verkaufen können, und von den Tantiemen wirst sowieso nicht reich, ausser du landest wirklich einen Bestseller - wobei ein Bestseller auch nicht ganz ohne Zutun zu einem solchen wird.

Es gibt mittlerweile Agenturen, die auf Erfolgshonorar arbeiten und für dich einen Verlag suchen - sind sie erfolgreich, bleibt dir noch weniger.

Die andere Möglichkeit ist natürlich, die Kosten für eine Kleinauflage selber zu übernehmen, so trägt der Verlag kein Risiko, rührt aber in den meisten Fällen kaum einen Finger was die Werbung betrifft.

Vielleicht findest Du vorab einen Literaturkritiker oder eine/n Lektor/in die dein Manuskript lesen und beurteilen, das kostet nicht viel, und du ersparst dir eine Menge Ärger.


andobi  31.08.2011, 00:06

Um dich nicht gänzlich zu entmutigen, hier ein Kleinverlag

http://www.bibliothekderprovinz.at/

die sind gelegentlich recht locker, flockig und lustig unterwegs. erwarte dir nicht allzuviel, aber wenn was schon mal überhaupt erschienen ist, vielleicht einen vorzeigbaren Erfolg hatte, kannste später zumindest eine Referenz vorweisen. Mühsam ernährn sich die Eichhörnchen .... :-)

lg

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