Wurden Fossilien oder Überreste von diesen "Zwischentieren" der Evolution gefunden?
Laut der Evolutionstheorie haben sich ja Lebewesen der einen Gattung in Lebewesen einer anderen Gattung entwickelt, stimmts?
Falls ja, müsste es ja dann "Zwischentiere" gegeben haben, die sich gerade von Lebewesen 1 zu Lebewesen 2 entwickeln. Da dies viele viele Jahre dauert und nicht in ein paar Minuten getan ist, müsste es ja Überreste von ihnen geben.
Also deshalb meine Frage: Wurden solche Überreste gefunden oder nicht? Kennt ihr einen Link, Aussagen oder sonstiges dazu?
5 Antworten
Zwischentiere gäbe es nur dann, wenn Gentechniker die Aufgabe bekämen eine neue Spezies zu entwerfen und sie das in mehreren Zwischenschritten täten, bei denen sie jedesmal umfangreiche Veränderungen "implementieren".
Das wäre nicht unähnlich der Entwicklung eines neuen Autos, bei dem es eine ganze Reihe Veränderungen zum Vorgängermodell gibt.
Die Natur hat aber keine Techniker, die einen Plan entwerfen was sie haben wollen und wie sie das erreichen können. Die Natur probiert einfach nur (mutativ) aus und die Selektion verwirft eine Mutation oder nicht.
Jede solche Veränderung ist aber nur eine winzige Kleinigkeit, die am Erscheinungsbild einer Spezies praktisch garnichts ändert. Erst durch sehr viele selektive Veränderungen entsteht eine neue Spezies. Ab wann man aber von einer neuen und bis wann man noch von der alten Spezies sprechen muß, dafür gibt es keine klare Trennlinie. Es ist eher ein breites Spektrum, bei dem man sagen kann "ab dort vielleicht und ab dort ganz sicher".
Kreationisten unterstellen aber genau das obige, daß nämlich ein Gentechniker mit Namen "Gott" alles entworfen hat.
Sorry, aber das könnten sogar wir deutlich besser. Jener Gott der Kreationisten muß dann wohl ein erbärmlicher Pfuscher sein!
Schönen Gruß
"Zwischentiere" gibt es nicht, zumindest nicht in dem Sinne, dass ein Lebewesen nur existiert, damit aus seinen Nachfahren eine bestimmte Gruppe hervorgeht. Die Evolutionstheorie besagt, dass sich auch größere Taxa schrittweise aus andersartigen Vorläufern entwickelt haben, was durch Arten mit einem Mosaik aus älteren und neueren Merkmalen belegt werden kann.
Auch jede solche Mosaikform bildet dabei ein vollständiges und angepasstes Lebewesen. Die Vorfahren der Vögel z.B. liefen nicht Millionen von Jahren mit immer größeren Bruchteilen von Flügeln umher, ohne einen Nutzen daraus zu ziehen. Vielmehr konnten auch die Vorformen der Flügel bestimmte Funktionen bei der Thermoregulation oder der Balz erfüllen, auch wenn sie nicht zum Fliegen taugten. Daraus kann man auch schließen, dass jede heutige Art die Chance besitzt, in ferner Zukunft als Mosaikform zu gelten.
Jedenfalls sind zahlreiche fossile und rezente Mosaikformen bekannt, zumindest genug, um sich ein Bild von der Entwicklung des Lebens auf der Erde zu machen. Ein Beispiel für eine kürzlich (2015) beschriebene wichtige Mosaikform ist die Gattung Pappochelys aus dem Trias, die einen Verwandten der Schildkröten darstellt.
Wegen ihrer Anschaulichkeit ausgewählte weitere Mosaikformen findest du hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mosaikform#Beispiele_f%C3%BCr_Mosaikformen
Der Fossilbericht wird aber stets erhebliche Lücken haben, da der Großteil der Spezies gar keine oder nur sehr geringe Chancen hat, fossile Überreste zu hinterlassen, nur ein Teil der Fossilien nicht durch Verwitterung und tektonische Bewegungen zerstört wird und in für uns Menschen zugänglichen Schichten liegt, und nur ein Teil der gefundenen Fossilien zeitnah wissenschaftlich beschrieben wird, während zahllose Stücke erstmal in die Archive von Museen, Universitäten und Privatsammlern wandern, um dann möglicherweise Jahrzehnte später erneut "ausgegraben" zu werden.
ja klar. Die Entwicklungsgeschichte des Pferdes z.b. ist durch Funde sehr gut belegt.
Fast alle Fossilien (und auch fast alle derzeit noch lebendigen Lebewesen) sind "Zwischentiere".
Es gibt nur einen Grund, aus dem ein Lebewesen sich nicht mehr weiterentwickelt: wenn es ausstirbt!
KP, welches "Zwischentier" deiner Meinung nach (noch) gefunden werden muss, aber dass nicht jeder winzige Aspekt einer langen Entwicklung bis ins letzte Detail "konserviert" ist, bedeutet nicht, dass sie nicht stattgefunden hat.
Es stirbt aus wenn es sich im Kontext weder anpassen noch behaupten kann.
Irgendwie beginnen alle Versuche, die Evolutionstheorie infrage zu stellen, immer auf die gleiche Weise. Zuerst der Satzanfang "Laut Evolutionstheorie..." und dann folgt eine Aussage, die niemals, nirgendwo und von keinem Wissenschaftler jemals im Rahmen der Evolutionstheorie geäußert wurde. Der Evolutionstheorie werden so falsche Grundaussagen in den Mund gelegt, die dann natürlich hanebüchen sind, dann wird die ganze Evolutionstheorie als absurd bezeichnet. Es ist immer das gleiche Schema - man kann es auch unverblümt "Ignoranz" nennen, aber in ihrer bösartigsten Form und Auslegung, verdient hätte es deshalb eher den Ausdruck "Verleumdung".
Genau das gleiche hast du hier gemacht. Es haben sich keine Lebewesen aus irgendwelchen Gattungen in irgendwelche neuen Gattungen entwickelt, weil das einen individuellen und einmalig erfolgenden Übergang von einer Gattung zur anderen darstellen würde (oder auch im kleineren Maßstab dann von Art zu Art, was aber ebenso falsch ist). Es war also nicht etwa so, dass die Natur mit ihrem Zauberstab gewedelt hat und plopp, da brachte eine Mutter von Gattung A plötzlich ein Kind der Gattung B zur Welt. Diese Aussage hast du der Evolutionstheorie gerade in den Mund geschoben. Logischerweise wirst du deshalb auch keine chimärenartigen Zwischenstufen finden, die dann Halb-A und Halb-B sind.
Was die Evolutionstheorie aber tatsächlich aussagt: Auf jede einzelne Generation (also alle gleichzeitig existierenden Individuen einer Spezies) wirken die jeweiligen Faktoren ihrer jeweiligen Umwelt. Die Individuen, die diesen Faktoren aufgrund ihrer jeweiligen individuellen Eigenschaften besonders gut begegnen können, pflanzen sich mit größerer Wahrscheinlichkeit und auch öfter fort als ihre Artgenossen, die eben nicht so gut angepasst sind. Die nicht so gut angepassten Individuen werden ergo häufiger gefressen oder sterben an irgendwelchen Krankheiten, finden weniger leicht Nahrung und / oder können sich bei der Balz nicht so gut gegen ihre "stärkeren" Konkurrenten behaupten. Dieses Prinzip nennt man Selektion (natürliche Auslese).
Im Laufe der Zeit verstärken sich bei anhaltend gleichen Umweltbedingungen die Eigenschaften der gut angepassten Individuen weiter - denn auch ihre Nachkommen tragen natürlich die "guten" Gene ihres Vorfahren. Da der Selektionsdruck immer weiter wirkt, prägen sich diese Gene in den nachfolgenden Generationen immer häufiger aus. Vergeht genügend Zeit, so haben sich diese vorteilhaftten Gene in der gesamten Population der Spezies ausgebreitet und kommen bei jedem ihrer Vertreter vor.
Dieses Prinzip gilt auch, wenn sich Spezies über verschiedene Lebensräume mit unterschiedlichen Bedingungen ausbreiten. Dann kann es vorkommen, dass sich zwei Populationen aufgrund großer Entfernungen auseinanderentwickeln. Weil sie ja nun isoliert voneinander mit jeweils anderen Bedingungen zurecht kommen müssen, gelten nun andere Selektionskriterien. Und dafür, dass zwei (oder auch mehr!) heute lebende Tierarten auf gemeinsame Vorfahren zurückgehen, also Vorfahren, die sowohl Merkmale der einen Tierart als auch einer anderen haben, gibt es reichlich.
Ein besonders gutes Beispiel ist zum Beispiel die Entwicklung von Löwe und Tiger: Die Großkatzen der Gattung "Panthera", zu der beide Tiere gehören, entwickelten sich wahrscheinlich in Eurasien und breitete sich von dort aus über weite Teile Asiens, Europas und auch Afrikas aus. Ausgehend von einem gemeinsamen Vorfahren (der auch fossil belegt ist: Der 2.000.000 Jahre alte Viretailurus schaubi) spaltete sich die Linie der (späteren) Tiger zuerst von der Population ab und blieb im östlichen Teil Asiens heimisch. Die Linie der übrigen Großkatzen wanderte schließlich auch in den westwärts gelegenen Steppen ein und isolierte sich dort. Als nächstes spaltete sich die Linie der Jaguare ab, die vor allem in Europa und Nordasien heimisch waren, dann aber über die in der Eiszeit zugefrorene Beringstraße nach Nordamerika und von dort aus nach Südamerika einwanderten - dem einzigen Kontinent, wo sie heute noch vorkommen. Löwen und Leoparden gingen dann vermutlich erst in Afrika getrennte Wege: Der Löwe wurde zum Spitzenprädator in den Grassavannen, während der Leopard sich in den Wäldern eher zurechtfand. Möglicherweise ist aber auch nicht der Leopard der engste Verwandte des Löwen, sondern auch der Schneeleopard - jedenfalls gehören alle drei zur gleichen Stammgruppe eines gemeinsamen Vorfahren.
Löwen und Tiger sind trotzdem auch heute noch so eng miteinander verwandt, dass sie sich miteinander paaren und auch Nachwuchs bekommen können. Weibliche Liger (Hybriden mit einem Löwen-Vater und einer Tiger-Mutter) sind fruchtbar, männliche aufgrund der genetischen Unterschiede schon nicht mehr. In einigen Jahrhunderttausenden werden - sofern es die Arten überleben sollten und nicht vorher aussterben - Löwe und Tiger sich aufgrund ihres unterschiedlichen Lebensraumes noch weiter spezialisieren, dadurch ihr Erbgut weiter rekombinieren, bis es mit den Genen ihrer Verwandten schließlich nicht mehr kompatibel ist. Und dann werden ihre Nachfahren schließlich zu unterschiedlichen Gattungen gehören.
Du siehst: Die Übergänge zwischen Arten sind fließend und die Übergänge zwischen Gattungen ebenfalls. Mensch und Schimpanse teilen schließlich auch gemeinsame Vorfahren (z.B. Sahelanthropus tschadensis), gingen dann aber in der Evolution getrennte Wege: Während in den Wäldern Zentralafrikas heimischen Nachfahren sich (in einem genauso langen Weg!) zu Schimpansen entwickelten, passten sich die in Ostafrika lebenden Nachfahren dem während des großen Grabenbruchs entstandenen Mix aus Wald und Savanne an und spezialisierten sich darauf, aufrecht auf zwei Beinen zu gehen und weniger Zeit im Geäst der Bäume zu verbringen. Als weitere Spezialisierung verloren sie zur besseren Ausdauer und zur Vermeidung von Überhitzung schließlich ihr Fell, bekamen eine dunklere Haut, verfeinerten ihren Gebrauch von Werkzegen und wurden geschickter, bis schließlich auch ihr Hirnschädel wuchs, sich daraufhin auch ihre Geschlechtsorgane anpassten und auch ihr Sozialverhalten änderte. Seit ungefähr 4 Millionen Jahren sind die Nachfahren von Sahelanthropus, der etwa 2 Millionen Jahre früher lebte, schon nicht mehr miteinander verpaarbar und stellen somit eigenständige Gattungen dar. Aber trotzdem gehen Mensch und Schimpanse auf den gleichen Vorfahren zurück.
Übrigens ist das noch so eine Evolutions-Falschaussage: Der Mensch hat sich nicht aus Affen entwickelt! Jedenfalls nicht aus Affen, die es heute noch gibt. Der Schimpanse ist nicht unser Opa, sondern unsere Geschwistergattung.
Für viele andere Tiergruppen findest du außerdem sogenannte "Mosaikformen", also jene, die von Charles Darwin tatsächlich vorrausgesagt wurden und die Merkmale von einer Tiergruppe mit Merkmalen einer anderen Tiergruppe vereinen. Archaeopteryx ist zum Beispiel ein Dinosaurier mit Federn (Mosaik aus Reptil und Vogel), Tiktaalik ist ein Fisch mit Beinen (Mosaik aus Knochenfisch und Lurch) und auch das Schnabeltier ist ein heute lebendes Brückentier, das Eier legt. (Mosaik aus Reptil und Säuger). All diese Tiere bilden aber natürlich keine Zwischenformen ab, sondern sind vielmehr Momentaufnahmen eines fließenden Übergangs. Nicht alle Archaeopterygiden sind zu Vögeln geworden (genau genommen sogar gar keine, denn Archaeopteryx ist nur eine Seitenlinie der Vögel und enger mit den Raptoren verwandt), auch nicht alle Tiktaaliks krochen schließlich irgendwann über das Land und auch das Schnabeltier ist natürlich nicht der Vorfahre des Menschen - sie alle sind bloß wiederum Nachfahren von Linien, die sich im Laufe der Evolution voneinander getrennt und im Laufe der Jahrmillionen entwickelt haben. Die meisten Brückentiere sind also eher Onkel und Tanten heute lebender Tiere beziehungsweise die Nichten und Neffen ihrer eigenen frühen Vorfahren.
Ich hoffe, du bist bist mitgekommen.
Etwas zu wissen, ist eine Sache. Etwas zu vermitteln, eine andere Sache. Etwas, was man weiß, auch vermitteln zu können, eine dritte. ;-))