Wurden durch die Kolonien die Länder so arm?

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Viele der jetzt so chaotischen Länder Afrikas waren vor der Kolonialisierung große, gut organisierte Königreiche, mit einem ausgefeilten Beamtensystem und manchmal auch mit einer Art Berufsheer. So bestand beispielsweise die heutige Republik Kongo aus drei solchen Königreichen, deren System natürlich nicht auf den kulturellen Strukturen Europas, sondern auf jenen des eigenen Landes basierte, das sich auch über Jahrhunderte entwickelt hatte.

Den Kolonialmächten war das relativ egal. Sie hielten die Einheimischen grundsätzlich für Wilde und machten sich absolut nicht die Mühe, deren Kultur und Gesellschaftsstruktur zu verstehen, bzw. sprachen ihnen überhaupt das Vorhandensein jeglicher Kultur und Geschichte ab.

Um die absolute Kontrolle über ihre Kolonialgebiete zu erlangen, zwangen sie den Einheimischen die europäische Kultur und das Christentum auf, das denen natürlich völlig fremd war.

Außerdem wurden bestehende Gesellschaftsstrukturen systematisch zerschlagen und die Ausführung traditioneller Riten verboten, damit sich kein Widerstand bilden konnte. Außerdem sorgte man dafür, dass in dem neu eingeführten europäischen System Eingeborene keine höhere Bildung erhalten konnten. Dadurch verhinderte man, dass sich geistige Eliten bilden konnten, die ihrerseits wiederum einen Widerstand gegen die Kolonialherren organisieren hätten können.

Als die Kolonialherren dann irgendwann abzogen, hinterließen sie überall Länder und Völker, die in ihren Grundstrukturen zerschlagen und ihrer kulturellen Identität beraubt waren, und inden es niemanden gab, der von seiner Ausbildung her in der Lage gewesen wäre, die Führung der Länder zu übernehmen. Außerdem ließen sie keinerlei Infrastruktur zurück.

Daran kranken diese Länder heute noch. Wer es sich leisten kann, das Land zu verlassen und in Europa zu studieren, bleiben meist irgendwo im Ausland, weil sie dort bessere Zukunftsaussichten haben. Im eigenen Land schwingen sich dann immer wieder welche auf, die - oft zuerst mit den besten Absichten - Führung des Landes übernehmen wollen. Die meisten sind aber kaum dafür qualifiziert. Meistens endet das Ganze dann in Korruption und Diktatur.

Im entfernstesten Sinne. Aber, wirklich im ganz entfernstesten Sinne.

Hätten die Kolonialmächte alles geraubt und so weiter und so fort - das übliche Gelabber halt -, wären ex-Kolonien für die so genannte 1. Welt völlig uninteressant. Sind die aber nicht, wie man sehen kann. Die "1. Welt" übte in der Zeit danach vor allem durch Zucker und Peitsche Einfluss auf ex-Kolonien aus - und tut es immer noch.

Aber keine ex-Kolonie kann heute einen einzigen realistischen Grund dafür liefern, dass die sich nach wie vor dem System Zucker-Peitsche ergibt. Zwischen Kolonialzeit und heute liegen Jahrhunderte. In der Zeit haben alle ex-Kolonien - ohne Ausnahme - schlaue Köpfe hervorgebracht: im wirtschaftlichem, im militärischem, im medizinischem und auch im literarischem. Das Problem besteht nach wie vor darin, dass in ex-Kolonien immer noch das Stammesdenken herrscht - und das hat wahrlich nichts mit Kolonialmächte zu tun, denn die Kolonialmächte waren eher daran interessiert, das Stammesdenken aus zu rotten. Und so eine Mentalität (Stammesdenken) öffnet 3. Tür und Tor.

Nein, natürlich nicht. Eigentlich ist es so, dass deswegen die Kolonial-Länder so reich wurden. Natürlich gab es Leid in den Kolonien, aber man darf auch nicht vergessen, dass die Kolonial-Herren etwas an Infrastruktur in jene Länder gebracht haben. Aber die Länder waren teilweise schon vorher Ueberbevölkert und auch Rückständig. Die Kolonial-Herren haben in den Kolonien zwar Ressourcen abgebaut und auch Menschen für Kriegszwecke missbraucht, aber deswegen gibt es (mit einigen Aussnahmen) immer noch genügend Ressourcen in jenen Ländern. Wenn man es genau nimmt, dann ist die Kolonialzeit auch überhaupt noch nicht vorbei, denn meistens sind noch die selben ausländischen Konzerne dort am abbauen. Leider wird aber die Armut der Menschen weltweit ausgenutzt und man lässt sie billig für die reichen Länder arbeiten. Und sie tuen das auch, weil sie keine Wahl haben. Aber das hat weniger mit Kolonialismus, als mit Kapitalismus und Skrupellosigkeit zu tun.

Naja, irgendwie schon...

In der Vergangenheit ist halt ne menge Mist passiert:

Die Ausgebeuteten Rohstoffe sind da natürlich Primärer Faktor...

Ein weiterer ist dass sie dort die bestehenden Strukturen zerstört haben, Missionare die Letzte Grundlage eines Friedlichen zusammenlebens zerstörthaben (einen gemeinsamen Glauben und gemeinsame Kultur).

Aber in der Gegenwart sind wir eigentlich immer noch dabei, diese Staaten zu unterdrücken:

Für die Meisten Staaten ein Problem in das westliche Wirtschaftsverständnis eingegliedert zu werden und sind dem Konkurrenzkampf einfach erlegen. (Es lohnt sich für einen Afrikanischen Bauern nicht Kartoffeln oder ähnliches anzubauen, weil wir unsere Subventionierte Überproduktion dort billiger verkaufen als er es produzieren könnte.

Durch überstarken Medienfokus und das Leitbild Westliche Kultur, misst sich dioe Ganze Welt an Euramerika, was zu Identitätskriesen und (falschen) wertvorstellungen führt.

Es sind enorm viele Faktoren die da mit rein spielen und ich glaub alle könnte keiner aufzählen.

Das sind die die mir spontan einfallen, hoffe es hilft etwas.

MFG Greyford


jmmm2012 
Beitragsersteller
 31.05.2012, 21:56

Du hast auch recht. Ich glaube dass sie das friedliche zusammenleben zerstören haben stimmt wirklich. Nach den Kolonien enstehen oft Bürgerkriege,Völkermorde(bei unterschiedlich Völkern im ein Land) Die Kolonien bringen ein Land durcheinander und verlassen es einfach:(

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Greyford  31.05.2012, 21:59
@jmmm2012

Jup, das war das Problem der Appartheit in Afrika:

Die Infrastrukturen und Farmen und Regierungsgebäude waren alle vorhanden - nur wusste niemand wie man die äcker pflügt und wo die Saat her kommt... (Geschweigedenn wie man Industriell dinge produziert und vermarktet & ein Land von "Freien" wieder zu freiwillig unfreien macht)

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riara  01.06.2012, 10:09

Du bist also der Meinung, dass einzelne Stämme und archaische Gesetze friedliches Zusammenleben garantieren?

Früher gab es in einem afrikanischen Land - ein Land oder eine Nation war es ja gar nicht - Dutzende von Stämmen, die alle eine eigene Religion hatten, dadurch kam es nicht gerade zu einem friedlichem Nebeneinander. Die Kultur besteht zumeist noch heute, dass sie sich einer der Weltreligionen angeschlossen haben - in Afrika z.B, sind immernoch fast 20% Anhänger traditioneller Religionen -, ist mit wenigen Ausnahmen kein Grund für Konflikte...

Die Afrikaner bauen Kartoffeln an, mir ist nicht bekannt, das wir die dorthin exportieren, zumal die erst in sehr wenigen Ländern überhaupt auf dem Speiseplan stehen, in Afrika hat man Süßkartoffeln und diverse Wurzeln, die den Platz unserer Kartoffel einnehmen. Tomatenmark, Milchpulver und Hähnchenflügel/-beine sind neben Orangenkonzentrat das Problem...

Das fehlende Identitätsproblem haben die afrikanischen Staaten selbst zu verantworten, statt eine Nation zu bilden gab es für Jahrzehnte nur Vetternwirtschaft der führenden Stämme und Clans, wenige Länder haben es geschafft eine nationale Identität zu entwickeln, der Staat kam der Mehrheit der Afrikaner wie ein Feind vor...

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Das ist eine Darstellung, die vor allem die afrikanischen Länder oft anführen, dabei gab es - ohne Frage - viel Ungerechtigkeiten und natürlich wurde ausgebeutet...

Die Frage ist nur, ob die Schaffung von Nationen - Afrika hatte vor der Kolonialisierung lediglich 3 Staaten -, Verkehrssprachen, Verwaltungen und öffentliche Einrichtungen, nicht eher ein Vorteil für viele besetzte Länder war. Das hat in Südamerika noch eine andere Komponente, denn z.B. Argentinien und Brasilien sind erst durch die afrikanischen Sklaven und zahlreichen europäischen Auswanderern überhaupt so der Nation geworden, die sie heute repräsentieren.

Die afrikanischen Länder südlich der Sahara wurden zwischen den 50ern und 80ern in die Unabhängigkeit entlassen, die Aussichten waren damals rosig, die Weltbank erwartete, dass sie sich vor den asiatischen und hinter den osteuopäischen Staaten einordnen würden. Ghanas BSP war bei der Unabhängigkeit 1957 mit dem von Südkorea identisch, heute ist es in Südkorea 30x so hoch. Der Weltmarktanteil der afrikanischen Staaten sank im gleichen Zeitraum von rund 20% auf unter 3%, dafür sind vor allem die unsäglichen Regimes verantwortlich, die sich einen Dreck um das Wohlergehen der eigenen Bevölkerung kümmerten...

Peru ist da nicht anders. Bereits 1821 unabhängig von Spanien, gab es eine recht positive Entwicklung, die vor allem durch einen Vizekönig befeuert wurde, der sich mit den idealen der franz. Revolution identifizierte. Nach der Unabhängigkeit kam es dann schnell zu bewaffneten 'Regierungswechseln' die sich dann im 20. Jh. zu einem permanenten Guerilla-Krieg auswuchsen, wo ist da die Schuld Spaniens?

Viel stärker war der Einfluss der USA die basierend auf den Monroe-Doktrin den Anspruch über Mittel- und Südamerika erhoben, während des 2. Weltkrieges entwickelte sich Peru zu einem wichtigen Rohstofflieferant, die Militärberater und Einflußnahme der USA haben in dieser Zeit eine entscheidende Rolle gespielt, das eigentliche Problem in Peru waren aber die Streitigkeiten zwischen 3 Gruppen und das stammt aus der Zeit nach der Unabhängigkeit...

Ich will die Kolonialzeit auch gar nicht schönreden, nur eignet sie sich nicht als Ausrede oder zur Erklärung für schlechte Entwicklungen in einzelnen Ländern. Deutschland litt unter der Besetzung Frankreichs durch Napoleon, aber die Umstrukturierung, Gesetze und die Auflösung der unproduktiven Kleinststaaten verdanken wir dem kleinen Diktator aus Korsika, auf der anderen Seite stehen Gängeleien, viele Deutsche verloren Ihr Leben in französischen Uniformen...

In Afrika hat die Kolonialverwaltung viele Ungerechtigkeiten beseitigt, die Missionsschulen bildeten Menschen aus, die oft zu den unterprivilegierten Schichten gehörten, fast alle ersten Präsidenten kamen aus diesen Missionsschulen, die romantische Vorstellung von paradiesischen Zuständen vor der Entdeckung oder Kolonialisierung waren falsch, das Bild des 'edlen Wilden' geistert zwar immernoch in den Köpfen der Menschen herum, aber es war wohl nicht sehr real...