Geschichte Kolonien/Verständnis?
Hallo,
ich habe mir gerade viele Geschichtsquellen durchgelesen und habe dazu ein paar Fragen.
1.Und zwar habe ich gelesen, dass ein Ziel vieler Mächte war, von den Kolonien Afrikas (Jahre 1880) , wirtschaftlich zu profitieren. Jedoch, so in der Quelle steht: Der Handel mit den Kolonien spielte eine wirtschaftlich untergeordnete Rolle im Vergleich zu dem Handel mit den Großmächten, da die Kosten für die Verwaltung, Verkehrsverbindungen, millitärische Besetzungen und weiteren Faktoren, meistens größer gewesen sind, als der erwirtschaftete Gewinn. Meine Frage dazu: Haben die Kolonialmächte wirklich mit den Ländern, die sie besetzt haben, gehandelt? Ich habe eher gedacht, dass es dort mehr zur Ausbeutung gekommen ist und nicht zu einer Verhandlung.
2. Es wurde erklärt, dass die Verwaltung des Landes durch einheimische Fürsten oder Stammesführer erfolgte, wobei eine allgemeine und indirekte Herrschaft garantiert wurde. Meine Frage: Es war aber trotzdem so, dass die Kolonialmächte mehr Bestimmung über die Ereignisse im besetzen Land hatten oder?
3. Eine Auswirkung auf die Einheimischen ist die Zurückdrängung der Moralvorstellung der Einheimischen. Wie ist das zu verstehen? Also, wurde ihre Moralvorstellung in das Negative verändert?
4. Allgemeine Frage: Als die europäischen (vor allem europäischen) Mächte unbekannte afrikanische Länder erkundigt haben, haben sie dort Straßen, Eisenbahnlinien und Häfen errichtet, um die Länder schneller und besser zu erkunden und in den modernen Wirtschaftshandel einzubinden. Dadurch wird doch gemeint, dass die billigen Rohstoffe beispielsweise geklaut wurden und teurer an beispielsweise andere europäische Länder weiterverkauft wurden.
3 Antworten
- Also die meisten Kolonien die man ab 1885 in Afrika und teilweise woanders erschloss, erschloss man aus Presitgegründen. Zwar gab es auch wirtschaftlich bedingte Interessen wie Handelswege (Flüsse, Küsten etc.) und der Kongo wurde definitiv wegen seiner Ressourcen vom belgischen König erschlossen. Dennoch waren die meisten Kolonien nicht wirklich gewinnbrigend in ihrer 80-Jährigen Geschichte und das angeblich so viel Wohlstand durch die Ausbetung von Afrika nach Europa verfrachtet ist eine Mythos der von verschiedenen Gruppen aus verschiedenen Gründen bemüht wird und sei es nur, dass Menschen nicht verstehen, dass Wohlstand kein Nullsummenspiel ist
- Das hängt auch echt von Kolonie zu Kolonie und Kolonialherr zu Kolonialherr ab. Algerien wurde z.B. annektiert und war offiziell Teil von Frankreich, Betschuanaland (das heutige Botswana) wurde als Protektorat von den Briten kaum direkt verwaltet, während sie widerum in Rhodesien zumindest in den weißen Landesteilen sehr direkt (sich selbst) regierten.
- Viele Sachen ein interessanter Aspekt ist z.B. dass die Geburtenraten sprunghaft anstiegen, da mit dem Einzug des Christentums viele traditionelle Verhütungsmethoden verdrängtre. Allgemein ja das Christentum hat sich verbreitet und die letzten 800 Jahr europäischer Ideengeschichte versuchten manche den Einheimischen reinzutrichtern. Der Schuss ging echt nach hinten los, weil viele die Erzählungen von Revolution, Staatssouveränität, Menschenrechten, Aufklärung und Freiheit als Motivation sahen den Kampf gegen ihre Kolonialherren aufzunehmen. Fast alle Bekannten Anführer kolonialer Widerstandsbewegungen haben an westlichen Universitäten studiert.
- Die Rohstoffe mussten erstmal endeckt werden, die meisten Afrikaner kannten gar nicht die Schätzen unter dem Boden ab 1885. Auch wurden andere Wirtschaftsweisen betrieben wie z.B. kommerzielle Farmen in Rhodesien, Kenia oder Südafrika. Auch wurden die Rohstoffe nicht billig an andere Europäer verscherbelt, sondern zur Befeuerung der eigenen Industrie benutzt oder weiteverarbeitet und dann verscherbelt.
Schonmal was von Binnenhandel gehört? Das war ja nicht wie in einem Strategiespiel wo ein Instiution Alles und kontrolliert. Rhodesien wurde z.B. von der British South African Company erst erschlossen, einer Firma von Sir Cecil Rhodes. Wenn die da Waren (z.B. Elfenbein, Gold oder Tabak) gewannen haben sie die an andere britsche oder auch ausländische Firmen verkauft, bzw. vielleicht auch selber auf dem britischen Markt angeboten.
In den meisten afrikanischen Kolonien tatsächlich eher nicht, da man genug Fabriken zu Hause hatte. Die einzigen Ausnahmen wären Südafrika und Rhodesien gewesen, wo die lokale weiße Minderheit mit der Zeit Fabriken baute um dein Eigenbedarf an industriellen Gütern zu decken und die Kriegsanstrengungen in den Weltkriegen zu untersützen.
Zu 1: Mit Handel ist hier sicher der Warenaustausch zwischen Kolonie und Kolonialmacht gemeint. Das ist ja auch Handel, selbst dann, wenn die Waren in den Kolonien unter unmenschlichen/ausbeuterischen Bedingungen erwirtschaftet wurden.
Zu 2: Das konnte sehr unterschiedlich gehandhabt werden, da müsste man die Einzelfälle betrachten. Es war aber höchstens Autonomie bei inneren Angelegenheiten. Die Kolonialmacht hatte im Zweifel das letzte Wort.
Für Britisch-Indien z. B. siehe Wikipedia: Fürstenstaat
https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCrstenstaat
Zu 3: Den Einheimischen wurden teilweise europäische Moralvorstellungen aufgezwungen.
Zu 4: "geklaut" ist wohl nicht ganz das richtige Wort, eher skrupellos ausgebeutet und Rohstoffe gewonnen ohne Rücksicht auf die Einheimischen, bzw. durch deren Ausnutzung.
Hallo,
nehmen wir hier jetzt rein als Beispiel ohne jeden Vorwurf mal die britische Seehandelsflotten dieser alten Zeiten.
Zu 1. war damit dann natürlich schon mal das Interresse, zum Nachbunkern von Proviant und später auch Brennstoff, wie auch Reparaturen an den Seeschiffen stets gesicherte Zwischenstationen auf den Handelsrouten abseits etwaiger Zwischenhändler haben zu können z.B. für Handelswege nach Indien.
Entlang der sogenannten "Seidenstraße" zu Land hielten zu viele Kleinherrscher zu häufig und gierig ihre Hände in den Durchgangsgenehmigungen für Warentransporte auf, und auch die Karawansereien waren 1880 noch kaum von Eisenbahnen wirtschaftlich an Dampfkraftmaschienen ablösbar. Segelschiffe waren seinerzeit dahingehend im Transport wichtigster und gewinnbringendster Handelsgüter einfach noch unschlagbar günstig für das Empire.
Andere "Kleinigkeiten" ließen sich an den Zwischenstationen rund um Afrika aus den eigenen Koloniehäfen dann on the fly ganz einfach mit einsammeln.
Zu 2. weiss ich nur so viel, als nicht verlustbehaftete Kolonien auf den alten Handelswegen auch nur zusammenspielend mit loyalen Landes- / oder Stammeseliten der jeweiligen Zwischenstationen funktionieren konnten. Jegliche Art von Krieg und autoritärer Eigenbesatzung miitärischer Art war dabei auch für die Briten stets höchst unerwünscht, da effizienzmindernd. Natürlich musste man dazu dann entsprechend regionale Fürsten, Händler und Erzeuger in einer Art Win-Win insgesamt bei Stange halten gegen mögliche Revolten. Alle mußten etwas profitieren in der selbsterhaltenden Kette der Stützpunkte
Zu 3. mussten die Einheimischen halt zunehmend gegen ihre eigene Natur und Kultur arbeiten auf Druck des Empire. Ursprünglich wirtschafteten sie nur rein zum eigenen Selbsterhalt untereinander und zueinander ob ihrer eigenen Ressourcen. Sie mussten nicht mehr arbeiten als unbedingt nötig. Das änderte sich zunehmend durch die Kolonialisten, da mit zunehmendem Handel und Armadas das ganze britische Infrastruktursystem zur Versorgung und Absicherung der Seehandelsflotten rund um Afrika auch immer teurer im Unterhalt wurde. Damit bauten sich in Konkurrenz zu anderen Seehandelsmächten immer größere Hirarchiedifferenzen zwischen Anbieter und Kolonie auf, welche monetär immer aufwendiger unterhalten werden mussten. Dieses Geld zog man immer atärker durch einseitige Restriktionen aus den Kolonien gegen Mitbewerber wie u.A. Frankreich, Niederlande, Belgien, Portugal und das national immer selbstbewußter werdende Staatenbündnis der späteren USA.
Auf der anderen Seite kämpfte man gegen immer größere Wünsche nach zuvor in den Kolonien quasi unbekannten Konsumverhaltensweisen der Wünsche von Zwischenhändlern und Grundproduzenten als Teil vom Kuchen. DAS war auch den Briten schnell ein gewinnschmälernder Dorn im Auge, womit sich auch dort die kolonilen Konflikte zusehens häuften bis hin zu Aufständen gesamter Zusammenarbeitsketten.
"Moralische Kleinhaltung" bedeutete innerhalb der Kolonien dabei damit eher eine gewaltbedrohte Unterdrückung eigeneer Konsumwünsche nach besatzerischem Vorbild heruntergedrückt auf anfängliche Handelsfreiwilligkeiten bei Erstkontakt.
Zu 4. ist es mehr oder weniger ein "Jain" aus den bisherigen Vorgängerpunkten. Profite wurden eher immer ungleicher verteilt in den Handelsketten, da sich alle Zwishenhändler immer dickere Scheiben vom Brot gegenüber seiner Grunderzeuger abschneiden wollten. Ganz an der Spitze halt das britische Kolonialempire, welches alleine durch seine massive Ausdehnung immer kostspieliger in seiner eigenen Verteidigung vs. Ausdehnung und kolonialer Unzufriedenheit beim Erzeuger wurde.
Ausgetragwn wurde es bis zu letzt auf den Rücken derjenigen Strukturen und Hirarchien innerhalb der Kolonien. Es wurde selbst dort immer härter und gewaltträchtiger in der Niederhaltung kolonialinterner Bürgerschaften gegenüber ihren jeweiligen Kolonialherren. Aus diesem Grunde wurden zunehmend viele Kolonien spätestens im Zuge der beiden Weltkriege in Verbindung mit immer effizizienteren Technologien abgesehen von Deutschland freiwillig wieder mangels "Rentabilität" in ihre jeweiligen nationalen Unabhängigkeiten entlassen von ihren ehemaligen "Herren".
Bereits die Fertigstellung des Suez-Kanales war ein erster Sargnagel der meisten afrikanischen Küstenkolonien diverser Kolonialmächte.
Soweit mal grob.
LG
Aber ein wirkliches Handel kann es doch gar nicht gegeben haben oder? Warum sollte ein Land, was bereits das andere Land "eingenommen" hat, mit denen verhandeln. Stattdessen würden sie einfach nur die benötigen Materialien entnehmen.