Würdet ihr euch dazu entscheiden ein Kind mit starker Behinderung aufzuziehen // "zu behalten"?
Hallo,
wenn ihr in eurer Partschaft aufeinmal die Diagnose bekommt: Das Kind hat eine Behinderung (und man weiß ja nicht, wie schwer es sein kann...) würdet ihr euch dazu entscheiden diese Beziehung weiterzuführen oder eventuell sogar abzutreiben?
Ich frage nur aus persönlichen Interesse, diese Frage dient nicht dazu irgendwas menschenwürdiges in Frage zu stellen... ich frage, weil ich aus eigener Erfahrung weiß WIE viel man eventuell entbehren bzw. eher sein eigenes Leben komplett neu ordnen muss.
34 Stimmen
Warum kann der Mann die Partnerin nicht behalten bei einer Abtreibung?
Na sicher kann man das. Ich kenne nur viele Fälle wo die Frau das Kind will & der Mann eben nicht und sich dann zwangsweise trennt..
15 Antworten
Ich bin durch meine Arbeit/ Studium in diesem Bereih beeinflusst und bin klare Befürworterin der Inklusion und ich finde es dermaßen zum Kotzen wenn jemand sich das Recht herausnimmt, darüber zu entscheiden ob ein Mensch mit Beeinträchtigung ein Recht auf Leben hat oder nicht. Ich muss auch zugeben, dass ein Kind mit Beeinträchtigung einen Mehraufwand mit sich bringt und die Eltern nicht selten auch vor bürokratische Hürden stellt dank unserer aktuellen Gesellschaft - in der Menschen mit Beeinträchtigung einfach weniger Wert sind, was daran zu erkennen ist, wie Menschen ohne Beeinträchtigung darüber denken oder sie behandeln, aber aufgepasst: sie haben genauso ein Lebensrecht wie du und ich und Beeinträchtigung ist nichts Besonderes sondern das Reguläre, soviel Menschen in unserer Gesellschaft sind beeinträchtigt - alte Menschen und auch Mütter mit Kinderwägen z.B., denn nicht der Mensch ist behindert, er wird durch die Gesellschaft und all ihre uns bekannten Strukturen behindert - so lautet die aktuelle Definition, ich empfehle gerne Artikel 1 UN-BRK oder Paragraph 2 SGB IX.
Leider Gottes gibt es jedoch noch so viele Barrieren und damit meine ich nicht nur die strukturellen sondern auch die Barrieren in den Köpfen der Menschen, die Inklusion verhindern. In einer inklsuiven Gesellschaft müsste sich niemand Gedanken darum machen ob ein Kind mit Beeinträchtigung ein lesenswertes Leben führen könnte.
Vielleicht sollten wir bei solchen Diskussionen nicht bei den Kindern ansetzen und über Abtreibungen diskutieren sondern uns mal an die eigene Nase fassen und darüber sprechen wie wir für alle Menschen ein lebenswertes Leben ermöglichen können.
P.S. Die "schlimmsten" Behinderungen können vorab nicht bestimmt werden und es gibt nicht DIE kognitive Beeinträchtigung - wir sprechen hier von einem Personenkreis, der wahnsinnig viel Individualität aufweist - Menschen mit ganz viel Selbstständigkeit in lebenspraktischen Fertigkeiten bis zu Menschen mit Mehrfachbeeinträchtigungen, welche auf umfassende Betreuung und Pflege angewiesen sind - um mich mal an alle zu wenden, für die eine kognitive Beeinträchtigung so schlimm erscheint, dass die Kinder abgetrieben werden müssen - ihr seid das Problem, nicht die Kids.
Bei unserem ersten Kind war meine Frau schon 36 und die Frauenärztin meinte im.ultraschall irgendwas gesehen zu haben und uns zu einer Nackenfaltenmessung geraten, die für das Kind ein Risiko darstellt. Es kam für mich überhaupt nicht in Frage, da ich unabhängig vom Ergebnis eine Abtreibung niemals befürwortet hätte.
Letztlich entschieden hat es meine Frau, die das letzte Wort hatte.
Unser Sohn ist kerngesund
Bevor wir Kinder bekommen haben, haben wir natürlich auch dieses Thema besprochen. Wir waren uns einig, dass wir keine dahingehenden Untersuchungen durchführen lassen, die uns vor die Entscheidung stellen würden, das Kind abtreiben zu lassen. Wir sind natürlich froh, dass unsere Kinder gesund sind. Aber ein behindertes Kind hätten wir ebenso bekommen und unser Möglichstes dafür getan.
Behinderungen sind ein Lebensrisiko. Die meisten Behinderungen sind nicht angeboren, sondern werden im Laufe des Lebens erworben. Und ich kann meinem Kind schlecht sagen: Hättest du Trisomie 21, hätte ich dich abgetrieben. Aber da du aufgrund Geburtskomplikationen jetzt eine geistige Behinderung hast, freue ich mich trotzdem, dass du da bist. Das halte ich für inkonsequent.
Wir haben genau aus diesem Grund gar keine Vorsorgediagnostik machen lassen, weil es für uns nie ein Thema war, ein Kind abzutreiben. Ein Kind das nicht überlebensfähig ist, geht von selber ab und die anderen haben ein Recht auf Leben. Wenn das Kind oder der Partner einen Unfall hat, schiebt man es ja auch nicht ab oder bringt es um, sondern man arrangiert sich damit und machr das beste aus der Situation. Die Tochter meiner Freundin ist gesund geboren und bekam mit 10 Tagen eine schwere Hirnentzündung, welche sie schwerbehindert überlebt hat. Wir durften 14 anstrengende aber wunderschöne Jahre mit einem fröhlichen, lebensfrohen Mädchen erleben, welche ich und ihre Familie nicht missen möchten.