Wozu habt ihr ein Auto?

Das Ergebnis basiert auf 13 Abstimmungen

Um auf Arbeit zu kommen und/oder die Kids zu chauffieren 77%
Das Auto ist mein Leben 15%
Ich habe zwar eins, brauche es aber kaum 8%
In erster Linie für die Freizeit 0%

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Mein 2004er Mercedes E200 (W211) ist zwar schön, aber völlig spaßbefreit und tatsächlich nur dafür zuständig, dass ich mobil bin und das möglichst problemlos, stressfrei, komfortabel und solide - und das Auto muss (leider) "was darstellen", weil es beruflich bedingt mehr oder weniger erwartet wird, dass ich nicht in der letzten Gurke ankomme. Mir wäre ein deutlich kleineres und einfacheres Auto, z.B. ein Golf III, deutlich lieber, aber in meiner beruflichen Stellung und bei den Terminen, zu denen ich gelegentlich muss, ist etwas "Gehobenes" mehr oder weniger ein ungeschriebenes Gesetz. Ich bin aber sehr zufrieden, das Auto ist wirtschaftlich, komfortabel, geräumig und zuverlässig. Auch der Service der Mercedes-Werkstätte ist hervorragend, schnell, sehr persönlich und zuverlässig - von anderen Marken kenne ich anderes, deswegen blieb ich bei Mercedes - da weiß ich, wen und was ich habe. Neuere Modelle gefallen mir aber gar nicht mehr, so dass ich nach der E-Klasse voraussichtlich die Marke wechseln werde, doch das ist Zukunftsmusik.

Mein alter Audi 80 (Baujahr 1988) ist ein bisschen eine Spinnerei - er hat die Aufgabe, mich emotional in die 80er und 90er zurück zu bringen, wenn ich es brauche, und mir meine eigene Vergangenheit zu konservieren. Ich bin aber kein Autonarr im eigentlichen Sinne, obwohl ich vieles dran selber mache. Mir ging es darum, ein Auto aus meiner Vergangenheit zu behalten und bewusst zu erhalten, damit ich "was von früher" immer greifbar habe. Ich finde es historisch gesehen faszinierend, einen Audi 80 zu haben, wo im Händlerverzeichnis noch von der DDR und vom COMECON die Rede ist und der schon unterwegs war, als es die DDR noch gab (nur ein Beispiel in Sachen Geschichte), wo die Postleitzahlen vierstellig waren (bis 1. Juli 1993), der Kanzler Helmut Kohl hieß, es noch die Deutsche Bundespost, die D-Mark und den Langen Donnerstag gab und im Fernsehen die ZDF-Hitparade lief oder "Der Alte" mit Rolf Schimpf oder der originale "große Preis" mit Wim Thoelke und später Hans-Joachim Kulenkampff, der auch schon 1998 von uns ging. Es war mir bei der bewussten Entscheidung für ein solches Auto egal, was es wird; der Zustand musste sehr gut sein, der Preis fair und die Ersatzteilsituation geklärt - es hätte auch ein Polo II oder Golf II, Opel Kadett oder Ähnliches werden können; das mit dem Audi 80 war ein glücklicher Zufall, der für 800 Euro einfach super passte (er ist ein schönes "Rentnerauto", 33 Jahre beim letzten Besitzer und immer scheckheftgepflegt, von sehr netten Leuten, mit denen ich gleich zurecht kam) und wenn ich damit fahre, merke ich, dass ich innerlich total ausgeruht und zufrieden bin.

Was mir extrem wichtig ist: Meine Autos werden gepflegt und gut behandelt. Ich bin nicht so ein Typ, für den "es Audo" ein Gebrauchsgegenstand oder besser gesagt Wegwerfartikel ist, den man wie Abfall behandelt. Ich bin kein Sentimentaler, der z.B. einem Auto Namen geben würde, aber ich lasse alle Kundendienste machen und das in einer guten Werkstatt, gebe gern Geld dafür aus, möchte dass alles in bester Ordnung ist; ich wasche meine Autos, kontrolliere alle Flüssigkeiten penibel, bediene sie korrekt und kümmere mich um meine Fahrzeuge, weil ich dafür arbeiten muss, weil nichts auf Bäumen wächst und ich es zuhause gelernt habe, auf mein Zeug aufzupassen, egal was es ist. Ich pflege nicht nur das Auto, sondern auch z.B. die Stereoanlage, die Küche, meine Möbel, meine Teppiche, was auch immer, selbst wenn es 35 Jahre alt ist.

Ich stamme aus kleinen Verhältnissen, habe im Leben nichts geschenkt bekommen, musste mir alles selber erarbeiten und auch mein voriges Auto, ein über 20 Jahre alter Mercedes C180 (W202) mit am Ende 287.000 Kilometern, war lückenlos bis zuletzt scheckheftgepflegt und so gut gepflegt, dass ich beim Verkauf einen fast unmoralischen Preis bekam - der sah besser aus als mancher mit 100.000 Kilometern innen wie außen und war auch technisch noch sehr gut.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Altersweise 
Fragesteller
 10.11.2023, 11:41

Danke, lieber Freund! Dein alter Mercedes hat ja auch die Community lange begleitet.

1
rotesand  10.11.2023, 14:53
@Altersweise

Ja, der "Grüne" war lang ein Teil meines Lebens und stand ein Stückweit auch für eine Konstante, die mich umgeben hat vor allem in nicht ganz einfachen Situationen. Ich war gern mit ihm unterwegs und immer zufrieden - aber ich habe mich ohne Schmerz davon getrennt und vermisse ihn auch nicht. Es waren zehn schöne Jahre, aber das Leben geht weiter, auch wenn man ein anderes Auto fährt. Fast 300.000 Kilometer waren eine starke Ansage und man musste dann drüber nachdenken, was man macht - und die E-Klasse aus dem Nachlass eines 88-Jährigen war für 2200 Euro ein sehr guter Kauf, da musste ich objektiv zugreifen und alles andere ausblenden. Bereut habe ich es nicht.

1
Das Auto ist mein Leben

Fahre mehrmals pro Woche beruflich quer durch halb Deutschland und da ist der Zug leider absolut keine Alternative.

Mein Auto dient also in erster Linie dazu, mich von einem Termin zum nächsten zu bringen.

Wenn ich Zuhause bin, nehme ich auch oft das Rad.

Ohne Auto kommt man hier auf dem Land ganz einfach nicht von A nach B, egal welches A und B es ist oder wann.

Meine Kiepe ist eher handlich, etwas untermotorisiert, macht optisch nix her aber - und das ist der wichtige Teil! Es fährt brav, säuft wenig und passt in jede Parklücke, nebenbei ist Platz genug für ne Getränkekiste, ne Einkaufstüte und einen großen Hund, auf Kurzstrecken gehen auch mal 2 Hunde rein.
Ich brauche das Auto für jeden Einkauf, Arztbesuch, Besuch bei Freunden und Verwandten, Ausflug, Urlaub, eben einfach so ziemlich jeden Tag. Seit einigen Monaten weiß ich auch ganz genau wie ich einen Rollstuhl in den Kofferraum gefaltet bekomme, hab ein paarmal meinen Vater zur Chemo gefahren weil sein Krankentaxi nicht kam.

Mein Mann hat auch ein Auto, er braucht es zwangsläufig um zur Arbeit zu kommen bzw. wieder nachhause. Hin gäbe es in der Theorie Öffis, würde auch "nur" gute 4 Stunden dauern statt 40 Minuten und mehr kosten als das Auto. Zurück ists endgültig Asche denn wer fährt den, der den letzten Bus reingebracht hat?

Um auf Arbeit zu kommen und/oder die Kids zu chauffieren

Eine Strecke gut 90 Kilometer aber zum glück nur Sonntag

und Donnerstag

Mit dem Auto dauert der tägliche Weg zur Arbeit (und wieder zurück) zusammen rund 25 Minuten. Per öpnv wären es knapp zwei Stunden.

Beim Geschäft den Einkauf in den Kofferraum packen und zuhause wieder rausholen ist erheblich komfortabler als die Einkäufe nach Hause tragen zu müssen. Und schneller geht's auch.

Unter der Woche und tagsüber kann man sich hier vor Ort durchaus auch ohne Auto arrangieren: hier und da kann es mal etwas dauern, aber man kommt mit dem öpnv zurecht. Gegen Abend/Nacht oder zum Wochenende ändert sich das aber dramatisch. Da wird der Fahrplan doch sehr ausgedünnt, manches ist gar nicht mehr erreichbar. Mit dem Auto ist es mir egal, ob oder wann der nächste Bus fährt.

Besuche bei Familie/Bekannten? Mit Gepäck in der Bahn ist es nicht so optimal - aber das würde ich vielleicht doch gelegentlich in Kauf nehmen. Nur wäre ich dort dank schlechter Nahverkehrsangebote aufs Taxi oä angewiesen, was erheblich ins Geld geht. Für die Fernstrecke würde ich eigentlich die Bahn bevorzugen, aber vor Ort läuft es mit dem Auto einfach besser.

"Auto" hat bei mir also primär einen Nutzwert im Bereich Komfort/Bequemlichkeit/Zeitersparnis. Es ist ein Nutzgegenstand, wo Zuverlässigkeit und Komfort im Vordergrund stehen. Alter Gebrauchtwagen mit Kratzern, Rost und Beulen, für wenig Geld: die Nachbarn bekomme ich damit nicht beeindruckt. Aber er fährt - und darauf kommt's an.