Wozu gab es den "Act of Union 1801"?

4 Antworten

da Irland schon vorher ein unselbständiger Spielplatz für Englische Landbesitzer war, kann man nicht vom "Zusammentun" zweier souveräner Staaten sprechen. Die Kolonie wurde nur sozusagen einverleibt, damit galten auch einheitlichere Gesetze etc. Nach der United Irishmen Rebellion von 1798 wollte man auch härtere Fakten schaffen. Hat man aber nicht.


sangwoosashes 
Beitragsersteller
 05.09.2021, 20:30

Warum haben dann die Irländer den Vertrag unterschrieben, wenn es ihre Lage nur noch schlimmer machen würde?

hologence  05.09.2021, 20:45
@sangwoosashes

es heißt Iren, nicht Irländer. Und der Durchschnitts-Ire wurde gar nicht gefragt. Wem das Land gehört, der entscheidet. Das lief nicht so wie heute.

Otaku19995  05.09.2021, 19:25
Nach der United Irishmen Rebellion von 1798 wollte man auch härtere Fakten schaffen.

Naja, nicht nur härtere Fakten schaffen, sondern der Bevölkerung auch entgegenkommen. Das Irland Teil des Vereinigten Königreichs wurde, räumte den Iren ja immerhin Bürgerrechte und eine Vertretung im britischen Parlament rein, Umstände, die bei Irlands vorherigem Status als faktische Kolonie und Nebenbesitz der englischen Krone so nicht gegeben waren.

hologence  05.09.2021, 19:36
@Otaku19995

Bürgerrechte in einem fremden Land war ganz offensichtlich nicht das, was die Iren wollten (wir haben euer Land geklaut, aber ihr dürft abstimmen, was wir damit machen, haha). Bürgerrechte im eigenen Land aber schon, sonst hätte es die Fenian Rising 1867 und die Easter Rising 1916 sowie den Tan War nicht gegeben.

hologence  05.09.2021, 19:40
@hologence

übrigens haben diese Bürgerrechte offenbar nicht geholfen, zwischen 1845 und 1847 Menschen vor dem massenweisen Hungertod zu bewahren.

Otaku19995  05.09.2021, 19:40
@hologence
Bürgerrechte in einem fremden Land war ganz offensichtlich nicht das, was die Iren wollten. Bürgerrechte im eigenen Land aber schon, sonst hätte es die Fenian Rising 1867 und die Easter Rising 1916 sowie den Tan War nicht gegeben.

Inwiefern es eine derart ausgerichtete Nationalbewegung als breites Massenphänomen in Irland bereits in der ersten Hälfte des 19. jahrhunderts gab, da bin ich überfragt, weiß ich ehrlich gesagt nicht.

Nur war Unabhängigkeit einmal realistisch betrachtet, keine Option und von London aus beherrscht zu werden, aber wengistens Bürgerrechte und Repräsentation zu haben, war noch immer besser, als keine Repräsentation und keine Bürgerrechte zu haben, aber trotzdem von London her beherrscht zu werden.

Insofern muss man das Ereignis sicherlich nicht nur negativ sehen, es stellte im Hinblick auf den vorherigen Status der irischen Bevölkerung eine Verbesserung der Lage dar.

Ich würde das kein "zusammen tun" nennen, das war zwanghafte Annektion eines Landes durch ein anderes, die Engländer dürfen das, durften das schon immer, denn sie gehören ja zu "den Guten". Deshalb dürfen das die Russen noch lange nicht, denn das sind ja "die Bösen", egal wie "gut" sie sind!


Otaku19995  05.09.2021, 19:23
das war zwanghafte Annektion eines Landes durch ein anderes

Genau genommen war es nichts anderes als die Umwandlung einer von der englischen Krone abhängigen Kolonie in eine zum Vereinigten Königkreich gehörende Provinz.

Das war sicherlich einerseits nicht ganz freiwillig, wertete die Bewohner aber immerhin insofern auf, als ihnen damit Bürgerrechte zustanden, die sie vorher nicht erlangen konnten.

Wenn es um die gewaltsame militärisch Bearbeitung Irlands durch engliche Potentaten geht, die war ein paar Jahrhunderte früher.

earnest  05.09.2021, 17:51

Der Fragesteller hatte aber nicht nach der Krim gefragt, sondern nach Irland...

;-)

derAndreas1974  05.09.2021, 17:52
@earnest

Aber der Fragesteller ist sicher ganz neugierig zu wissen was ich dazu denke und zu sagen habe.

Bitte sehr:

https://de.wikipedia.org/wiki/Act_of_Union_1800

Inwieweit "Zusammentun" für diese recht einseitige Angelegenheit das richtige Wort ist, wäre noch die Frage...

Gruß, earnest

Von freiwilligem "Zusammentun" kann da keine Rede sein, sondern der Act of Union veränderte den Status Irlands von einer überseeinsichen Besitzung der englichen Krone zu dem einer Provinz Großbritanniens.

Das war im Grunde nichts anderes, als die Überführung einer faktischen Kolonie in denn Staatus einer Provinz, mehr nicht.


sangwoosashes 
Beitragsersteller
 05.09.2021, 20:28

Haben da die Irländer zugestimmt (sie haben ja den Vertrag unterschrieben) eins mit GB zu sein oder wurden sie dazu gezwungen? Wenn sie den Vertrag freiwillig unterschrieben haben, wieso taten sie das?

Otaku19995  05.09.2021, 20:41
@sangwoosashes

Das irische Parlament hat das Ding abgesegnet.

Nur man darf sich Parlamente um 1800 nicht so vorstellen, wie heute, da saßen grundsätzlich nur Großgrundgbesitzer und Großkaufleute drinn.

Diverse Großgrundbesitzer in Irland, zu der Zeit, die in diesem Parlament saßen, waren aber von ihrer Herkunft, Ethnie und Sprache her betrachtet aber überhaupt keine Iren, sondern Engländer, deren Familien im Laufe der vorangegangenen Jahrhunderte nach Irland verpflanzt worden waren, bzw. sich da niedergelassen hatten, von der englischen Krone enorm priviligiert und protegiert wurden und sich da entsprechende Besitzkomplexe aufbauen konnten.

Insofern ergibt sich das (aus heutiger Sicht Paradoxon), dass die Hälfte der Mitglieder des irischen Parlaments damals de facto von ihrem kulturellen Hintergrund her, ohnehin Engländer waren, die schon von sich aus so gar nichts dagegen hatten, mit den anderen Engländern in einem Staat zu leben.

Ein anderer User hat etwas flapsig geschrieben, dass Irland bereits vorher ein Spielplatz englischer Landbesitzer gewesen sei. Das trifft zu und die saßen in nicht geringer Zahl in Dublin im irischen Parlament.

https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Irlands#Plantations_und_Aufst%C3%A4nde

Zu einer bis in die heutige Zeit folgenschweren Entwicklung kam es unter Elisabeths Nachfolger Jakob I. Unter dessen Regentschaft wurde seit 1609 die Ulster Plantation durchgeführt. Hierbei wurden zahlreiche anglikanische Engländer und presbyterianische Schotten ( Ulster-Schotten) in Ulster angesiedelt. Ulster entwickelte sich dadurch zum Kern englischer Herrschaft in Irland. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts kam es in Irland zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, der ein starkes Bevölkerungswachstum zur Folge hatte. Um ihre Herrschaft über Irland zu sichern, erbauten die Engländer unter Jakob I. Forts und Zitadellen in Städten wie Cork und Kinsale. Die nordirische Stadt Derry wurde 1613 direkt der englischen Hauptstadt London übertragen, befestigt und mit Engländern besiedelt. Ihr Name wurde von den Neusiedlern in Londonderry geändert, während die Alteingesessenen – und die meisten katholischen Iren – sie bis heute als Derry bezeichnen.

das betraf zwar schwerpunktmäßig, aber nicht ausschließlich Nordirland, sondern dann auch die anderen Landesteile.