Worin lag der Sinn der nietzscheanischen Kritik an Platons Metaphysik, die Ideenwelt wäre eine sog. „Hinterwelt“?
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Nietzsche wollte eine "Umwertung aller Werte", vor Allem in der Wissenschaft, Moral, Politik (ohne Christentum), aber auch in der Philosophie. Hier suchte er alle Wege zu verrennen, die der Mystik, Spekulation, dem (deutschen) Idealismus Schopenhauers mit seiner Kant`schen Trennung von Ding an sich und Erscheinung (bei Schopenhauer: Wille und Vorstellung (Intellekt) - Beides Abarten der Platonischen Ideenwelt - neue Felder eröffnen könnten. - Der Realismus der damaligen Epoche äußerte sich bei Nietzsche hinterfragend, sezierend und eben umwertend. Von daher sein bahnbrechender Einfluß in die Moderne (Nietzsche starb 1900).
Er erstellte aber kein neues System, sondern verschoß in scharfen Aphorismen bzw Argumenten oft genug auch Giftpfeile, indem er Ursache und Wirkung bzw Grund und Folge einfach umdrehte: ZB nicht weil wir das Christentum haben, sind wir schwach geworden, sondern weil wir umgekehrt vorher schon schwach waren, konnte das Christentum überhand nehmen. - Er ist, wie Gottfried Benn sagen würde: Radiergummi fürs Gehirn. Er deckt Alles auf, und nichts soll verborgen oder im Unsichtbaren, Spekulativen verharren! Er ist fürs Geistige was der Pflug für den Acker: er wühlt um, damit Andere säen können! - Alles Vergangene ist für ihn "Hinterwelt".