Woran liegt das in usa zb Krankenkasse für jedermann oft als linksextremus bezeichnet wird?

5 Antworten

Die Einstellung dahinter ist, dass jeder laut Verfassung der USA das Recht auf "Streben nach Glück" hat - aber somit eben auch die Pflicht, sich selbst um das eigene Wohlergehen zu kümmern! Das waren die Gründungsgedanken der USA, die sich somit natürlich auch stark in der Kultur und der gesellschaftlichen Wahrnehmung / Überzeugung durch- und festgesetzt haben.

Als die USA gegründet wurden, hatte das alles durchaus seine Daseinsberechtigung. Schließlich waren die USA ja quasi das Gegenmodell zum alten Europa mit einem reichen Adel, von dem die arme (Land-)Bevölkerung komplett abhängig war und wo es somit quasi von der Geburt abhing, wie das restliche Leben für einen verlaufen würde. Die Möglichkeit, für sich selbst und das eigene Leben die Verantwortung zu übernehmen und dadurch von der eigenen Arbeit auch nur selbst zu profitieren, war für die damalige Zeit ein durchaus innovatives und für viele sehr erstrebenswertes Konzept! Und da passt eine allgemeine Krankenversicherung, von der auch die profitieren, die nichts oder nicht viel dazu beitragen, halt nicht wirklich rein.

Das Problem ist allerdings, dass auch die USA sich seitdem weiter- und anders entwickelt haben. Dass heutzutage eben auch dort wieder für den weiteren Lebensweg sehr entscheidend ist, als Kind welcher Eltern man geboren wird. Dass somit eben nicht mehr alle die gleichen Chancen haben, "nach Glück zu streben". Und dass somit nun mal doch immer mehr die Frage auftaucht, ob jemand es wegen Pech in der Geburtslotterie verdient hat, an heilbaren Krankheiten zu sterben, weil die Person sich die Behandlung nicht leisten kann...

Einige haben das erkannt und setzen sich somit dafür ein, an diesem Punkt (und einigen anderen) etwas zu ändern. Andere hingegen haben das nicht erkannt bzw. stehen auf der Gewinnerseite und finden das deshalb nicht so schlimm, weshalb sie solche Veränderungen ablehnen.

Amerika ist halt konservativer als Deutschland und grade die Republikaner sehen überall einen Sozialismus - auch dort, wo gar keiner ist.


Schulzefa 
Beitragsersteller
 07.08.2024, 23:12

Deshalb machen sie sozillimus in Form von milladen subventionieren für die Waffen Industrie zb

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Das ist Marketing. Das wird den Menschen erzählt.
So werden die ausufernden Ausgaben für alles Militärische gerechtfertigt, die seien wichtig und richtig und um die eigene Gesundheit müsse man sich eben selbst kümmern, auch finanziell.
Das sei Freiheit!

Letztlich ist diese Ansicht nur bei einem relativ kleinen Teil der Bevölkerung vertreten. Es gibt in den USA viele verschieden Strömungen was Sozial-/Staatsleistungen allgemein und Krankenversicherungen speziell angeht; das geht von libertärem Sozialdarwinismus bis hin zur Einheitskasse nach sozialistischem Gusto. Die breite Mehrheit ist letztlich für eine Lösung a la Obamacare, die die Anzahl der Unversicherten auf ein Rekordtief gedrückt hat und auch die verschiedensten Exzesse der Gesundheitsindustrie (Kassen, Kliniken & Mediziner) etwas einhegt.

Einem Modell wie in Deutschland steht die gesellschaftlich stark verwurzelte Ablehnung jeder staatlicher Intervention entgegen, die sich aus dem Freiheitsgedanken der amerikanischen Geschichte, aber auch aus puritanischen Strömungen in der Gesellschaft ergibt. Die Mehrheit der US-Bürger glaubt an das Modell des "kompetenten Menschen" der für sein Glück selbst verantwortlich ist und mit Willen und Einsatz auch die Möglichkeit hat seine Ziele zu erreichen. Staatliche Gängelei und das "mitschleppen" einer als faul oder unfähig empfundenen Minderheit wird stark abgelehnt.

Die deutsche Vollkaskomentalität ist dem US-amerikanischen Mainstream völlig unbegreiflich. Vermutlich gilt hier dasselbe Unverständnis wie das was die meisten Deutschen gegenüber dem US-Waffenrecht empfinden. Die meisten Amis, die ich kenne finden natürlich Amokläufe oder Schoolshootings entsetzlich, sehen das aber als einen leistbaren Preis für die Freiheit Waffen zu besitzen.

Letztlich könnte man auch argumentieren, dass dem deutschen KV-System ein gewisses Abspecken auch gut zupass käme. Auf Dauer ist unser Vollkaskosystem eben auch nicht mehr tragbar (bezahlbar).


Schulzefa 
Beitragsersteller
 07.08.2024, 23:36

Abgespek wird nur halt an Leistung und und trotzdem steigen die Preise zb früher Zahnersatz kein Problem heute zusatzversichrung die oft teuer sind oder du muss erstmal Jahre einzahlen

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PeterJohann  08.08.2024, 07:49
@Schulzefa

Stimmt, aber das System ist immer noch zu teuer. D.h. Entweder sind die Leistungen zu hoch oder die Beiträge zu niedrig.

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Weil „Europe is a socialist hellscape“… „social insurance is theft“… ist in den Staaten halt noch anders, obwohl sie langsam die (auch wirtschaftlichen) Vorteile des europäischen Systems sehen.