Woher wollen die Wissenschaftler wissen, dass die Sonne Wasserstoff verbrennt, und wie heiß die Sonne ist?

10 Antworten

Im Gegensatz zu, beispielsweise, Religionen trifft die Wissenschaft Aussagen nicht aus dem nichts heraus. Um anerkannt zu werden müssen sie belegbar sein. 

Was deine Frage zu der chemischen Zusammensetzung von Sternen angeht: Diese wird mit Spektrometrie ermittelt. Der genaue Vorgang ist hier schon ein paar Mal erklärt worden, hier dennoch ein Artikel der NASA zum Thema: 

http://sunearthday.nasa.gov/2006/materials/spectrabook_ver2.pdf

Vielleicht interessiert es dich ;)

Prinzipiell darfst du nicht den Fehler begehen von deinem persönlichen Wissensstand auf den der Wissenschaft im Allgemeinen zu schließen. Auch wenn dir persönlich keine Methode bekannt ist, um einen Sachbestand festzustellen, heißt dies nicht dass es keine solche Methode gibt. Sie ist dir eben nicht bekannt. 

Wissenschaftler haben Jahre in eine Ausbildung in einem bestimmten Fachgebiet investiert, dies als Laie nachzuvollziehen ist mitunter schwierig. Dennoch sind all die Dinge welche dir in der Schule beigebracht werden fundiert...oder dein Lehrer ist eine Fehlbesetzung, was natürlich durchaus sein kann.  

Zudem solltest du dich auch mit dem Begriff Theorie im wissenschaftlichen Sinn auseinanderzusetzen ;) 

Welche Elemente vorkommen erkennt man bekanntermaßen anhand der Spektrallinien. Eben diese helfen auch dabei, zu erkennen, ob ein Dopplereffekt vorliegt, so zum Beispiel ob sich ein entsprechendes Objekt uns annähert oder sich von uns entfernt.

Wie das mit den Temperaturen ist, weiß ich nicht so wirklich, aber was ich weiß ist, dass die Vorstellung des Vorhandenseins oder der Fusion von Wasserstoff und Helium doch recht grob ist, wenn man bedenkt, dass beispielsweise das Element Wasserstoff die Isotopen Protium (kein Neutron im Kern), Deuterium (1 Neutron im Kern) und Tritium (2 Neutronen im Kern) hat. Ob dahingehend Spektrallinien ebenfalls Aufschluss geben, welche Wasserstoff- und Heliumisotopen in der Sonne vorkommen, weiß ich nicht, aber ich denke doch, dass auch andere chemische Elemente zumindest als Spurenelemente in der Sonne vorkommen.


Buecherwurm717 
Beitragsersteller
 28.03.2016, 17:43

Der Urknall wird mitlerweile ja auch als Wahr bezeichnet, oder ist das auch ein Fehler, den manche zu eifrige Wissenschaftler machen?
Ich glaube in einem Interview gesehen zu haben, dass Richard Dawkins den Urknall als 100% Wahr bezeichnet hatte.
Es gibt halt ganz vieles, wo ich mich immer frage: woher wollen die das denn wissen?
Aber dass man das mit dem Helium doch messen kann, war mir nicht bewusst. Das war sehr aufschlussreich. Vielen Dank für deine liebe Antwort :)

2
JTKirk2000  28.03.2016, 18:06
@Buecherwurm717

Der Urknall wird mitlerweile ja auch als Wahr bezeichnet, oder ist das auch ein Fehler, den manche zu eifrige Wissenschaftler machen?

So gesichert ist die Annahme vom Urknall eigentlich gar nicht. Es ist erwiesen, dass das Universum expandiert, aber der Urknall ist mitnichten unangezweifelt akzeptiert. Davon dringt allerdings relativ wenig an die Allgemeinheit.

Ich glaube in einem Interview gesehen zu haben, dass Richard Dawkins den Urknall als 100% Wahr bezeichnet hatte. 

Vor ein paar Jahrhunderten glaubte man auch, dass es "100% Wahr" wäre, dass die Erde eine Scheibe sei und sich im Mittelpunkt des Universums befindet. Allerdings gab es auch davor bereits Kenntnisse durch Beobachtungen, die später erst wiederentdeckt wurden, welche bewiesen, dass diese "Wahrheit" falsch ist.

Es gibt halt ganz vieles, wo ich mich immer frage: woher wollen die das denn wissen?

Chemische Elemente haben so etwas wie einen Fingerabdruck in Bezug auf Spektrallinien des Lichts. Wenn Licht durch bestimmte Elemente hindurchgeht, werden Spektrallinien mit einem spezifischen Muster herausgefiltert, welche einen eindeutigen Rückschluss auf das betreffende chemische Element zulassen. Dies gilt auch, wenn es sich dabei um mehrere chemische Elemente handelt, weil dann die Summe der Spektrallinien auf die vorhandenen chemischen Elemente insgesamt einen Rückschluss zulässt.

Aber dass man das mit dem Helium doch messen kann, war mir nicht bewusst. 

Das kann man auch mit Planetenatmosphären. Anhand des Lichtes, welches durch diese hindurch dringt, kann man erkennen, welche Elemente sich in der entsprechenden Atmosphäre befinden. Wenn die orbitalen Teleskope irgendwann eine ausreichende Auflösung haben, können sie entsprechende Messungen sogar bei extrasolaren Planeten (Exoplaneten) vornehmen. Soweit mir bekannt, sind diese Teleskope momentan jedoch noch immer nur in der Lage, dies bei Deep-Sky-Objekten in der Größenordnung von Sternen oder größer zu messen und allenfalls von Exoplaneten, die sich in den benachbarten Sonnensystemen befinden.

Das war sehr aufschlussreich. Vielen Dank für deine liebe Antwort :) 

Gern geschehen. :)

0

Hallo Bücherwurm,

zum Thema ist schon vieles Richtige geschrieben worden.

Noch ein keiner Hinweis: wir wissen -auch aufgrund von Sternmodellen- deutlich mehr über das Innere der Sonne als über das Innenleben unserer Erde.

Klaus

Hallo Buchwurm717

Das ist einfach. Die sind einfach in der Nacht zur Sonne geflogen und haben nachgeschaut. ;-)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Eidg. diplomierter Klugscheisser mit Fachrichtung Nonsens.

"100%ige Sicherheit" gibt es in der Naturwissenschaft (außer in der Mathematik) eigentlich grundsätzlich nicht - das ist ein Grundprinzip wissenschaftlichen Arbeitens.

Es gibt immer nur die Aussage: Eine Theorie ist in der Lage, alle bisher gemachten Beobachtungen (möglichst gut) zu erklären und zukünftige Beobachtungen (möglichst exakt) vorherzusagen.

Eine Theorie, die das erfüllt, wird allgemein als (aktuelle) "wissenschaftliche Wahrheit" angenommen - so lange, bis irgendjemand eine neue Theorie entwickelt, welche die gemachten Beobachtungen noch besser erklärt oder noch genauere Vorhersagen macht (und das dauert dann meistens eine ganze Weile, bis die "wissenschaftliche Welt" diese neue Theorie anerkennt).

"Echte Beweise" (wie in der Mathematik) gibt es in der Naturwissenschaft im Grunde nicht, nur "sehr gute Indizien".

Ich gebe zu, auf diese "wissenschaftstheoretische Spitzfindigkeit" wird tatsächlich im Schulunterricht i. d. R. nicht hingewiesen, wodurch der Eindruck entsteht, "aktuelle wissenschaftliche Wahrheit" (im oben beschriebenen Sinne) wäre "absolute, objektive Wahrheit" - das ist aber meist der "didaktischen Reduktion" geschuldet: für den Unterricht müssen eben viele Dinge vereinfacht dargestellt werden, da sie sonst entweder zu viel Zeit benötigen oder gar nicht verstanden würden.

Bei vielen wissenschaftlichen Theorien (z. B. bei dem Problem, wie man die Vorgänge in der Sonne untersuchen kann) ist man sich aber inzwischen ziemlich sicher, dass es dazu (zumindest innerhalb absehbarer Zeit) keine neuen Theorien geben kann, bzw. diese keine wesentlich anderen Ergebnisse liefern werden. Daher kann man diese getrost als "Fakten" ansehen und auch so an der Schule lehren.