Was macht Atommüll so viel gefährlicher als andere Arten von Giftmüll?

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Ich halte Atommüll nicht für grundsätzlich gefährlicher als andere Arten von gefährlichen Stoffen. Auch die Klassifikation als "Müll" ist ja eine sehr temporäre und basiert rein auf unserem heutigen Wissensstand.

Noch in den 90ern wurden Elektro-Altgeräte als Schrott entsorgt, heute kann man daraus wertvolle Rohstoffe, u. a. sogar Gold, gewinnen, weil die Technologie für Trennung und Wiedergewinnung vorhanden ist. Heute Müll - morgen Rohstoff hieß eine Reportage des MDR und der DW vor einiger Zeit.

Der hochradioaktive Abfall ist prinzipiell eine interessante Quelle von Rohstoffen - leider haben wir, insbesondere durch den Stopp der Forschung im Bereich der Kernkraft und dem Abbau der Arbeits- und Forschungsplätze in der Kernkrafttechnologie in Deutschland, noch keine großtechnisch einsetzbaren Möglichkeiten, diese Rohstoffe auch wirtschaftlich zu nutzen.

Wikipedia schreibt dazu:

Unter Umständen ist eine Nutzung des hochradioaktiven Abfalls über eine Erzeugung von neuem Kernbrennstoff in Brutreaktoren hinaus denkbar. Unter den Spalt- und Zerfallsprodukten befinden sich wertvolle Stoffe wie Rhodium, Ruthenium und das radioaktive Element Technetium. Da die heutigen Leichtwasserreaktoren nur etwa 5 % der Energie verwenden, die in neuen Brennelementen vorhanden ist, ist hier ein Potential vorhanden.

Des weiteren ist eine Umwandlung von radioaktivem Abfall in ungefährliche Rohstoffe bzw. sehr kurzlebige Nuklide in der Theorie durch die sog. Transmutation nachgewiesen, eine praktische Umsetzung z. B. durch den Beschuss mit Neutronen ist heute aber ebenfalls noch nicht möglich.

Insofern ist die lange Halbwertszeit von bis zu 24.000 Jahren (Plutonium 239) zum einen ein Quelle von Bedenken - zum anderen aber auch eine echte Chance, denn es ist nicht nur denkbar, sondern sogar wahrscheinlich, daß die Entwicklung von technischen Verfahren für Nutzung von radioaktiven Abfällen deutlich schneller eintreten wird.

So könnte aus dem, was wir heute als "Müll" und eine Belastung für kommende Generationen ansehen, aus Sicht der Menschen der Zukunft ein Geschenk oder Zumindest eine kostengünstige Energie und Rohstoffquelle werden.

Im großen und ganzen sind Menschen auf der Erde schon immer in Gefahr geraten, wenn Sie auf in der Natur vorkommende Gefahrenstoffe stießen. Wenn man sich ausmalt, daß in 10.000 Jahren evtl. Menschen wie in der Steinzeit leben würden und dann auf ein Endlager stoßen und sich daran verstrahlen, dann ist das nicht anders, als wenn sie auf die Lagerstätte von natürlich radioaktiven Materialien stoßen und sich daran verstrahlen. In der Vergangenheit ist das immer wieder passiert - daher hieß Uran früher auch Pechblende.


earnest  06.08.2022, 14:13

Das ist - wie beim Fragesteller - eine völlige Verharmlosung der Atommüll-Problematik.

Das Problem ist, dass die Abfälle unendlich lange (ca. 250.000 Jahre) vor sich hin strahlen. Das kann schlicht nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Und eine lange Reihe von (organischen) Giftstoffen wird mit der Zeit abgebaut. Das ist bei radioaktivem Material nicht der Fall.


Oppulus 
Beitragsersteller
 07.10.2021, 15:09

Die Giftstoffe in Herfa-Neurode sind ausdrücklich nicht organisch und werden ausdrücklich nicht mit der Zeit abgebaut.

Radioaktives Material baut sich ab- also zerfällt bekanntermaßen.

Auch ist eine Strahlungszeit von 250'000 Jahren falsch. In 250'000 Jahren geht von ihnen noch Strahlung aus, ja. Aber es dauert "nur" wenige hundert Jahre bis die Strahlung von hochradioaktiven Stoffen so weit gesunken ist, dass sie nicht mehr gesundheitsschädlich ist.

Wir können Strahlung messen. Ein Geigerzähler kriegst du für unter 100 Euro.

Zu sagen: "Der Müll strahlt 250'000 Jahre" geht an meiner Frage vorbei. Warum ist das schlimm? Eine Banane strahlt- das ist kein Argument gegen Bananen. (und Granit, und Fachwerkhäuser und tausend andere Dinge in der Natur und Technik)

Peterwefer  07.10.2021, 15:13
@Oppulus

Hier kommt es sehr auf das Material an. Und die Giftstoffe in Herfa-Neurode - ich lese von Arsen und Quecksilber. Die könnten leicht als Rohstoffe zurück gewonnen werden (ist dummerweise nicht wirtschaftlich) . Außerdem von Cyanid. Das baut sich sehr wohl ab.

Oppulus 
Beitragsersteller
 07.10.2021, 16:14
@Peterwefer

Nicht alles in Herfa-Neurode ist super-giftig. Aber das giftigste da ist vergleichbar mit Atommüll (oder schlimmer).

Der Müll in Herfa-Neurode reicht um die gesamte Menschheit mehrmals umzubringen.

Ich meine... ist das das Argument? Wenn man den Müll zurück gewinnen kann (was zwar leicht aber unwirtschaftlich ist? Also nicht leicht?) dann braucht man davor keine Angst mehr haben? Und wenn man aus giftigem Abfall nicht-giftige Rohstoffe gewinnt ist das was übrig bleibt giftiger als der Abfall vorher war.

Na super- Atommüll kann man ebenfalls Rohstoffe gewinnen- hört es damit auf ein Problem zu sein?

Ich möchte verstehen warum die Angst vor Atommüll so unglaublich groß ist und bisher habe ich immer nur Antworten gehört vom Kaliber: "Weil er mir solche Angst macht!"

Stellen Sie sich vor ich wäre ein Alien der noch nie etwas von Plutonium gehört hat und erklären Sie mir, warum Sie Kernkraftwerke ohne CO2-Ausstoß wegen des Mülls verbieten wollen, aber tausend andere Industrien mit vergleichbar giftigem Müll nicht.

Peterwefer  08.10.2021, 10:47
@Oppulus

Ganz so ist es nicht. Quecksilber und Arsen sind extrem giftig, sind aber auch kostbare Rohstoffe (bislang ist Quecksilber in manchen Fällen - leider! - unersetzlich, obwohl man diesbezüglich forscht). Somit ist das Argument 'giftiger als vorher' hinfällig.

Aber was tut's? Wenn Dun der Überzeugung bist, dass Atommüll vergleichbar ungefährlich ist - wer bin ich, dass ich Deine Überzeugung abändere?

Oppulus 
Beitragsersteller
 08.10.2021, 11:17
@Peterwefer

Nein. Ich sage, dass Atommüll vergleichbar gefährlich ist, die Öffentlichkeit aber eine ungleich höhere Angst vor Atommüll hat. Viele glauben, dass Atommüll eine besondere Qualität von Müll wäre, die ihn über jede andere Art von giftigem Müll erhebt. Nach dem Motto: "Egal wie giftig ein Giftmüll ist und egal wie viel wir davon erzeugen, es wird nie so schlimm sein wie selbst kleinste Mengen Atommüll."

So wie man (da zu Recht) sagt: "Mord ist schlimmer als Diebstahl. Selbst ein Diebstahl von einer Milliarde Euro ist besser als ein Mord." So funktioniert das aber nicht mit quantifizierbaren Mengen und qualitativ unterschiedlichen Materialien.

Es gibt da überhaupt kein Interesse an Quantität. Dass wir zum Beispiel täglich Millionen Liter Giftbrühe allein für die Neodymium-Produktion für unsere Windkraftwerke erzeugen und in der Natur verklappen ist in der Öffentlichkeit gänzlich unbekannt und erstaunlich vielen Menschen herzlich egal wenn sie davon erfahren.

Dass wir aber 16'000 Tonnen Atommüll haben ist Argument genug die gesamte Technologie zu verteufeln und zu verbieten, sogar die Forschung einzustellen. Dass die Technologien zum Recycling von Atommüll bereits existieren- bereits in den 1950'er Jahren bekannt waren- wird geleugnet, oder ignoriert oder marginalisiert.

Ist das Verhältnismäßig? Ist das logisch?

Und hey- wenn es hier nur um meine Meinung ginge wäre es mir auch egal. Der Kern des ganzen ist, dass die Kernkraft zusammen mit den Erneuerbaren Energien ein notwendiger Baustein zur Verhinderung des Klimawandels ist. Ohne Kernkraft ist der Kampf gegen den Klimawandel bereits verloren.

Ich kämpfe für die Kernkraft weil ich dem IPCC zustimme, dass diese notwendig ist das Klima zu retten. Und auf unserer Seite (der Umweltschützer die Kernenergie gegen den Klimawandel wollen) kämpfen unerklärlicherweise die Klimaleugner. Und gegen uns kämpfen gemeinsam andere Umweltschützer in einer Allianz mit der Kohleindustrie.

Ich finde das bizarr und würde gern verstehen warum das so ist.

Das Problem ist das ein Castorbehälter keine 100 Jahre dicht hält, selbst wenn man ihn Aufwendig nachversiegelt. Darin lagern tun wir aber Stoffe die tausende Jahre lang strahlen. Jede Region die mal das deutsche Endlager erhalten wird ,kann sich für zukünftige Generationen gleich selbst beerdigen.

Die Gesamtmenge der hochradioaktiven Abfälle in Deutschland beträgt dagegen etwa 16'000 Tonnen.

Plus minus ein paar Hundertausend Tonnen hochradioaktiver Bauschrott rückgebauter AKWs.

obwohl er objektiv gesehen nicht giftiger ist als hundert andere Arten von Giftmüll, die zum Teil deutlich mehr sind.

Tatsache oder Bauchgefühl?


Oppulus 
Beitragsersteller
 07.10.2021, 14:56

Ein amerikanischer Kernenergiebefürworter hat mal folgendes Angebot gemacht: Er würde einen 30g-Klumpen Plutonium schlucken, vor laufenden Kameras, wenn ein Atomkraft-Gegner zur gleichen Zeit 30g Koffein schlucken würde.

Das Plutonium wird vom Körper nicht aufgenommen, die Strahlung erhöht das Risiko im Alter an Krebs zu erkranken um einige Prozent. Tatsächlich ist bei dieser Menge Plutonium seine Eigenschaft als Schwermetall gefährlicher als die davon ausgehende Strahlung.

30 g Koffein dagegen sind eine letale Dosis. Wer 30g Koffein schluckt stirbt. Sofort.

Niemand hat dieses Angebot angenommen. Koffein können sie rezeptfrei in der Apotheke kaufen.

Nun gibt es in Herfa-Neurode Stoffe die sind so giftig, dass wenige hundert Liter in der Trinkwasserversorgung einer Stadt jeden der darin lebt davon abhält jemals wieder gesunde Kinder zu zeugen oder zur Welt zu bringen. Es gibt dort Stoffe die beim Einatmen kleinster Mengen mit Sicherheit Lungenkrebs erzeugen. Es gibt dort ein Panoptikum von Stoffen mit denen jede Form von Kontakt auf hundert verschiedene Arten lebens- und gesundheitsgefährlich ist.

Diese Stoffe kann man nicht leicht messen, sie brauchen dafür ein Labor und viel Zeit, manche sind wasserlöslich, manche brennbar, manche sind aerosol wenn sie aus ihren Containern entkommen.

Gegen Strahlung schützt man sich mit einem Strahlenanzug. Strahlung kann man mit einem Geigerzähler messen, einem Gerät das sie schon für 100 Euro im Baumarkt kriegen.

Plutonium ist nicht brennbar, es ist nicht wasserlöslich und es ist zu schwer um aerosol zu werden. Strahlung lässt sich gut messen, wir wissen dass eine Strahlendosis unterhalb von 100mSv praktisch keine gesundheitliche Auswirkung hat.

Wenn ich also sage, dass Atommüll so giftig ist wie der Abfall in Herfa-Neurode meine ich das bereits sehr großzügig. Tatsächlich bin ich der Meinung, dass vieles von dem Müll von Herfa-Neurode giftiger ist, aber for the sake of the argument bin ich bereit dass wir uns darauf einigen, dass es etwa gleich ist.

Dass es in Herfa-Neurode deutlich mehr Giftmüll gibt als Atommüll existiert ist ein Fakt. (zur Erinnerung: 16T Tonnen Atommüll in Deutschland, 3,2 mio Tonnen Giftmüll in Herfa-Neurode)

Ich behaupte es ist ein Bauchgefühl weswegen Menschen mehr Angst vor Atommüll haben als vor allen anderen Arten von Giftmüll. Und das ist der Kern meiner Frage: Warum ist das so?

MAB82  07.10.2021, 15:02
@Oppulus
Menschen mehr Angst vor Atommüll haben als vor allen anderen Arten von Giftmüll.

Ich behaupte die Annahme ist falsch.

Oppulus 
Beitragsersteller
 07.10.2021, 15:12
@MAB82

Warum benutzen dann Kernkraftgegner den Atommüll immer wieder als Argument gegen Kernenergie, aber niemand benutzt den Giftmüll anderer Industrien als Argument um sie zu verbieten?

Bei der Produktion von Neodym für Windkraftanlagen fällt ein Abfall an der ist hochgiftig, säurehaltig und radioaktiv. Er wird in China in Seen verklappt. Seen an denen Dörfer liegen. An denen Kinder spielen. Millionen Liter jeden Tag.

Ist den wenigsten bekannt, ist für kaum jemanden ein Argument gegen Windraftanlagen (auch für mich nicht, denn es gibt nicht so etwas wie eine saubere Art Strom zu erzeugen, nur verschiedene Grade von Dreckigkeit).

Lilis  07.10.2021, 15:18
@Oppulus
Ein amerikanischer Kernenergiebefürworter hat mal folgendes Angebot gemacht: Er würde einen 30g-Klumpen Plutonium schlucken, vor laufenden Kameras, wenn ein Atomkraft-Gegner zur gleichen Zeit 30g Koffein schlucken würde.

Das allein ist schon eine Luftnummer. Er weiß genau, dass er das nie tun muss, da diese Koffein-Menge gleich tödlich ist, das Plutonium aber erst nach Jahren schädlich wirkt. Was soll das für ein Beweis sein. Da werden Äpfel mit Birnen verglichen. Also kann ich mir sparen, den Rest seiner Auslassungen zu lesen.

MAB82  07.10.2021, 15:18
@Oppulus
Warum benutzen dann Kernkraftgegner den Atommüll immer wieder als Argument gegen Kernenergie,

Weil es umweltfreundliche, kostengünstigere Alternativen gibt.

aber niemand benutzt den Giftmüll anderer Industrien als Argument um sie zu verbieten?

Falschbehauptung. umweltschützer haben sich schon lange auf die Chemieindustrie eingeschossen und fordern schon lange Restriktionen.

https://www.greenpeace.de/themen/endlager-umwelt/giftmuell-kampagne-bei-greenpeace-1987-bis-1996

Oppulus 
Beitragsersteller
 07.10.2021, 16:23
@MAB82
Weil es umweltfreundliche, kostengünstigere Alternativen gibt.

Wenn dem so wäre, warum muss man Kernenergie dann verbieten? Wenn es kostengünstigere Alternativen gäbe würden die doch gebaut werden. Außer sie wollen sagen, dass geldgierige Kapitalisten gar nicht so geldgierig sind.

Niemand musste die Pferdekutsche verbieten oder das Telefon mit Wählscheibe. Warum also die Kernenergie verbieten?

Falschbehauptung. umweltschützer haben sich schon lange auf die Chemieindustrie eingeschossen und fordern schon lange Restriktionen.

Bei der Produktion von Neodym für die Produktion von Windkraftanlagen fällt ein Abfall der ist hochgiftig, säurehaltig und (leicht) radioaktiv. Er wird in China (dem praktisch einzigen Produzenten für Neodym) unter freiem Himmel in Seen eingeleitet. An denen Dörfer liegen. An denen Kinder spielen.

Warum richtet sich dagegen kein Widerstand?

MAB82  07.10.2021, 16:29
@Oppulus
Wenn es kostengünstigere Alternativen gäbe würden die doch gebaut werden.

Weil sie subventioniert wird. Die kosten tragen ja nicht die Betreiber. Müsste irgend ein Energieunternehmen die Kosten für Entsorgung und Lagerung für tausende Jahre übernehmen, könnten sie dicht machen.

Bei der Produktion von Neodym für die Produktion von Windkraftanlagen fällt ein Abfall der ist hochgiftig, säurehaltig und (leicht) radioaktiv. Er wird in China (dem praktisch einzigen Produzenten für Neodym) unter freiem Himmel in Seen eingeleitet. An denen Dörfer liegen. An denen Kinder spielen.

Neodym lässt sich umweltverträglich gewinnen und auch aus Windkraftanlagen recyceln, wenn man es denn wollte. Der Umgang der Chinesen mit der Umwelt ist kein Argument gegen Windkraft in Deutschland. Bestenfalls ist es ein argument für ein wirksames Lieferkettengesetz. Ihren Atommüll werden die chinesen zudem auch nicht besser behandeln als alles andere.

Oppulus 
Beitragsersteller
 07.10.2021, 17:01
@MAB82
Neodym lässt sich umweltverträglich gewinnen und auch aus Windkraftanlagen recyceln, wenn man es denn wollte. Der Umgang der Chinesen mit der Umwelt ist kein Argument gegen Windkraft in Deutschland. Bestenfalls ist es ein argument für ein wirksames Lieferkettengesetz. Ihren Atommüll werden die chinesen zudem auch nicht besser behandeln als alles andere.

Uran wird umweltverträglich gewonnen und Atommüll wird bereits von den Russen recycled. Der Umgang der Chinesen mit Atommüll ist kein Argument gegen Atomkraft in Deutschland.

Der Witz ist doch: Der Grund warum die Chinesen Weltmarktführer in der Neodym-Produktion sind, ist weil sie nicht auf die Natur achten und darum billig sind. Seltene Erden sind nicht selten wie Gold, sie sind in sehr geringer Konzentration vorhanden. Würde man Neodym in Deutschland gewinnen wäre es so unglaublich teuer, dass eine Windanlage mit deutschem Neodym nicht mehr bezahlbar wäre. Ganz zu Schweigen von den massiven Protesten die mit einer Neodym-Förderung in Deutschland einherginge.

MAB82  07.10.2021, 17:07
@Oppulus
Atommüll wird bereits von den Russen recycled

Wieviel Prozent? Sobald es ein massentaugliches Verfahren ist, dass das Atommüllproblem löst und Endlagerung überflüssig macht, bekommt die Atomtechnologie einen ganz neuen Stellenwert. Dummerweise ist echtes recycling ein wunschtraum und auf Jahrzehnte nicht zu verwirklichen wenn überhaupt.

Oppulus 
Beitragsersteller
 07.10.2021, 17:15
@MAB82
Weil sie subventioniert wird. Die kosten tragen ja nicht die Betreiber. Müsste irgend ein Energieunternehmen die Kosten für Entsorgung und Lagerung für tausende Jahre übernehmen, könnten sie dicht machen.

Wenn Sie also sagen, dass es "kostengünstigere Alternativen" gibt, meinen sie es gibt kostengünstigere Alternativen wenn man hypothetische, nicht näher quantifizierte Kosten auf 1000 Jahre mit einberechnet... Das kann doch nicht ihr ernst sein. Gibt es dafür irgendwelche Zahlen?

Es gibt eine Studie von Greenpeace- die ist falsch. Sie ist vollkommen falsch und erlogen. Aber for the sake of the argument nehme ich jetzt an sie wäre wahr. Achtung, das sind nicht meine Zahlen das sind jetzt ihre Zahlen. Darin behauptet Greenpeace die Endlagerung in Deutschland würde noch 100 mrd Euro (inflationsbereinigt) kosten. Also von 2019 (glaube ich war es) bis die letzte Tonne Atommüll unter die Erde verbracht ist und eine grüne Wiese über dem Endlager ist und es keine Kosten mehr verursacht.

Die Kosten für die Endlagersuche in Deutschland bis heute betragen etwa 1,6 mrd Euro. Diese wurden bisher fast ausschließlich von den Betreibern getragen.

100 mrd Euro für die Verbringung des gesamten Atommülls in Deutschland behauptet Greenpeace. Die Betreiber planen mit etwa 9 mrd Euro.

Das EEG hat bis heute mehrere 100 mrd Euro gekostet und hat nicht eine Tonne CO2 eingespart sondern CO2-arme Kernkraft durch CO2-arme Erneuerbare Energien ersetzt.

Außerdem bedeutet die Behauptung, dass wir es tausende Jahre lang beschützen müssen, dass Sie davon ausgehen, dass unsere Nachfahren zu doof sind eine Lösung zu finden. Die Russen haben bereits Reaktoren die Atommüll als Rohstoff benutzen. Verstehen Sie was das bedeutet? Den Atommüll unter die Erde zu verbringen ist totaler Unsinn. Er ist ein Rohstoff.

In diesem Ted-Talk (der bereits 10 Jahre alt ist!) rechnen charmante Wissenschaftler vor, dass wir mit dem "Atommüll" den wir heute bereits haben, die gesamte Welt für 72 Jahre zu 100% mit Atomstrom betreiben könnten und dabei fast den gesamten Atommüll der Welt aufbraucht. (das sagt sie ca. bei Minute 13)

https://www.youtube.com/watch?v=AAFWeIp8JT0

Und all das ist sowieso hinfällig. Wenn der Klimawandel die Menschheit vernichtet ist es völlig gleichgültig wie schwierig die Endlagerung kostet, weil niemand mehr da sein wird der sich darüber den Kopf zerbricht.

Oppulus 
Beitragsersteller
 07.10.2021, 17:43
@MAB82

Ich bitte Sie, sich diesen bereits 10 Jahre alten Ted-Talk anzusehen in dem ein paar charmante Wissenschaftler erklären, wie das geht und warum es geht.

https://www.youtube.com/watch?v=AAFWeIp8JT0

Höre ich da heraus, dass sie bereit sind Ihre Meinung zu überdenken wenn sie entsprechende Argumente hören? Sind Ihnen die Worte dieser Wissenschaftler genug?

Endlagerung war schon immer überflüssig. Am Anfang der Kernindustrie, in den frühen 50'er Jahren haben die USA mehrere Testreaktoren gebaut um verschiedene Arten der Kernenergie auszuprobieren. Eine dieser Reaktorarten benötigte Plutonium als Brennstoff. Den herzustellen war teuer und aufwändig.

Doch eine andere Reaktorart- die von uns heute verwendeten Reaktoren- erzeugten Plutonium als Abfallprodukt. Also, sagten die Wissenschaftler: Wir erzeugen die nächsten 50 Jahre Plutonium und dann holen wir die Pläne aus der Schublade und bauen einen Reaktor der Plutonium als Brennstoff verwendet.

Das war schon immer der Plan.

Wir wissen wie es physikalisch funktioniert, es hat im kleinen Maßstab bereits vor 70 Jahren funktioniert und zahlreiche Länder (Deutschland nicht...) baut und entwickelt seit Jahren an solchen Reaktoren.

Russland hat bereits 2 kommerzielle Reaktoren dieser Art in Betrieb! Der Hauptgrund warum wir auf diesem Feld international nicht weiter sind, ist weil der Brennstoff von Kernkraftwerken einen so geringen Teil seiner laufenden Kosten ausmacht, dass es schlicht nicht wirtschaftlich ist mit Atommüll zu arbeiten.

MAB82  07.10.2021, 17:57
@Oppulus

Theoretische konzepte zum recyclen von Atommüll bringen nichts. Theoretisch sind auch Zeitreisen und Warpantrieb möglich. Ein aktuelles Problem zu verschieben in der Hoffnung die Zukunft wird es schon irgendwie lechnologisch lösen ist einfach nur kurzsichtig. Dann können wir auch sofort sämtliche treibhausreduzierenden Maßnahmen einstellen mit der Begründung, das eine zukünftige globale Klimasteuerung und die effiziente rückgewinnung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre ja eh alle Probleme lösen wird.

Oppulus 
Beitragsersteller
 08.10.2021, 08:46
@MAB82

Nochmal: In Russland gibt es bereits 2 kommerzielle Reaktoren die Atommüll als Brennstoff verwenden können. Die sind fertig. BN-600 und BN-800. Und das ist erst die erste Generation dieses Reaktortyps.

Das ist keine theoretische Zukunftstechnologie, das existiert bereits. Deutschland hatte so einen Reaktor bereits 1991 fertig! (Das war der SNR-300) Wir waren bereits 1991 so weit! Er ging nie ans Netz weil sogenannte "Umweltschützer" ihn erfolgreich verhindert haben. Eine der offiziellen Gründe für den Kampf gegen diese Technologie war, dass wenn man das Müllproblem beseitigt, würde Atomkraft wieder salonfähig(er) werden und der Kampf gegen die Atomkraft würde ungewinnbar.

Das ist keine theoretische Zukunftstechnologie, das existiert bereits es ergibt nur für die Betreiber wenig Sinn weil der Treibstoff zu billig ist. Das ist der Grund warum es bisher so wenige gibt (obwohl zahlreiche Länder diese Reaktoren im Bau haben- nicht in der Entwicklung- im Bau).

Der eigentliche wichtige Punkt ist aber ein völlig anderer: Sie behaupten, dass Atommüll ein Problem ist das die ganze Technologie verbietet weil sich die nächsten zehntausend Generationen herumschlagen müssen... und hier ist eine Lösung die bereits heute funktioniert. Die bei Versuchen im kleinen Maßstab bereits in den 1950'ern funktioniert hat!

Ich finde das ja witzig viele Stürzen sich darauf wie gefährlich Atommüll ist

aber wie gefährlich unser Gift bzw Industrieabfälle ist den wir schon lange in bergwerken einbuchten das übersieht hier jeder

Und das irrste ist ja solange man sich nicht auf ein Lager einigt was wenigstens erstmal für ein paar Hundert Jahre gut ist, wird der ganze Müll viel unsicher in zwischenlagern gebunkert