Woher kommt Hass gegen Franzosen/Frankreich?

10 Antworten

Nein, es gab früher mal die "Erbfeindschaft" und viele Kriege unter den Nachbarn, weil die immer wieder über den Rhein kamen. Daher kommt auch "Die Wacht am Rhein". Ein altes Soldatenlied. Das ist aber lange vorbei. Die Menschen hier, ich wohne zwar nicht direkt im Grenzgebiet, haben untereinander keine Probs. Die arbeiten hier und umgekehrt, heiraten auch mal untereinander, haben Austausch mit Partnerschaftsgemeinden, Schüleraustausch usw. Auch meine Kinder waren in F zum Austausch der Partnergemeinden in den Ferien und zwei französische Kinder waren im Gegenzug auch bei uns.

Unhöflich, immer ne Sonderbehandlung erwartend, kulturell drittklassig, aber sich für die Kulturnation haltend, so tun, als spräche man kein Englisch.

Ich bin stolz darauf, noch nie in diesem Land gewesen zu sein. Und das bleibt auch so. Zu Franzosen bin ich immer unfreundlich und mach das, was sie nicht mögen.

Wer sich als Franzose outet; hat bei mir verschissen.😂

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es sind immer wieder Ereignisse aus der jüngeren Geschichte, die meinungsbildend sind.

Meine Großeltern berichteten aus der Inflationszeit 1923 von dem Haß gegenüber den Franzosen, Stichwort "Ruhrkampf".

Ansichten können vererbt werden, insbesondere dann, wenn es keine ausreichenden Möglichkeiten gibt, sich anderweitig zu informieren.


ToxicSurvivor 
Beitragsersteller
 20.08.2021, 13:20
Ansichten können vererbt werden, insbesondere dann, wenn es keine ausreichenden Möglichkeiten gibt, sich anderweitig zu informieren.

Was nicht der Fall wäre, wenn sie Klartext reden würden. Da muss ich wohl hartnäckig weiter nerven. Ich will nicht unbedingt jedes Mal darüber nachdenken, dass meine Familie zu Teilen in der Vergangenheit lebt.

Nehmen wir uns Napoleon vor, das sind ja schon fast 200 Jahre her, da hat er sich mit seinen Truppen in Mitteleuropa schon unbeliebt gemacht.

Dan kommt das Konkurrenzdenken dazu, somit kam es wieder zu einem Krieg 1870 durch die Fälschung Bismarck`s der Emser Depesche.

1918 ging es gleich wieder los, mit dem Slogan jeder Schuss ein Ruß, jeder Stoß ein Franzos, ging dieser Waffengang allerdings verloren, genau wie letztlich nach der Besetzung von Frankreich durch die Nazis, als dieser Zweite Weltkrieg auch in die Binsen ging.

Somit blieb es Kohl und Mitterrand vorbehalten, an den Gräbern von Verdun endlich einmal Frieden zu schließen.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/kohl-und-mitterrand-in-verdun-warum-reichten-sie-sich-die-haende-1857470.html

Nationalstolz kann man, wie jeden kollektiven Stolz sowieso, gerne verwenden, wenn man eben nicht zufrieden mit sich ist.

Die Wahrnehmung anderer als "arrogant" verweist immer darauf, dass man selbst nicht sicher ist. Dann reibt man sich an der Selbstsicherheit anderer. Eine Form von Neid, wenn du so willst.

Wahrscheinlich sind deine deutschen Eltern eben nicht stolz auf Deutschland, sondern haben diesen typischen deutschen Knick, dass man eben meint, nicht stolz sein zu können (wegen Deutschlands Verbrechensvergangenheit). Aber statt das als eigenes Problem zu sehen, schiebt man es auf andere, die es einem angeblich nicht "erlaubten", stolz zu sein. Und neidet ihnen deren (scheinbaren) Stolz.

Schaust du hinter die Fassaden anderer, ohne dir den Blick durch eigene irre Gefühle zu verstellen, erkennst du, dass es gar nicht so ist, wie es dir vorher schien.

Frankreich diskutiert auch seine dunklen Flecken. Etwa die Verwendung von Giftgas im algerischen Unabhängigkeitskrieg, die Massaker der Legion in Vietnam, die Kollaboration mit der deutschen Besatzung, die Sklaverei uvm. Als langjähriger arte-Zuschauer bekommst du das sogar manchmal auf Deutsch frei Haus :)


ToxicSurvivor 
Beitragsersteller
 20.08.2021, 23:55

So deutsch wie manche hier vielleicht meinen bin ich gar nicht.

Aber danke für diesen Gedankenstoß.

ToxicSurvivor 
Beitragsersteller
 21.08.2021, 11:13
@DocPsychopath

Schwer zu sagen, was ich alles bin. Meine Familie hat in gewissem Maß eine Weltreise hinter sich, vorrangig im Norden und Westen Europas aber auch nicht überall. Aber so weit ich weiss bin ich nur zu 25 bis maximal 40 % deutsch.

Und aus meiner Sicht betrachte ich mich auch nicht als Deutschland zugehörig. Ich spreche halt die Sprache, weil ich hier lebe und wohne, aber für mich wars das.

ToxicSurvivor 
Beitragsersteller
 25.08.2021, 08:57
@DocPsychopath

Wenn du meinst. Ich weiss es ja nicht. Kenne nicht viele Deutsche, die mir ihre Perspektive aufdrücken, sodass ich das beurteilen könnte.