Wo spielt sich die Metamorphose bei Ovids Text Perseus und Andromeda ab?

2 Antworten

Eine Darstellung der Geschichte von Perseus (griechisch: Περσεύς; lateinisch: Perseus) und Andromeda (griechisch: Ἀνδρομέδα; lateinisch: Andromeda) steht bei Ovid, Metamorphosen 4, 663 – 739.

Andromedas Eltern sind König Kepheus (griechisch: Κηφεύς; lateinisch: Cepheus) und Königin Kassiepeia/Kassiopeia/Kassiope (griechisch: Κασσιέπεια/Κασσιόπεια/Κασσιόπη; lateinisch: Cassiepeia/Cassiopeia/Cassiope - Ovid, Metamorphosen 4, 738 verwendet die Namensform Cassiope).

In der Erzählung kommt Perseus in das Land der Aithiopen/Aethioper, in dem Kepheus/Cepheus herrscht (Ovid, Metamorphosen 4, 669).

Andromeda ist an einen Felsen an der Meeresküste (Ovid, Metamorphosen 4, 680; 4, 722; 4, 731 – 732; 4, 735) festgebunden/gefesselt, einem Meeresungeheuer (Ketos [griechisch: κῆτος; lateinisch: Cetus]; Ovid, Metamorphosen 4, 689; 4, 708; 4, 713; 4, 719; 4, 728 nennt es ein Ungeheuer [belua] bzw. wildes Tier [fera]) als Opfer vorgesetzt.

Die Metamorphose, bei der Meerespflanzen durch das Haupt der Medousa (griechisch: Μέδουσα; lateinisch: Medusa) zu Korallen versteinern (Ovid, Metamorphosen 4, 740 – 752) geschieht an dieser Meeresküste.

Die antike Landesbezeichnung Aithiopien/Aethiopien (griechisch: Αἰθιοπία [Aithiopia]; lateinisch: Aethiopia) ist geographisch nicht sehr genau festgelegt. Es wird an ein Gebiet gedacht, das umfangreicher als der heutige Staat Äthiopien (dessen Einwohner Äthiopier genannt werden) ist, der keine Meeresküste hat. Aithiopien/Aethiopien liegt nach antiker Vorstellung im Süden. Teilweise wird Afrika südlich von Ägypten als Aithiopien/Aethiopien bezeichnet.

Ovid nennt nicht ausdrücklich einen genauen Ort oder eine genaue Gegend. Da er auf Aithiopien/Aethiopien und eine Meeresküste hinweist, ist ein Ort am Roten Meer am naheliegendsten.

Aithiopien/Aethiopien als Schauplatz nennt z. B. auch Apolldor(os), Bibliotheke 2, 43 – 44.

Bei anderen Autoren wird Phoinikien/Phönizien als Land angenommen, in dem das Ereignis stattgefunden hat, und Iope (griechisch: Ἰόπη) bzw. Ioppe (griechisch: Ἰόππη) bzw. Ioppa (griechisch: Ἰόππα) als Ort genannt (daraus kann dann auch Jope bzw. Joppe bzw. Joppa werden – die Buchstaben „i“ und „j“ waren lange Zeit als Zeichen nicht unterschieden). Dieser Ort ist die Hafenstadt Jaffa (inzwischen mit Tel Aviv vereint).

Iope/Ioppe/Ioppa als Ort, wo Andromeda an einem Felsen festgebunden/gefesselt war:

[Skylax], Periplous (griechisch: Περίπλους; Umschiffung [Seefahrts- und Küstenbeschreibung]; lateinischer Titel: Periplus) 104 (Ἰόππη [Ioppe])

Konon, Dihegeseis (griechisch: Διηγήσεις; Erzählungen; lateinischer Titel: Narrationes) 40 Ἰόππα, in einem Land vom Mittelmmer bis zu am Roten Meer wohnenden Arabern)

Pomponius Mela 1, 64

Plinius, Naturalis historia 5, 69 [14]; 5, 128 [34] (Iope)

Strabon, Geographika (griechisch: Γεωγραφικά; Erdbeschreibung; lateinischer Titel: Geographica) 1, 2, 35; 16, 2, 28 (Ἰόπη [Iope])

Flavius Josephus, Peri tou Ioudaïkou polemou (griechisch: Περὶ τοῦ Ἰουδαϊκοῦ πολέμου; Über den Jüdischen Krieg; lateinischer Titel: De bello Iudaico) 3, 9, 3 [419 – 420] (Ἰόππη [Ioppe])

Pausanias 4, 35, 9 (Ἰόππη [Ioppe])

Hieronymus, Kommentar zu Jona 1, 3 (Joppe)

Hieronymus, Brief 108, 8 (an Eustochium/Julia Eustochia) (Joppe)

Isidor von Sevilla, Etymologiae 15, 1, 19 (Ioppe)

Stephanos von Byzanz s. v. Ἰόπη

Eustathios, Kommentar zu Dionysios Periegetes 910 (Ἰόπη [Iope])


Albrecht  23.02.2020, 08:51

Pomponius Mela 1, 64

Pomponius Mela, Geographie des Erdkreises. Aus dem Lateinischen übersetzt und erläutert von Hans Philipp. Band 1: Mittelmeerländer. Leipzig : Voigtländer, 1911 (Voigtländers Quellenbücher ; Band 11), S. 22:

„Dann ist da Iope, angeblich vor der Sintflut gegründet, wo Cepheus geherrscht habe, was die Eingeborenen dadurch bekräftigen, daß einige alte Altäre eine Inschrift mit seinem und seines Bruders Namen bewahren; diese stehen bei ihnen in hoher Verehrung. Ja als ein deutliches Wahrzeichen für die in Lied und Sage gefeierte Geschichte, die Rettung der Andromeda durch Perseus, weisen sie voller Stolz die riesigen Knochen des Seeungeheuers vor.“

Plinius, Naturalis historia 5, 69 [14]

C. Plinius Secundus d. Ä., Naturkunde : lateinisch-deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Roderich König in Zusammenarbeit mit Joachim Hopp und Wolfgang Glöckner. Buch 5: Geographie. Afrika und Adien. Herausgegeben und übersetzt von Gerhard Winkler in Zusammenarbeit mit Roderich König. München ; Zürich : Artemis & Winkler, 1993 (Sammlung Tusculum), S. 55:

„Iope, < eine Stadt >  der Phoiniker, älter als die Überschwemmung der Länder, wie sie meinen, liegt auf einem Hügel, wo ein Felsen vorspringt, auf dem man die Spuren der Fesseln der Andromeda zeigt.“

Plinius, Naturalis historia 5, 128 [34]

C. Plinius Secundus d. Ä., Naturkunde : lateinisch-deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Roderich König in Zusammenarbeit mit Joachim Hopp und Wolfgang Glöckner. Buch 5: Geographie. Afrika und Adien. Herausgegeben und übersetzt von Gerhard Winkler in Zusammenarbeit mit Roderich König. München ; Zürich : Artemis & Winkler, 1993 (Sammlung Tusculum), S. 93:

„Im Phoinikischen Meer liegt ferner vor Iope Paria, ganz in die Stadt einbezogen, auf der angeblich Andromeda dem Ungeheuer vorgeworfen wurde, und das schon erwähnte [§78] Arados;“

Strabon 1, 2, 35

Strabons Geographik. Mit Übersetzung und Kommentar herausgegeben von Stefan Radt. Band 1: Buch I - IV : Text und Übersetzung. Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 2002, S. 105:

„Manche verlegen auch Äthiopien nach dem Phönizien bei uns und behaupten, die Geschichte der Andromeda habe sich in Iope zugetragen, wobei auch dies, versteht sich, nicht aus Unkenntnis der Gegenden erzählt werde, sondern vielmehr als Fabel, ebenso wie auch die Geschichten bei Hesiod und den Anderen, die Apollodor anführt (FGrHist 244 F 157 f) ohne sich überhaupt der Art und Weise bewusst zu sein wie er diese neben die Homerischen stellt.“

Flavius Josephus, Peri tou Ioudaïkou polemou (griechisch: Περὶ τοῦ Ἰουδαϊκοῦ πολέμου; Über den Jüdischen Krieg; lateinischer Titel: De bello Iudaico) 3, 9, 3 [419 – 420]

Flavius Josephus, Geschichte des Jüdischen Krieges. Übersetzt und mit Einleitung und Anmerkungen versehen von Heinrich Clementz. Halle an der Saale : Hendel, 1900, S. 358:

„Joppe hat von Natur keinen Hafen, ist vielmehr von einer zerklüfteten, steil abfallenden Küste begrenzt, die an den beiden Enden der Stadt sich ein wenig ausbiegt; aber auch diese kurzen Ausläufer bestehen nur aus schroffen Felswänden und ins meer herausragenden Klippen. Hier zeigt man noch heute Spuren von den Fesseln der Andromeda, weclhe das hohe Alter der Sage beweisen.“

Pausanias 4, 35, 9

Pausanias, Reisen in Griechenland : Gesamtausgabe in drei Bänden. Auf Grund der kommentierten Übersetzung von Ernst Meyer herausgegeben von Felix Eckstein. Abgeschlossen von Peter C. Bol. Band 1: Athen, Bücher I - IV. Attika, Argolis, Lakonien, Messenien. Düsseldorf ; Zürich : Artemis & Winkler, 2001 (Bibliothek der alten Welt), S. 421:

„rötliches Wasser, in der Farbe ganz wie Blut, gibt es im Land der Hebraier bei der Stadt Joppe. Dieses Wasser befindet sich ganz nahe am Meer, und die Leute dort erzählen in bezug auf diese Quelle, Perseus habe sich hier nach der Tötung des Seeungeheuers, dem die Tochter des Kepheus vorgeworfen worden sei, das Blut abgewaschen.“

 

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Albrecht  23.02.2020, 08:51

Herbert Jennings Rose, Griechische Mythologie : ein Handbuch. Aus dem Englischen übertragen von Anna Elisabeth Berve-Glauning. 3. Auflage. München : Beck, 2011 (Beck'sche Reihe ; 1530), S. 269 (über Perseus nach Tötung der Medusa):

„Als er auf dem Heimweg an einem Küstenort vorbeikam (Joppa, nach einigen Quellen), sah er eine Jungfrau von wundervoller Schönheit an einen Felsen gekettet. Es war Andromeda, die Tochter des Kepheus, des Königs der Äthiopier, und seiner Gemahlin Kassiepeia oder Kassiopeia, welche die Meeresgöttinnen durch die Behauptung beleidigt hatte, sie sei weit schöner als sie. Poseidon hatte daraufhin ein Meeresungeheuer gesandt, das nur dadurch besänftigt werden konnte, daß man ihm die Tochter der schuldigen Königin opferte. Perseus, der sich auf den ersten Blick in Andromeda verliebte, erbot sich sogleich, das Untier zu töten, wenn er die Jungfrau zur Ehe bekäme. Die Eltern willigten ein, Perseus tötete den Drachen nach einem hitzigen Kampf oder verwandelte ihn in Stein, freilich nicht ohne daß er vorher eine starke, von Phineus, einem früheren Freier Andromedas, geführte Macht bekämpfte und überwand.“

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Hallo,

Kepheus und Kassiopeia, die Eltern der Andromeda, waren König und Königin von Äthiopien. Irgendwo muß es dort einen Meeresfelsen gegeben haben, an den Andromeda gefesselt worden war, um dem Meeresungeheuer Ketos vorgeworfen zu werden. Aus dieser mißlichen Lage hat sie dann Perseus befreit.

Herzliche Grüße,

Willy