Wird Wilhelm II. eurer Meinung nach korrekt als böse präsentiert oder wird Geschichte umgeschrieben?
Ich persönlich bin der Meinung das seine Taten durch Lügen von Entente und Anti-Monarschisten Falsch dargestellt und extra als zum schlechten gedreht werden
11 Stimmen
6 Antworten
Weder noch.
Ich empfehle die dreibändige Biographie von Röhl
Wilhelm II. hatte sehr viele negative Charaktereigenschaften in sich versammelt. Das Problem war, dass sich diese aufgrund des Konstruktionsfehlers der Reichsverfassung von 1871 auf die Politik auswirken konnten.
1914-1918 hatte seine Ursache auch in der sprunghaften und teilweise idiotischen Politik des Kaisers ( für deren Ergebnisse er aufgrund seines persönlichen Regiments meistens selber verantwortlich war).
Böse war er nicht. Vorbote Hitlers nicht.
Aber ein guter Monarch auch nicht. Man musste im Nachhinein nichts verfälschen. Die hinterlassenen Dokumente geben ein eindeutiges Bild ab.
Er war wohl bisexuell oder schwul https://www.welt.de/geschichte/article220851562/Skandale-Wilhelms-schwule-Freunde-erschuetterten-das-Kaiserreich.html). Hätte er damals schon zu seinen liberalen schwulen Freunden (Graf Eulenburg) gestanden, wäre er nicht unter den Einfluss von späteren Nazis geraten (Max zu Fürstenberg) und Deutschland wäre der 1.Weltkrieg und die weiteren Katastrophen erspart geblieben.
Hier meine Antwort ohne Abstimmung, denn die Auswahlmöglichkeiten sind unpassend für die Beschreibung Wilhelms.
Mit der Thronbesteigung 1888 beginnt die für Deutschland eine unheilvolle Phase der heute genannten "persönlichen Monarchie". Weitgehend ungetrübt von Sachkenntnis über diplomatische Gepflogenheiten und von Nachdenklichkeit unangekränkelt, poltert der junge deutsche Kaiser über das sensible Feld der Außenpolitik. Ungeschicklichkeit im Umgang mit dem russischen Zaren und Grobheiten gegenüber dem englischen Königshaus kennzeichnen die Anfänge des herrscherlichen Dilettantismus.
So gering die Kompetenz, so groß war das Selbstbewusstsein des Neuen, der sich von Gott zur Herrschaft berufen glaubte und daher auch den Anspruch auf unbedingten Gehorsam seiner Minister, Generäle und Beamten vertrat. Die Folge dieser Haltung war der baldige Schwund von sachkundigen Ratgebern und starken Persönlichkeiten in der Reichsleitung. Unverkennbares Symptom dieser politisch moralischen Führungskrise war der von Wilhelm II. provozierte Rücktritt Bismarcks, eine Schwächung, von der sich das Kaiserreich nie mehr erholen sollte. Von diesem Zeitpunkt an war das Rückgrat des Widerstands gegen Wilhelms Autokratismus gebrochen, der zumindest unbeirrt seine wankelmütige Geheimdiplomatie und seine Flottenbaupolitik, deren Bewegungsgesetz letztendlich der herrscherliche Narzissmus war.
Der Sturz Bismarcks und die bedenkliche Unberechenbarkeit des Kaisers waren gleichermaßen wenig geeignet, das bei den anderen europäischen Mächten wachsende Misstrauen gegen über dem jungen Herrscher zu zerstreuen und exakt jene Charakterzüge, die seine Politik prägten, spiegelte auch die unduldsame und autoritäre Haltung Wilhelms gegenüber den Mitgliedern der eigenen Familie. Er stellte den kaiserlichen Machtanspruch über das Wohl seiner Mutter und über das Glück seiner Schwestern. So ließen Gefühlskälte, Großmannssucht und Allmachtsstreben des deutschen Kaisers weder seine Familie noch viel Gutes an ihm.
Der war nicht böse sondern einfach ein komplexbeladener Dilettant.
Durch seine Großmannssucht und Überschätzung der eigenen Fähigkeiten hat er viel dazu beigetragen, dass das Deutsche Reich in einen Zweifrontenkrieg geraten ist.
Böse ist keine geschichtliche Kategorie.
Er war wohl, wie jeder Monarch damals, Rassist und Nationalist. Er war auch kein sehr geschickter Politiker, wie Bismarck, der 2 Jahre nach der Krönung als Kanzler abgetreten ist.
Den WW1 hat er nicht verhindert. Und auch wenn er den Nazis wohl nahe gestanden hat, hat Hitler ihn nicht aus dem holländischen Exil geholt, wohl weil er von einem deutschen Kaiser seinen Führungsanspruch gefährdet gesehen hat.