Wird durch die neue Wahlrechtsreform, der Bundestag inkompetenter?

Die Kompetenz ergibt sich nicht aus der Anzahl der Personen, sondern aus der Kompetenz selbiger. Und da findet ja ohnehin seit den letzten Jahren ein enormes Niveaulimbo statt.

Generell ist es erst mal richtig, den Bundestag zu verkleinern. Wir haben das zweitgrößte Parlament der Welt, relativ knapp hinter China. Wenn man nun die Einwohnerzahlen von China (größtes Parlament), Deutschland (zweitgrößtes) und anderen Ländern wie den USA (deutlich kleineres Parlament als Deutschland bei mehr Einwohnern) vergleicht, dann sieht man relativ schnell ein Missverhältnis.

Die Art und Weise, wie das Ganze umgesetzt werden soll, hat allerdings antidemokratische Züge. Wenn die Direktmandate an Bedeutung verlieren, weil sie erst mit einer gewissen Anzahl an Zweitstimmen zählen, verbaut das den kleinen Parteien eher Chancen, als welche zu öffnen. Bei Listenplätzen kannst du unter den Parteien ja quasi nur das geringste Übel wählen, meist sind auf den ersten Listenplätzen nur Leute, die eher mit treuer Parteigefolgschaft als Kompetenz auffallen, diese kommen automatisch rein, wenn genug Leute dafür sorgen wollen, mit genug Stimmen ihren Wunschkandidaten auf den hinteren Plätzen reinzubringen. Direktkandidaten müssen für ihre Wahl ackern und überzeugen.

Besser wäre gar, nur auf Direktmandate zu setzen und die Listen abzuschaffen. Zudem sollten gewisse Qualifikationsnachweise erbracht werden (Amtszeitbegrenzungen - zumindest mal so, dass man zwischen einer gewissen Anzahl Amtszeiten auch wieder in der Arbeitswelt überzeugen muss, nachgewiesene Erfahrung aus angestellter oder selbstständiger Arbeit, einschlägige, fachzugehörige Ausbildung oder aus gleichwertiger Arbeitserfahrung entstandene Erfahrung als Voraussetzung für Ministerämter...)

Abseits davon, dass die Reform eher kleinen Parteien schadet (was vielleicht ein gewollter Zweck der regierenden Parteien sein kann, um die Opposition auszudünnen, aber ihnen, solang wir noch ein demokratisches Wahlrecht haben, auch bald selbst auf die Füße fallen kann), bei der Kompetenz ist das die zuletzt mal gerne zitierte 360°-Wende. Um eine 180°-Wende hinzukriegen, müsste man an ganz anderen Punkten hebeln.

Weniger Platz bedeutet, du musst dich mehr anstrengen um in den Bundestag zu kommen, da nehme ich bei dem Staffellauf doch keine inkompetenten mit ins Team wenn ich oben mitspielen will.

Das glaube ich nicht. Masse bedeutet nicht automatisch mehr Qualität. Es gibt kein Recht auf staatliche Alimentierung möglichst vieler Abgeordneter. Seit 10 Jahren hat man die Reform vor sich hergeschoben.

Das ganze Wahlsystem gehört reformiert, und nicht nur ein bisschen…..

Nein, Kompetenz hat nichts mit der Menge zu tun, sondern mit der Kompetenz und dem Engagement des Einzelnen. Ich sehe in der Verschlankung verschiedene Vorteile.