Wieviel kann ein Mensch überhaupt lernen?
Hallo!
Ich studiere momentan Theoretische Physik und muss dafür mehr oder weniger viel lernen. Ich habe mir jetzt Gedanken darum gemacht, was man als Mensch überhaupt so lernen kann. Ich spiele nebenbei auch noch Geige seit acht Jahren, ich bin auch relativ gut, aber man übt ja immer weiter, man ist ja nicht einfach "fertig" mit einem Musikinstrument. Dazu kommt natürlich noch mein Interesse an Musik, Künstlern und auch Musiktheorie. Zusätzlich lese ich sehr viele Bücher und interessiere mich allgemein für viele Dinge auf der Welt. Dann kommt noch das Studium dazu, wo ich auch versuche, immer über den Tellerrand hinauszublicken und nicht nur den puren Vorlesungsstoff zu lernen. Physik besteht ja eben aus etwas mehr als den paar Jahren des Studiums. Außerdem bastle ich gerne an Elektronik und versuche auch da, mein Wissen und meine Fertigkeiten stetig zu vergrößern.
Aber ist das überhaupt alles möglich? Ich merke oft, dass ich nicht zu viel auf einmal machen kann, weils dann einfach nicht mehr klappt. An manchen Tagen lerne ich nur für die Uni, an anderen Tagen nehme ich mir dann eher Zeit fürs Musik machen usw. Wenn ich versuche, mehrere Dinge am Tag zu erledigen, dann klappt das nicht so recht. Ist ja denke ich auch normal.
Nur frage ich mich, ob das generell einfach zu viel ist? Ob ich nach und nach immer wieder andere Dinge vergesse, weil neues Wissen nachrückt? Oder ist sowas "für immer" irgendwie gespeichert und der Speicherplatz im Kopf unbegrenzt? Wie viel Wissen kann man aufnehmen und vor allem speichern?
Danke!
4 Antworten
Die Dinge in deinem Langzeitgedächnis sind dort weil du sie oft erinnert hast. Desto öfter du die Schublade aufmachst auf der steht "Hauptstadt von Ecuador", desto öfter findest du darin einen Zettel mit "Quito".
Also erst verstehen, was in dem Beispiel natürlich einfacher ist und dann wiederholen. Irgendwann ist das für dich so natürlich wie die Hauptstadt von Deutschland. Dann kannst du nach und nach Informationen dazu legen bis du ein ganzes Regal hast. Du hast also das Fach Aggregatzustände früh gelernt und es ist in deinem Weltbild. Dann tust du die Brown'schen Molekularbewegung dazu und dann die Thermodynamik und so weiter bis da ein Regal "Grundlagen der Physik" steht, dessen Inhalte du kennst ohne reinzuschauen. Wichtig: Desto mehr man weiß, desto einfacher ist es neues zu lernen, weil man das mit dem Alten sinnvoll verknüpfen kann und es somit die Lücken füllt. Dann kann man gar nicht mehr von A nach C ohne an B zu denken.
Es gibt da keine festgelegte Menge, die limitierend existiert. Dass was man lernt, ist noch mal aufzuteilen in abrufbares Wissen und solches, das verschüttet gegangen ist und daher einen Impuls von Außen benötigt, um wieder präsent zu sein.
Unser Gehirn speichert Informationen nicht wie eine Festplatte, die irgendwann
voll ist. Anders als die Festplatte muß unser Gehirn gleichzeitig auch die Bedeutung der Information erfassen.
Lernen wir, dann wird nicht nur neues hinzugefügt. Es wird gleichzeitig zu Erfahrungen und Wissen verdichtet. Das führt dazu, daß unsere Erfahrung und unser Wissen durch lernen anwächst aber im Wesentlichen verfeinert wird.
Das Gehirn ist im Grunde eine Art Muskel, der trainiert werden kann. Aber alles hat Grenzen - wenn zuviele (neue) Informationen in kurzer Zeit einströmen, braucht es eine Pause zum Verarbeiten und "Einsortieren" des neuen Wissens. Es ist auch normal, dass nicht immer alle Sachen, die man gelernt hat, sofort parat hat. Ich hatte im Studium eine Phase, in der ich vier Sprachen parallel gelernt habe. Das ging eine zeitlang gut, aber irgendwann geriet dann doch einiges durcheinander und ich saß in der Klausur und mir fielen nur die Vokabeln der anderen Sprache ein.
Es gibt auch die Theorie, dass alles, was man jemals aufgenommen hat, irgendwo gespeichert wird. Aber Wissen, das nicht trainiert und nicht verfestigt wird, rutscht dann eher ins Unterbewusste und ist eben nicht mehr so schnell abrufbar.