Wieso wird die Versklavung von 1 Million Christen nie thematisiert?

14 Antworten

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Die Barbaresken-Korsaren setzten sich aus Arabern und Mauren und Sarazenen zusammen. Sie überfielen häufig an der Küste gelegene Dörfer und kleine Städte, deren Einwohner als Sklaven verschleppt wurden.

Für mich ist dieses Thema etwa gleichwertig zu Hexenverbrennungen und Inquisition, zu Kreuzzügen und Piraten und ähnlichen mittelalterlichen Verbrechen.

In diesem Sinne hast du zwar einerseits schon recht, dass die Barbaresken so gut wie gar nicht in Schulen oder generell öffentlich thematisiert werden, aber andererseits werden Inquisition und Kreuzzüge "uns" ja nun auch nicht mehr vorgehalten. Das ist doch alles abgehakt und einfach nur Geschichtswissen.

von uns Europäern und Christen wird immer Wiedergutmachung und Schuld gefordert

Bezüglich Inquisition oder Kreuzzügen gewiss nicht.

Wenn du hier versuchst, subtil einen Vergleich mit dem Holocaust anzuregen, dann muss man klar sagen, dass die Verbrechen des Dritten Reiches ja nun wahrlich auf einer ganz anderen Größenskala stattfanden, erheblich jünger und relevanter sind und daher natürlich mehr diskutiert und in Erinnerung gehalten werden.

Du hast Recht, dass Wiedergutmachung oder Schuld deplaziert sind, da es schon mehrere Generationen her ist, aber du hast Unrecht, wenn du insinuierst, dass der Holocaust "einfach nur ein weiteres Verbrechen" ist. Damit würdest du den unfassbaren Holocaust verniedlichen.

Erinnerung an, Warnung vor und vor allem Verhinderung weiterer Schreckenstaten stehen bezüglich Holocaust im Vordergrund.


frostfeuer85 
Beitragsersteller
 07.07.2021, 14:31

Den Holocaust verharmlosen würde ich niemals. Aber mir fällt halt auf, dass Gräueltaten anderer Kulturen bei uns kaum öffentlich diskutiert werden, im Vergleich zu den eigenen. Das wäre widerum auch okay, wenn dafür andere Kulturen deren eigene Verbrechen aufarbeiten würden. Aber das ist oft nicht der Fall. Dadurch entsteht hierzulande und in der Welt der Eindruck, wir hätten mehr verbrochen, als andere Völker. Dabei sind es einfach nur wir, die auch tatsächlich ihre Schuld bekennen.

Kajjo  07.07.2021, 14:34
@frostfeuer85

Dass andere Völker so handeln, ist schon richtig. Da kann ich dir nicht ganz widersprechen, aber wir diskutieren hier schon auch die Gräueltaten in Afrika oder Türkei/Armenien, um mal aktuelle Dinge zu nennen.

Ich empfinde aber, wie oben dargelegt, den Vergleich von Barbaresken und Inquisiton naheliegend, nicht aber irgendwelche Vergleiche mit dem 20. Jahrhundert.

miamia99  07.07.2021, 16:44
Für mich ist das Thema gleichwertig

Genau das ist der Punkt der Frage... Denn trotzdem wird das eine ignoriert und das andere riesig thematisiert.

Kajjo  07.07.2021, 16:50
@miamia99

Hexenverbrennung wird heutzutage nicht riesig thematisiert. Das stimmt einfach nicht.

miamia99  07.07.2021, 17:10
@Kajjo

Im Gegensatz zu Barbaresken schon. Ich habe heute das erste Mal davon gehört. Währenddessen wurde in der Schule mindestens einmal den Schülern beigebracht was die Hexenverbrennung oder Krezzüge waren, und über die Jahre mehrere Male weiterhin erwähnt. In geschichtlichen Dokus wird es auch durchgehend wieder aufgegriffen. Wenn es in Foren ums Thema Christentum oder Geschichte Europas geht, wird auch sofort mit den Wörtern Hexenverbrennung und Kreuzzüge um sich geworfen. "Riesig" im Vergleich zu den Barbaresken-Korsaren.

Kajjo  07.07.2021, 17:13
@miamia99
In diesem Sinne hast du zwar einerseits schon recht, dass die Barbaresken so gut wie gar nicht in Schulen oder generell öffentlich thematisiert werden

Das steht in meiner Original-Antwort. Ich stimme dir im diesem Sinne also zu.

Ja, man könnte es erwähnen und ich würde das richtig finden.

Aber deswegen werden Hexenverbrennungen nicht "riesig thematisiert". Sie werden im passenden Kontext erwähnt und ja, es betrifft unsere eigene Kultur und Region und ist daher wichtiger.

Manchmal habe ich das Gefühl, von uns Europäern und Christen wird immer Wiedergutmachung und Schuld gefordert, während andere Kulturen ihre Verbrechen fröhlich unter den Teppich kehren und keinen interessiert's.

Du hast es erfasst, die meisten Europäer verurteilen die Taten ihrer Vorfahren, aber das ist soweit ich weis einzigartig auf der Welt.

Also mir war das nicht neu. Und dieses Thema hab ich definitiv in den letzten 12 Monaten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen serviert bekommen.

Noch schlimmer war die Sklaverei unter islamischer Führung.

Autor N'Diaye geht von 17 Millionen Afrikanern aus: "Die meisten Menschen haben immer noch den so genannten transatlantischen Handel der Europäer in die Neue Welt im Blick. Aber in Wirklichkeit war die arabisch-muslimische Sklaverei viel größer: acht Millionen Afrikaner wurden aus Ostafrika über die Trans-Sahara-Route nach Marokko oder Ägypten gebracht. Weitere neun Millionen wurden in Regionen am Roten Meer oder dem Indischen Ozean deportiert."

https://www.dw.com/de/sklavenhandel-in-ostafrika-ein-verschwiegenes-kapitel/a-50101582

Du hast es erfasst, die Europäer sollen die bösen Sklaventreiber sein. Auch über den Arabischen Sklavenhandel mit Schwarzafrikanern liest man nur sehr wenig, obwohl das zahlenmäßig mindestens gleich viele Sklaven waren. Zudem trauen sich halt auch viele nicht, dass zu thematisieren, weil man Ihnen gleich Islamphobie vorwerfen würde.


frostfeuer85 
Beitragsersteller
 07.07.2021, 13:19

Korrekt. Oder so wie eine Nutzerin hier, die mir zu dieser Frage gleich mal "du bist wieder so ein rechter Troll, der eine Opferrolle aufbauen will. Lächerliches Würstchen." schrieb.