Wieso stellen wir beim Kennenlernen meist solche Fragen, die andere verletzen können?
Wenn man jemanden kennenlernt, fragt man oft: "Was machst du beruflich? Bist du verheiratet? Hast du Kinder?" Usw.
Aber diese Fragen können sehr verletzend sein. Z.B. wenn jemand gerade seinen Job verloren hat oder vielleicht auch schon lange auf Arbeitssuche ist. Der wird sich nach der ersten Frage gleich mal schlecht fühlen. Ebenso geht es jenen, die gerade eine Trennung durchmachen oder jenen die einen unerfüllten Kinderwunsch haben oder deren Kinder gar verstorben sind. Da ist das Gespräch dann schon bei der Einstiegsfrage gelaufen und die Betroffenen wollen nur noch weg.
Aber warum stellen wir diese Fragen überhaupt? Ich meine, wer Kinder hat, wird das aller Wahrscheinlichkeit nach in den ersten paar Minuten erwähnen. Auch der Partner wird meist frühzeitig erwähnt, oftmals beiläufig z.B. "mein Mann hat gesagt...".
Warum können wir ein Gespräch nicht ohne Fragen führen oder zumindest nur offene Fragen stellen?
8 Antworten
verletzend sind solche Frage nicht. Im übrigen steht es dem Befragten frei ob und ggf. wie er die Fragen beantwortet. Die Fragen dienen zur allgemeinen Orientierung! Bei der Frage nach Beruf geht es eventuell eher um das berufliche Milieu als darum ob der oder die Betreffende diesen tatsächlich ausübt. Als Akademiker würde ich mich beispielsweise nicht mit einer Frau aus dem blue-collar Milieu treffen wollen da dann wahrscheinlich wenig zu kommunizieren ist. Man bleibt tendenziell prioritär in einer âhnlichen oder gleichen sozialen Schicht.
Das Vorhandensein von Kindern bzw. Lebenspartnern ist hinsichtlich der Freizeitplanung wichtig zu wissen. Kleinkinder sind bei diversen Freizeitunternehmungen zum Beispiel eventuell hinderlich. Eine Person die gebunden ist hat wahrscheinlich an Wochenenden oder Feiertagen keine Zeit für gemeinsame Unternehmungen. Eventuell muss eine ganze Menge schon aus organisatorischen Gründen sondiert werden. Ich konnte zum Beispiel früher eine gebundene (ihrerseits nicht als gut passend empfundene Beziehung) Freundin nur treffen wenn ihr Lebenspartner seine Psychotherapie Termine hatte. Alleinstehende Mütter wollen einen eventuell nur treffen wenn das Kind turnusmässig gerade beim Vater ist usw.
Das ist eine sehr gute Frage, finde ich.
Ich persönlich habe solche Floskeln beim Kennenlernen nie benutzt.
Stattdessen habe ich über die momentane Situation gesprochen. Zum Beispiel wenn der Club leer und öde war ob die Person noch woanders hingehen möchte.
Oder man lernt sich in einem Forum mit gemeinsamem Thema kennen.
Es gibt so viele Möglichkeiten.
Wenn mich jemand zuerst nach meiner beruflichen Tätigkeit fragt weiß ich, dass ich einen absolut durchschnittlichen Normalo vor mir habe.
Das muss man halt mögen oder auch nicht.
Bei mir hat so eine Person jedenfalls keine Pluspunkte. Ich antworte höflich, aber mein Leben mit so einer Person möchte ich nicht verbringen und auch Freunde werden wir nicht.
Es gibt so viele andere Möglichkeiten des Kennenlernens. Da brauche ich keine Langweiler und unkreative Menschen die rechtwinklig denken.
Allerdings ist das auch ein Grund warum Gruppen unter sich bleiben.
Frage: Wenn zwei Obdachlose sich Kennenlernen (die haben immerhin auch Kumpane) glaubst Du die Fragen zuerst was der andere so beruflich macht?
Ich mag solche Fragen auch überhaupt nicht. Da wird sich noch mehr unter Druck gesetzt, vor allem Themen wie Beziehung, Kinder, Job usw. Ich will sowas nicht gefragt werden. Wenn, dann erzähle ich das selber von mir aus. Ich hab bei Fragen auch mal gelogen.
Mit solchen Fragen erfährt man sicher nicht viel über die andere Person. Ich sehe den Sinn dahinter auch nicht. Als ob so ein tiefgründiges Gespräch zustande kommt. Offene Fragen finde ich viel besser. Ich denke, das sind so Leute, die auf Smalltalk aus sind oder nur aus Langeweile fragen.
Ach, dieses Geprahle kann ich nicht ausstehen.
Was juckt mich das, was für ein Auto jemand fährt oder wie viel Geld jemand verdient oder wer die "schönste" Frau hat?! Dieses Konkurrenzgetue nervt mich voll. Ich hab mich dann immer fehl am Platz gefühlt. Und nein, ich spreche nicht von meiner Familie.
Weil man sich kennenlernen will und dazu gehören nunmal Fragen zur Person.
Nach deiner Ansicht dürfte man gar nichts fragen weil theoretisch alles irgendwie verletzen könnte. Wie stellst du dir das denn sonst vor, soll man sich nur übers Wetter und Filme unterhalten?
Naja, Filme sind ein gutes Thema. Und in einem guten Gespräch braucht es keine Fragen, da flutscht das von selbst. Ansonsten kann man offene Fragen stellen.
Sehe ich genauso. Anders kommt man sich vor wie im Bewerbungsgespräch.
in einem guten Gespräch braucht es keine Fragen, da flutscht das von selbst.
Das stimmt allerdings, erlebe ich auch sehr oft so.
Wenn ich jemanden näher kennenlernen will stelle ich aber auch bestimmte Fragen die mich halt interessieren. Ich merke dann allerdings schnell wenn's der Person unangenehm ist und wechsle das Thema, so viel Empathie und Anstand erwarte ich auch von meinem Gegenüber.
Man sucht eben Anknüpfungspunkte, immer nur übers Wetter zu reden wird schnell langweilig.
Stimmt, es wird Druck aufgebaut und es hat so eine "mein Auto, mein Haus, meine Yacht"- Mentalität. Und ja, manche werden auch lügen. Keiner sagt, "danke, mir gehts ur schlecht, mein Chef hat mich rausgeschmissen, meine Mann/meine Frau hat mich betrogen und mein Kind ist gestorben." Das sagt doch niemand. Man sagt dann vielleicht nur, was der andere hören will.