Wieso nimmt jeder einfach so die Evolutionstheorie an?

18 Antworten

Hallo adrian116,

Mein Eindruck ist, dass Du ein bissi falsche Vorstellungen von Wissenschaft hast.

Das ist schade, aber halt auch dadurch verstehbar, dass die Situation auf der Schule leider sehr oft tatsächlich so ist, wie in Deiner Frage. Die Schüler büffeln halt den Stoff. Nirgends wird erklärt, wo Erkenntnisse herkommen. So nimmt der Schüler den Unterschied zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und ideologischen Dogmen nicht wahr.

Und prompt kommt dann die Verunsicherung, wenn er nach der Schule mit entsprechenden Ideologien wie dem Kreationismus in Berührung kommt.

Der Punkt ist aber: gerade die Menschen, die dann genauer nachfragen und sich mit den unzähligen Befunden beschäftigen, die uns auf den in der Natur ablaufenden Prozess der Evolution hinweisen, werden von der Evolution überzeugt

Wissenschaftliche Aussagen glaubt man nicht. Glauben hat mit Naturwissenschaft nichts zu tun, egal, ob wir von der Newtonschen Mechanik reden oder von der Evolution. Beides sind naturwissenschaftliche Theorien, beide - wie alle allgemein gültigen Aussagen nicht letztbeweisbar - aber beide eben auch durch unzählige Befunde gestützt. Wir wissen von der Newtonschen Mechanik, dass sie die Natur innerhalb ihres Gültigkeitsbereiches bestens beschreibt. Und genau das wissen wir von der Evolutionstheorie auch.

Ich habe hier

https://www.gutefrage.net/frage/wenn-theorien-eindeutig-nicht-beweisbar-sind-da-die-beweise-verschwunden-sind-bzw-nie-existierten-ab-wann-gibt-man-dann-die-theorie-auf

mal versucht zu erklären, wie Naturwissenschaft arbeitet und warum wir unsere Erklärungsmodelle "Theorien" nennen - ein Begriff, der leider von wissenschaftlichen Laien halt oft mit "unbelegter Vermutung" gleichgesetzt wird.

Genau das sind naturwissenschaftliche Aussagen aber nicht. Wir überprüfen sie an der Natur. Naturwissenschaftliche Theorien haben

  • einen hohen Erklärwert (sie erklären, warum wir bestimmte Beobachtungen in der Natur machen)
  • einen Vorhersagewert (sie machen Vorhersagen, welche Beobachtungen eintreffen sollten und welche nicht)
  • keine inneren und äußeren Widersprüche

All das erfüllt die Evolutionstheorie. Erst über die Evolution werden praktisch alle Beobachtungen in der Biologie verständlich. Die Evolution erklärt uns die unheimliche Biodiversität, die wir sehen, die hohen Spezialisierungsgrade etlicher Spezies, die Anpassung an ökologische Nischen. Sie erklärt uns das Fossilienmuster, in dem ältere Formen eben auch immer in älteren Schichten liegen. Wir können in unserem eigenen Körper die Arbeit der Evolution sehen, im Knochenbau zum Beispiel, wenn wir ihn in der Stammesgeschichte zurückverfolgen.

Wissenschaft ist dann, wenn man sich von all diesen Befunden aus der Natur überzeugen lässt und sich nicht an ideologisch motivierte Wunscherklärungen klammert, indem man all diese Befunde ausklammert. Das kostet manchmal etwas Mühe, bis man etwas richtig verstanden hat. Etwas abzulehnen, weil man es nicht hören mag, ist da leichter.

Empfehlen würde ich Dir, wenn Du selber mal nachdenken magst, das Buch von Neil Shubin "Der Fisch in uns".

Grüße


Christian3684  31.12.2018, 19:34

Wieviele Leute sich ernstlich mit der Wissenschaft, bzw. mit der Entwicklungslehre auseinandersetzen kann man schwer beurteilen. Denn diese Thematik ist derart umfangreich, dass wahrscheinlich nicht allzu viele Leute sich damit auseinandersetzen werden. Man braucht sich dabei nur im Bekannten- bzw. im Freundeskreis umsehen und wird fesstellen können, dass die Wenigsten eine Ahnung davon haben.

Desselbe trifft auch auf die Religion zu wo in ähnlicher Weise die Leute wenig Ahnung haben, weil das auch wiederum ein sehr umfangreiches Gebiet ist.

Hier profitieren vor allem jene, die diese Unwissenheit ausnützen, um den Leuten verdrehte, bzw. falsche Vorstellungen/Informationen nahe zu bringen.

Leider verlassen sich die Leute akkzuleicht auf ihr Minimalwissen oder

auf nahestehende Leute, denen sie ihr Vertrauen schenken. In den meisten Fällen hat eine Selbstprüfung der jeweiligen Materie niemals stattgefunden. Wer sich nur auf andere verlässt wird nicht in der Lage sein unterscheiden zu können was tatsächlich der Wahrheit entspricht und was nicht.

Wirkliche Kritik ist in beiden Richtungen nur dann möglich, wenn man auch ein umfassendes Wissen verfügt, sonst wird die vorgebrachte Kritik keinen Bestand haben.

Interessant ist festzustellen, dass man sogar im neuen Testament dazu aufgefordert wird: "Prüfet alles, aber das Gute behaltet."

D.h. mit anderen Worten: Man soll nichts annehmen, wenn man es nicht zuvor überprüft hat. Wer dazu nicht bereit ist braucht sich dann auch nicht zu wundern wenn er in die Irre geführt wird.

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weckmannu  31.12.2018, 15:06

Während der Ausbildung zu den Naturwissenschaften kommt der Glaube durchaus vor. Wenn ich eine Vorlesung über Evolutionsbiologie höre, muss ich darauf vertrauen, dass der Dozent mich nicht anlügt, sondern korrekte Fakten z.B. über die verschiedenartigen Anpassungen der Barsche im Viktoriasee vorträgt. Ich kann nicht überall hinreisen und die Ergebnisse überprüfen.

Wenn man Atomphysik hört, kann ich nicht alle Experimente nachvollziehen und in der Astronomie muss ich glauben, dass die Beobachtungen mit den Riesenteleskopen korrekt berichtet werden, mir steht das nämlich nicht zur Verfügung.

Der Wissenschaftsbetrieb basiert auf Vertrauen darauf, dass der aktuelle Forschungsstand korrekt dargestellt wird, sonst gäbe es keinen Fortschritt, wenn ich alles anzweifeln würde.

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uteausmuenchen  02.01.2019, 01:18
@weckmannu

Richtig. Wobei es genau dafür ja auch den Peer Review gibt. Oder anders ausgedrückt: Auch hier versucht man im Wissenschaftsbetrieb ein Auge drauf zu haben, so dass jeder, der Daten fälscht, zumindest sich der Gefahr bewusst sein muss, dass er damit auffliegt, weil es jederzeit sein kann, dass Kollegen um Originaldaten bitten o.ä.

Natürlich kann man nicht alles selber überprüfen. Aber es ist eben Teil der wissenschaftlichen Methode, dass grundsätzlich die Forderung nach der Überprüfbarkeit über allen Aussagen liegt.

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Sie macht Sinn.

Auf der ganzen Welt finden wir Indizienbeweise.


wonno93  30.12.2018, 16:56

Nicht nur Indizien.

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neuerhelfer123  14.01.2019, 13:28
@wonno93

Ich habe noch kein eindeutigen Beweis für die Theorie gesehen. Wenn man allerdings gläubig ist und das Leben als eine Prüfung sieht, dann macht es Sinn wieso es soviele Indizien für die Evolutionstheorie gibt.

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wonno93  14.01.2019, 18:22
@neuerhelfer123

Hast du einen eindeutigen Beweis für die Schöpfungslehre je "gesehen" ? Ist wohl eher deiner Fundamentalistischen Grundhaltung gegeben das du keine Beweise "siehst" oder der Formulierung entsprechen überhaupt deiner Ahnung über dieses Thema.

Mal anders überlegt, vielleicht gibt es auch einfach so viele "Indizien" (und Dinge die Weit innerhalb von biologischen Grundsätzen belegen), weil daran etwas daran dran ist. Du bist anscheinend eine Prüfung und jeder Biologiellehrer scheint an dir gescheitert zu sein.

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neuerhelfer123  16.01.2019, 12:23
@wonno93

Für Religion braucht man keine Beweise und der letzte Abschnitt ist nur Unsinn

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wonno93  16.01.2019, 16:50
@neuerhelfer123

Selbstverständlich, alles braucht Beweise, nur dein Glauben nicht.

Von dir etwas als Unsinn umschrieben zu bekommen kann man bei dir nur als Komliment auffassen

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Im besten Fall, weil man die Evolution verstanden hat und die Belege für eine gemeinsame Abstammung der Arten auf der Erde kennt. In dem Fall hat das Akzeptieren der Evolutionstheorie auch nichts mit Glauben zu tun.

Im schlechtesten Fall, weil man sich einfach nach der aktuellen Lehrmeinung richtet. Vor 200 Jahren waren alle Leute mit dieser Einstellung eingefleischte Kreationisten, und auch die heutigen Kreationisten plappern mit Vorliebe Dinge nach, die sie nicht verstehen.

Die Evolutionstheorie besitzt einen unglaublichen Erklärungswert und stützt sich auf zahllose Belege ganz verschiedener Forschungsrichtungen. Ihre grundlegenden Aussagen sind darum in der Wissenschaft heute unstrittig und aus dem Theoriennetzwerk der Biologie nicht wegzudenken.

Die Tatsachen zeichnen ein eindeutiges Bild, das zur modernen Evolutionstheorie passt wie zu keinem anderen Modell. Wer sich mit dem Thema ausgiebig und unvoreingenommen beschäftigt, kommt darum nicht drum herum, die Evolutionstheorie als ausgezeichnetes Erklärungsmodell zu akzeptieren.

Jeder, der wirklich nachdenkt, wird zwangsläufig zu dem Schluss gelangen müssen, dass die Evolutionstheorie keine bloße Idee ist, sondern dass sie zutrifft.

Bis heute ist die Evolutionstheorie (ganz im Gegensatz zur wissenschaftlich unhaltbaren Idee des Intelligent Design) die einzige Theorie, die einer wissenschaftlichen Überprüfung wirklich standhält, wenn man den Ursprung des Lebens erklären will. Sie ist heute durch so viele Fakten untermauert und belegt, dass kein vernünftiger Mensch ernsthaft an ihr zweifeln könnte. Die Fakten, die dafür sprechen, sind so unumstößlich, dass mittlerweile sogar die katholische Kirche selbst nicht mehr an der Wahrheit der Evolutionstheorie zeweifelt. Selbstverständlich ist bis heute noch nicht jedes kleinste Detail der Evolutionstheorie der Forschung bekannt. Doch das macht sie nicht weniger wahr. In ihren Grundzügen ist sie erkannt und kann als faktische Tatsache angesehen werden. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass jeder, der etwas anderes behauptet, jegliche Belege bewusst ignoriert und ein Leugner, ja geradezu ein Lügner ist. Oder wie Theodosius Dobzhansky es 1973 in einem Aufsatz für das Journal The American Biology Teacher formulierte: "Nothing in Biology Makes Sence Except in the Light of Evolution."

Die Beweislast ist geradezu erdrückend. Es gibt so viele Belege, dass man sie gar nicht alle aufzählen kann. Ein paar der schlagkräftigsten möchte ich dennoch an dieser Stelle zumindest einmal erwähnen:

  • Fossilien: die versteinerten Überreste von Lebewesen, die heute ausgestorben sind können durch die Schöpfungsgeschichte nicht erklärt werden. Allein schon das hohe Alter von Fossilien spricht gegen die Schöpfungsgeschichte wie sie in der Bibel steht. Die ältesten Fossilfunde, so genannte Stromatolithen, sind auf ein Alter von über 3,5 Mrd. Jahren datiert worden. Also weit vor dem Zeitpunkt der Schöpfungsgeschichte. Fossilien lassen sich mit der Evolutionstheorie dagegen sehr gut in Einklang bringen: einmal dadurch, dass jüngere Fossilien eine höhere Ähnlichkeit mit den heute lebenden Organismen zeigen als frühere Formen und zum anderen, indem sich alle heute lebenden Organismen problemlos in einen Stammbaum eingliedern lassen, der sie mit den ausgestorbenen Lebewesen in eine Verbindung bringen kann.
  • Brückenorganismen: Ein häufiges Argument, das gegen die Evolutionstheorie angebracht wird, ist das angebliche Nichtvorhandensein von Brückentieren. Lebewesen, die zwischen heute lebenden Organismen "vermitteln". Dies ist so aber nicht haltbar: damit ein Fossil entsteht, müssen viele Faktoren zusammenspielen. Es ist also möglich, dass ein Brückentier gelebt hat, jedoch niemals als Fossil überliefert wurde. Außerdem sind sehr wohl solche Brückenorganismen entdeckt worden: Archaeopteryx, der zwischen den rezenten Vögeln und den ausgestorbenen Vertretern der Nicht-Vogel-Dinosaurier vermittelt, Ichthyostega, ein Organismus, der zwischen wasserbewohnenden Fleischflossern und den Landwirbeltieren vermittelt, ... Und drittens ist es ein Trugschluss, dass man meinen müsste, dass ein gemeinsamer Vorfahre heute lebender Organismen exakt wie eine Mischung aus den beiden Wesen aussehen müsse, die aus ihm hervorgegangen sind. Er kann auch ganz anders ausgesehen haben, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ähnelte er sogar nicht einmal entfernt einem seiner heute lebenden Nachfahren. Der gemeinsame Vorfahr von Tiger und Elefant zum Beispiel dürfte gewiss kein raubtierähnliches Geschöpf mit Rüssel gewesen sein, sondern war wohl eher ein unscheinbares Säugetier, das vorwiegend baumbewohnend war und dem Tyrannosaurus rex noch Gute-Nacht sagen konnte.
  • abgestufte Ähnlichkeiten: Merkmale treten bei den Lebewesen nicht willkürlich auf, sondern in Merkmalen, die sich auf gemeinsame Vorfahren zurückführen lassen und die abgestuft sind (wenn man es so will, werden diese Merkmale also immer spezifischer, je näher man ins Detail geht). Diese Merkmale kann man problemlos nutzen, um damit einerseits Gruppierungen von Lebewesen zu umschreiben und andererseits, um Lebewesen anhand dieser Merkmale in einen Stammbaum zu stellen. Die moderne phylogenetische Analyse (also die Merkmalsähnlichkeit auf DNA-Ebene) unterstützt dies sogar noch, wenngleich sich hier durchaus in den letzten Jahrzehnten einige Überraschungen aufgetan haben. Beispiel: Alle Gliedertiere zeichnen sich durch gegliederte Extremitäten aus. Zu den Gliedertieren gehören die Insekten, denen jeweils die Gliederung des Körpers in Kopf, Brust und Hinterleib gemein ist sowie die Ausbildung von 3 gegliederten Extremitätenpaaren an der Brust. Unter den Insekten haben die Hautflügler alle vier Flügel, die transparent und geädert sind und funktionell wie zwei Flügel arbeiten. Das gemeinsame Merkmal der Taillenwespen ist wiederum die Ausbildung einer Wespentaille zwischen dem ersten und dem zweiten Abschnitt des Hinterleibs (und nicht zwischen Brust und Hinterleib!). Unter den Taillenwespen gibt es schließlich solche, die einen Legestachel besitzen, der zu einer Verteidigungswaffe, dem Stachel, umgebildet ist.
  • morphologische Stufenreihen: man könnte diesen Beleg auch als "Höherentwicklung" bezeichnen, den man jedoch vermeiden sollte, da er nahelegt, dass Evolution gerichtet abliefe, was tatsächlich nicht der Fall ist. Eine Entwicklung vom Einfachen zum Komplexen erfolgt nicht gerichtet, sondern nur scheinbar, wenn man ganz bewusst eine Entwicklungslinie anschaut. Innerhalb dieser lässt sich eine solche Höherentwicklung aber belegen. Zum Beispiel die Entwicklung des Gehirns bei den Wirbeltieren, bei dem die Komplexität vom Fischgehirn über das der Amphibien, Reptilien und schließlich der Säuger immer weiter zunimmt, niemals aber in der anderen Richtung auftritt.
  • additive Typogenese: als solche bezeichnet man paläontologische Stufenreihen, die sozusagen lückenlos die Evolution einer Entwicklungslinie aufzeigen. Als Paradebeispiel wird hierbei oft die Entwicklung der Pferde genannt, die fossil sehr gut überliefert sind. Sehr gut kann hier die Entwicklung kleiner, waldbewohnender Blätterfresser aus dem Eozän bis hin zu großen Graslandbewohnern nachvollzogen werden. Allerdings: das funktioniert nur dann, wenn man sich explizit die Evolutionslinie der heute lebenden Pferde anschaut. Der tatsächliche Pferdestammbaum ist eher ein verzweigter Busch (an dessen anderen Astenden durchaus Tiere stehen, die nicht dem allgemeinen Trend der Größenzunahme entsprechen) und daher ist das Paradebeispiel eigentlich gar nicht gut geeignet. Es gibt aber ein anderes, hervorragendes Beispiel, nämlich unsere eigene Entwicklungsgeschichte. Der Fossilbericht der Menschwerdung ist so gut, dass es selbst führenden Forschern schwer fällt, Fossilien bestimmten Kategorien zuzuordnen, derart fließend sind die Übergänge. Was einer noch als Homo habilis einordnet, ist für den anderen bereits ein früher Vertreter des Homo sapiens. Wieder andere Fossilien, die dem Homo habilis zugerechnet werden, sind für andere noch ein Australopithecus und so weiter. Der Fossilbericht der Menschwerdung kann fast schon als zu gut beschrieben werden.
  • molekularbiologische Methoden: mit der Entschlüsselung der Struktur der DNS und des genetischen Codes kennen wir mittlerweile sogar den Ort, an dem die Evolution stattfindet. Mit unserem Wissen über mendelsche Vererbungsregeln und Mutationen wissen wir, wie die Variabilität entsteht, die schließlich der natürlichen und der geschlechtlichen Selektion ausgesetzt wird. Mit dem Wissen der Populationsgenetik wissen wir, wie bestimmte genetische Merkmale sich innerhalb von Populationen ausbreiten. Durch den Vergleich genetischer Sequenzen haben wir zudem ein hervorragend geeignetes Werkzeug, um Stammbäume zu erstellen, Rückschlüsse auf den Zeitpunkt einer Trennung von Evolutionslinien zu ziehern und nicht zuletzt auch, um damit größtenteils die Befunde von morphologischen Stammbäumen zu bestätigen.
  • unintelligente Evolution: Man findet in der Natur Konstruktionen, die alles andere als intelligent sind. Ja, die höchst umständlich, kompliziert und völlig unsinnig sind. Konstruktionen, die ein intelligenter Schöpfer niemals gemacht hätte, so wie ein Ingenieur eine Maschine konstruiert, die in sich völlig stimmig ist und bei Fehlern auf dem Reißbrett ganz von vorn beginnt. Evolution funktioniert so aber nicht, sie kann nicht von Neuem beginnen, sondern nur auf bereits Bestehendem aufbauen und dieses variieren, wodurch sich Konstruktionen ergeben, die fehlerhaft sind. Um nur zwei Beispiele zu nennen: unser eigenes Auge ist eine absolute Fehlkonstruktion. Allein der Aufbau der Netzhaut ist völlig absonderlich: da muss das Licht erst durch die gesamte Netzhaut, um auf Photorezeptoren zu treffen. Viel einfacher wäre es doch, wenn diese Zellen sich zuoberst auf der Netzhaut befänden, tatsächlich sind sie aber ganz unten und es werden sogar spezielle Horizontalzellen benötigt, die als Lichtleiter fungieren. Sinn ergibt das nur, wenn man sich die Entstehung des Auges ansieht, das aus einer Blase hervorgeht, die sich einstülpt und somit die Schichtung umgekehrt wird. Das zweite Beispiel, das ich erwähnen möchte, ist der zurückkehrende Kehlkopfnerv (N. laryngeus recurrens), ein Teil des N. vagus, der vom N. vagus abzweigt, am Aortenbogen umbiegt und dann zum Kehlkopf, dessen Muskeln er versorgt, zurückkehrt (daher sein Name). Besonders ad absurdum geführt wird diese Konstruktion beim langen Hals der Giraffen. Ein intelligenter Designer würde kaum so viel elektrische Kabel vergeuden, um eine derart unsinnige Schlaufe zu platzieren, sondern wesentlich sparsamer mit seinem Material umgehen. Legt man jedoch die Evolutionstheorie zugrunde, wird klar, warum der Kehlkopfnerv so und nicht anders verläuft: bei den fischartigen Vorfahren verläuft dieser Nerv hinter der sechsten Kiemenbogenarterie und versorgt die Kiemenarterien. Bei den Landwirbeltieren wurde das Herz schließlich nach hinten verlagert und die sechste Kiemenbogenarterie wurde zum Ductus arteriosus, der während der Embryonalentwicklung den Lungenkreislauf umgeht (da der Embryo ja noch nicht selbst atmet) und das Blut aus der Lungenarterie direkt in die Aorta befördert). Da der rückläufige Kehlkopfnerv aber weiterhin hinter dem Ductus arteriosus abzweigen muss, ist der lange Umweg zum Kehlkopf notwendig.

Die Liste ließe sich noch um unendlich viele Beispiele und Belege erweitern. Dabei haben wir uns zum Beispiel die Embryonalentwicklung und Heckels berühmte Rekapitulationsregel ("Die Ontogenese rekapituliert die Phylogenese") noch nicht einmal angesehen. Mancherorts kann man der Evolution sogar geradezu bei ihrem Spiel zuschauen. Auf den Galapagos-Inseln konnte gezeigt werden, dass sich bei Veränderung der Nahrungsressourcen die Schnäbel der Vögel derart schnell verändern, dass man den Effekt auf die Variabilität mit menschlichen Maßstäben messen kann. Im Mittelmeer durchliefen Echsen, die auf eine Insel gerieten, eine Art Blitzevolution und wurden größer. Innerhalb weniger Generationen verlängerten sich die Hinterbeine von in Australien ausgesetzten Aga-Kröten, um an Land schneller vorwärts zu kommen. Elefanten bilden, bedingt durch den Jagddruck wegen ihres Elfenbeins, immer kleinere Stoßzähne aus. Ähnliches beobachtet man bei Tigern, die heute im Durchschnitt kleiner sind als noch vor wenigen Jahrhunderten, weil damals die größten und schönsten Exemplare geschossen wurden. Und was der Mensch durch künstliche Zuchtwahl innerhalb weniger Jahrtausende aus Wolf, Falbkatze, Auerochse, Widder oder Bezoarziege hervorbrachte, ist jedem selbst bekannt. Evolution begegnet uns überall. Sie ist Realität, sie ist ... wunderbar.

Abschließen möchte ich nun mit einem Zitat. Es ist der letzte Abschnitt aus Charles Darwins On the Origin of Species: "There is grandeur in this view of life, with its several powers, having been originally breathed into a few forms or into one; and that, whilst this planet has gone cycling on according to the fixed law of gravity, from so simple a beginning endless forms most beautiful and most wonderful have been, and are being, evolved."

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Du hast Recht, selbst die Evolutionstheorie geht bloß davon aus, dass sich die heutige Vielfalt der Organismenarten in langen Zeiträumen aus wenigen, einfach organisierten Formen entwickelt hat; Darwin hat zu Lebzeiten wenig Zustimmung erhalten. Jedoch hat sich diese Theorie der Entstehung der Arten inzwischen etabliert, sodass sie kaum mehr angezweifelt wird.