Wieso lautet die Prognose der US-Leitzinssenkung auf allen Seiten 0,25%?


18.09.2024, 18:20

Sind solche Prognosen ernst zu nehmen ?

1 Antwort

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ja, die Prognose einer Leitzinssenkung auf 0,25% bei der FED ist meiner Einschätzung nach durchaus ernst zu nehmen. Externe Schocks wie die Corona-Pandemie und der Ukraine-Konflikt haben zu einer extrem expansiven Geldpolitik geführt, die einer der Haupttreiber der Inflation 2022/23 war. Um die Inflation zu bremsen, hat die FED durch Zinsanhebungen, quantitative Straffung und Offenmarktgeschäfte reagiert – und das hat auch kurzfristig gewirkt.

Trotzdem sind die USA hoch verschuldet, und langfristig hohe Zinsen liegen nicht im Interesse des Staates, da sie die Finanzierungskosten massiv in die Höhe treiben. Das macht eine Rückkehr zu einer Niedrigzinspolitik attraktiv. Besonders bei Anzeichen einer Konjunkturabschwächung oder weiteren wirtschaftlichen Unsicherheiten könnte die FED versucht sein, die Zinsen wieder zu senken, um die Wirtschaft zu stimulieren.

Eine Nullzins- oder sogar Negativzinspolitik könnte aus fiskalischen Gründen langfristig im Interesse des Staates liegen. Eine Senkung auf 0,25% würde dem zwar nicht ganz entsprechen, wäre aber ein Schritt in diese Richtung und könnte sich aus einer Kombination von Wirtschaftsflaute und den Schuldenproblemen der USA ergeben.

In 8 Wochen wissen wir mehr.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ökonom (Dr.) + Informatiker (Master) + >10J Berufserfahrung

ant8eart 
Beitragsersteller
 20.09.2024, 14:32

ich meinte allerdings die Senkung um 0,25%, nicht auf 0,25%.

In dem angegebenen Link werden immer Prognsen gestellt, die allerdings auch von vielen anderen Websites zumThema Boersentermine so verwendet werden.

Da bereits bei einer so wichtigen Prognose wie der Fed-Leitzinssenkung diese Prognose falsch ist, frage ich mich, ob man solche Daten dann ueberhaupt noch ernst nehmen kann.

FXG36  20.09.2024, 15:51
@ant8eart

Die genaue Höhe der Zinssenkung ist schwer vorherzusagen und eigentlich nicht so entscheidend wie die Richtung, weil es am Ende auf die FOMC-Entscheidung ankommt, die sich an den aktuellen Wirtschafts- und Konjunkturdaten orientiert.

Nicht zu vernachlässigen ist, dass Prognosen die Marktpsychologie stark beeinflussen, vor allem bei kurzlaufenden US-Anleihen (<5 Jahre), weil Trader ihre Erwartungen danach ausrichten. Institutionen wie die FED sollen Unsicherheit reduzieren, indem sie klare Regeln schaffen... Auch wenn kurzfristige Schocks immer etwas Unsicherheit drin lassen.

Die Transaktionskosten-Theorie greift hier auch: Die Glaubwürdigkeit der FED hilft, Unsicherheiten und Kosten zu minimieren, weil sich Marktteilnehmer auf ihre Entscheidungen verlassen können. Zu viele Überraschungen könnten das Vertrauen allerdings schädigen und die Unsicherheit wieder hochfahren.

Unterm Strich bleibt also die Richtung der Zinspolitik wichtiger - als der genaue Wert.

Grund: Prognosen formen Erwartungen, selbst wenn es über die Höhe Unsicherheiten gibt.