Wieso kicken Pferde nach hinten?

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sie kicken nach hinten, weil sie es können. die hüftgelenkpfanne der pferde ist sehr tief und umschliesst den oberschenkelkopf sehr viel mehr als das beim menschen der fall ist.

bei einem anatomisch korrekten pferd ist also bei den beinen keine grosse seitwärtsbewegung möglich.

das ermöglicht das tragen des schweren körpers und schub nach vorn. pferde haben heckantrieb.

bei einer HD ist die hüftgelenkpfanne flacher. dann ist die bewegung instabiler und der verschleiss stärker. dann können die pferde auch zur seite kicken.

oder das pferd ist ein esel - dann kann es das sowieso.

ich stehe ständig hinter irgendwelchen pferden rum. allerdings halte ich mich dort nicht auf, wenn ich da gerade nichts zu suchen hab.

VOR einem pferd ist es übrigens sehr viel gefährlicher.

wenn ein pferd dich tritt, fliegst du nach hinten weg. wenn es nach vorne losrennt, überrollen dich mal eben 600kg pferd oder quetschen dich an die wand oder was auch immer.

davon abgesehen langt fast jedes pferd, das ungeduldig oder sauer ist, zuerst nach vorne raus.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

Dann dürfte man auch niemals vor einem Pferd stehen, es könnte steigen oder mit den Vorderbeinen rudern.

Oder neben einem Pferd - ein Schritt zur Seite und zack, steht es auf dem Fuß.

Wieso sie nach hinten treten können? Weil es anatomisch nicht anders möglich ist und sie irgendetwas zum Verteidigen benötigen als Fluchttier.

Das schöne ist aber: Sie treten nie "einfach so" aus, eigentlich immer mit Vorwarnung. Deshalb ist es im Umgang mit Pferden so wichtig, sie lesen zu lernen. Manchmal war die Vorwarnung auch nur das Zucken des Ohrs oder ein Aufstampfen.

Werden sie Erschreckt von hinten (können hinten nichts sehen), kann man schonmal einen Tritt kassieren -machen Menschen übrigens auch: manche haben den Reflex, demjenigen erstmal voll ins Gesicht zu schlagen, wenn man ihn erschreckt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin

Es ist absolut gefährlich, sich hinter ein Pferd zu stellen, sofern man nicht genau einschätzen kann wie sich das Pferd verhält.

Wenn sich ein Pferd bedroht fühlt oder erschrickt, kann es ausschlagen. Übrigens können das auch Kühe, allerdings meist eher seitlich.

In der Regel schlägt ein Pferd aber nicht aus, wenn es die Person kennt, die hinter ihm steht. Allerdings sollte man sich einem Pferd von hinten immer möglichst auffällig nähern, so dass eben nicht die Gefahr besteht, dass das Pferd erschrickt und deshalb dann ausschlägt.

Generell einfach vorsichtig sein und im Zweifelsfall besser einen großen Bogen um das Hinterteil eines Pferds machen.


Keks37  19.08.2022, 13:13

Anmerkung (Ergänzung, keine Kritik): Auffällig ist in dem Falle nicht gleichzusetzen mit laut. Ein ruhiges Ansprechen des Tieres reicht aus, damit es weiß, dass man sich von hinten nähert. Andernfalls erschrickt es, weil man mit lauten Geräuschen auf sich aufmerksam gemacht hat.

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Naseneinrad  19.08.2022, 13:34
@Keks37

Ich meinte auffällig natürlich in dem Sinne, dass es dem Pferd rechtzeitig auffällt, dass da jemand ist. Im Zweifelsfall einfach ein Liedchen trällern 😅

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Keks37  19.08.2022, 13:35
@Naseneinrad

Ich weiß, mir ist das klar, aber ich habe es für andere, die sich nicht so sehr mit der Materie auskennen, so wie der FS, noch einmal ausgeführt. Deshalb schrieb ich ja auch, dass nur eine Ergänzung ist und keine Kritik an deiner Aussage ;)

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Aus dem selben Grund, aus dem Hunde vorne beißen. Die machen das nicht immer. Man muß die Situationen zu beurteilen lernen, wenn man mit Tieren umgeht.

Ein Pferd ist ein Fluchttier, ergo bleiben ihm nur wenige Möglichkeiten, sich zu verteidigen. Mit die größte Waffe, die das Pferd hat, sind mit Schwung ausholende Hinterbeine. Dahinter steckt ordentlich Wums - ob mit oder ohne Eisen, völlig egal.

Gerade deshalb lernt man (oder man sollte es lernen) in der Reitschule auch, dass man nur mit ausreichendem Sicherheitsabstand hinter einem Pferd lang geht. Denn, wenn es mal ausholt, weil es erschrickt, es nicht richtig erzogen wurde, traumatische Dinge erlebt hat etc. pp., dann war es das.

Natürlich sieht man viele Reiter (ich behaupte jetzt einfach mal, alle), die direkt hinter ihrem Pferd lang gehen. Aber: Sie kennen auch ihr Tier in und auswendig und gehen nur hinter ihm lang, wenn sie sich absolut sicher sind, dass ihnen nicht im nächsten Moment ein Huf entgegenfliegt. Als Dritte Person, die sich nicht viel mit Pferden befasst oder das Pferd des Reiters nicht kennt, unterlässt man es deshalb gänzlich, sich in diesem Bereich aufzuhalten und hält den Sicherheitsabstand ein.

Darüber hinaus lernt man in einer Reitschule auch, dass man lieber vor dem Pferd entlang gehen soll. Das hat den Grund, dass ein Pferd fast alles überblicken kann (die Augen sitzen seitlich am Kopf), nur den Teil hinter sich nicht. Das ist ihr toter Winkel. Vorne und seitlich können einen die Pferde wahrnehmen, hinter sich nicht.

Ich als Pferdebesitzerin spreche immer mein Tier an, wenn ich mich von hinten nähere. Dann weiß es schon, dass ich komme und erschreckt sich nicht. Auch, wenn ich die Hüfte vor hole, so wie es mir meine Osteo gezeigt hat, spreche ich zu ihm, weil ich dann unmittelbar hinter ihm stehe. Auch wenn er mich vorher schon wahrgenommen hat, ich spreche ihn nochmal extra darauf an.

Also ja, prinzipiell ist deine Aussage richtig: Niemals hinter ein Pferd stehen. Ich ergänze die Aussage: Niemals hinter ein fremdes Pferd stellen und das Tier immer ansprechen, wenn man sich ihm von hinten nähert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigenes Pferd