Wieso ist die Ausbildung beim US-Militär so hart, im vergleich zu Deutschland. Warum müssen solche Ausbildungen überhaupt immer von "Schikane", und Anschreien?

6 Antworten

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Darüber könnte man seitenweise schreiben, muss mich daher auf Stichpunkte beschränken.

US-Army und Bundeswehr haben eine völlig andere Philosophie, was sich auch in der Ausbildung bemerkbar macht. 

Mit der Wehrmacht hat Deutschland im WK II schlechte Erfahrungen gemacht. Da galt strikter Befehl und Gehorsam. Kriegsverbrechen gab es nicht, nur militärische Erfolge. Später konnten sich alle Kriegsverbrecher daher auf den sogenannten "Befehlsnotstand" berufen und sind straffrei davongekommen.

Die Väter der Bundeswehr wollten das genaue Gegenteil, nämlich einen mitdenkenden Soldaten, der sich an die Gesetze und das Völkerrecht hält. Die US-Army ist von ihrer Philosophie her mit der Wehrmacht zu vergleichen. 


Rekruten für Mannschafstlaufbahn:

Army: hier stellt die US-Army überwiegend bildungsferne Leute ein, die sonst keinen Job finden. Fehlende Intelligenz und Vorstrafen sind nicht unbedingtt ein Hindernis.
BW: hier muss zunächst ein Auswahltest bestanden werden, um ein Minimum an Intelligenz und Lernfähigkeit sicherzustellen.

rechtliche Ausbildung und Stellung:
Army: hier muss nur gelernt werden, dass Befehle auszuführen sind und ansonsten das eigene Denken eingestellt werden muss.
BW: auch der unterste Soldat muss grundlegende Rechtsbegriffe der Grundgesetzes, des Völkerrechts sowie des Soldatengesetz gelernt werden. Befehle, die eine Straftat beinhalten, dürfen nicht ausgeführt werden, Befehle gegen die eigene Menschenwürde können, müssen aber nicht ausgeführt werden. Teilnahme an der Vorbereitung zu einem Angriffskrieg ist strafbar.

Internationaler Gerichtshof für Menschenrechte:
Army: wird nicht anerkannt. Kein US-Soldat darf vor ein internationales Gericht gestellt werden, selbst bei offensichtlichen Kriegsverbrechen.
BW: verfolgt selber Kriegsverbrechen und unterwirft sich DenHaag.

Anekdote: In Afghanistan lagen ein US-Soldat und ein BW-Soldat zusammen in einem gut getarnten Schützenloch, um den Gegner zu beobachten. Plötzlich näherte sich ein Bauer, der sein Feld besichtigen wollte. Der US-Soldat wollte ihn sofort erschießen, um den militärischen Auftrag nicht zu gefährden. Der BW-Soldat weigerte sich und hinderte den US-Soldaten daran, weil dies gegen das Völkerrecht sei und nebenbei auch noch glatter Mord. Ergebnis: es wurde nicht geschossen, der Bauer wanderte weiter, ohne das Schützenloch zu entdecken und überlebte.

Innere Führung:
Army: die Soldaten sollen zu nicht denkenden Killermaschinen ausgebildet werden, eigene Entscheidungen sind nicht gefragt, die Befehle kommen von oben. Erniedrigung ist ein normale Erziehungsmittel.
Hintergrund: durch Untersuchungen weiß man, dass etwa 1/3 aller Soldaten auch an der Front nicht gezielt auf Feinde schießt, um zu töten. Die Tötungshemmung ist nicht so leicht zu überwinden. Durch den Drill in der Army soll die Quote auf 100% erhöht werden.
BW: es sollen die Menschenrechte und Menschenwürde verteidigt werden, also haben auch Soldaten selber ein Anrecht darauf. Erniedrigungen u.ä. ist für Vorgesetzte streng verboten und führen, wie schon geschehen, zu einem öffentlichen Skandal m it anschließender Entlassung. Es gibt die Auftragstaktik. Es werden Aufträge erteilt und die jeweiligen Soldaten müssen dann vor Ort selber entscheiden, wie sie diesen Auftrag am besten durchführen.

Die Ausbildung ist vor allem eines, nämlich "anders". Da spielen sehr viele Faktoren eine Rolle!

Einer ist weil es viel mehr Rekruten gibt die auch aus sehr einfachen Verhältnissen kommen, mit sehr "einfacher" Bildung. Das müssen die auch erst einmal hinbekommen, das die auch lernen können.

Bei uns hat man meistens einen Abschluss, wenn man zur BW geht. 

Ist das heute bei der Bundeswehr so?

Das Prinzip dahinter nennt sich brutalisieren. Ziel der Ausbildung ist es einen Menschen dazu zu bringen, seine natürliche Tötungshemmung zu überwinden. Dazu sind eine Reihe von Schritten notwendig, zu denen auch die genannte Brutalisierung gehört. Die Intensität der Ausbildung richtet sich dann nach dem jeweiligen Einsatzzweck.

Die Bundeswehr bildet nun im Gegensatz zur US-army oder den US-marines nicht primär für Kampfeinsätze, sondern für Sicherungseinsätze/Unterstützungsmissionen aus. Entsprechend fällt die Ausbildung auch weniger intensiv aus. Das ändert sich im Übrigen, auch von Truppengattuing zu Truppengattung. So werden bspw. KSK-Kräfte anders ausgebildet, als Logistiker oder Sicherungskräfte der Marine.


macqueline  24.07.2017, 06:43

Genauso ist es.

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In den USA kommt man ohne Hochschulabschluss kaum einen gescheiten Job, die Menschen aus einfachen oder mittelständischen Verhältnissen haben es nicht so leicht wie in Deutschland.
Ein Grund, weswegen viele Amerikaner sich entscheiden zur Army zu gehen und deshalb nicht so arge Nachwuchsprobleme entstehen.
Anders als in Deutschland... Die Bundeswehr ist auf mehr Nachwuchs angewiesen und demnach versucht man es so attraktiv wie möglich darzustellen.
Zu Zeiten der Wehrpflicht herrschte noch ein ganz anderer Umgangston.

Das US-Militär kann sich eine härtere Ausbildung einfach leisten.