Wieso gehen meine Katzen nicht zu meiner Frau?

2 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Katzen haben ihren eigenen Kopf, ihre eigenen Gewohnheiten, ihren eigenen Sinn für Nähe und Distanz.

Im Bestfall akzeptiert man es wenn eine Katze ganz gezielt niemanden/ nur bestimmte Bezugspersonen an sich heranlässt bzw. nie oder nur zu ihren eigenen Bedingungen Körperkontakt und Interaktionen sucht.

Denn dies signalisiert dieser betroffenen Katze: Ich kann mich hier entspannen, wohl fühlen. Ich muss nicht ständig wachsam bleiben, falls ganz plötzlich jemand versucht mich anzufassen. Und je mehr diese Katze sich entspannt und lernt darauf zu vertrauen das ihre Grenzen respektiert werden, um so höher steigt die Chance das sie zu ihren eigenen Bedingungen zum Menschen kommt (wann sie will, solange sie will).

Das war bei unseren Katzen auch so. Der Kater war von klein auf ein Kampfkuschler - ist er nun mit 13 Jahren noch immer. Allerdings nur mir gegenüber (er fordert von mir sehr penetrant Aufmerksamkeit ein) .... Naja und unser Nachwuchs wurde, je älter die Kinder wurden, auch immer mehr belagert und bekuschelt. Mein Mann hingegen? Er darf mal streicheln, und der Kater scheint es auch zu mögen wenn mein Mann mit ihm spricht - aber ihm hängt der Kater nie am Bein und haut ihm auch nicht mit der Pfote auf das Knie oder auf den Arm um Aufmerksamkeit zu kriegen.

Unsere Katzendame war als Jungkatze (4. Lebensmonat bis Erreichen des Erwachsenenalters) uns allen gegenüber sehr anhänglich. Allerdings war unser Nachwuchs ihre absolute Priorität. Auch wir Erwachsenen wurden von ihr akzeptiert. Doch eines Tages hörte das auf. Wir haben nie ganz genau die Ursprungsursache dafür herausgefunden. Irgendwann, kurz nach dem Wechsel ins Erwachsenenalter, begann sie allen Erwachsenen auszuweichen, machte "den Siphon" wenn man sie streicheln wollte. Unser Nachwuchs durfte aber jederzeit streicheln, kuscheln, den Kopf ins Katzenfell drücken, die Katze mit Spielzeug "dekorieren". Zwischen den Kindern und unserer Katzendame entwickelte sich eine tägliche Routine am Morgen und am Abend. Das war "ihre" Routine.

Wir Erwachsenen gingen dazu über für unsere Katzendame unser Verhalten zu überdenken und ihr gegenüber anzupassen. Sie wurde wahrgenommen und angesprochen, wir redeten mit ihr (so wie vorher auch immer) - aber wir streichelten sie nur dann, wenn sie von sich aus Streicheleinheiten einforderte. Wir legten uns nicht genau neben sie aufs Sofa - sondern legten uns abseits hin - und manchmal kam sie dann von sich aus an um sich anzukuscheln. Sie chillte gerne auf dem Tower meines Computers, döste etwas vor sich hin und genoss die Wärme unter sich - während ich zwar signalisierte das ich sie wahrnahm - aber eben nicht anfasste (bis sie und solange sie von sich aus Körperkontakt suchte).

Mein persönliches Highlight war, wenn sie (leider selten) mal von sich aus auf meinen Schoß sprang, dort auf meinen Oberschenkeln stand und sich nach einer Minute wieder trollte. Irgendwann setzte sie sich auch mal einfach für 2 Minuten dort hin. Oder - wirklich sehr selten - sie legte sich auf meine Oberschenkel mit untergeschlagenen Pfoten für wenige Augenblicke bis Minuten.

Sie und ich hatten irgendwann unsere tägliche spezielle Ruhe-Zeit: Wenn ich mich mit meinem Häkelkram aufs Sofa setzte, kam sie zu mir aufs Sofa. Zu Beginn saß sie am anderen Ende des Sofas und schaute mir zu. Irgendwann legte sie sich fast genau neben mich, schnurrte, döste vor sich hin, schnupperte an der Wolle. Das ging auch nicht von heute auf morgen. Es entwickelte sich über eine längere Zeitspanne.

So war sie eben. Wir respektierten es. Oh und mein Mann? Der wurde als menschlicher Mitbewohner akzeptiert. Seine Anwesenheit wurde wahrgenommen und toleriert von ihr.

Ich will mit dieser Textwand einfach nur ausdrücken: Es kommt hin und wieder vor. Das liegt nicht an "den Menschen nicht mögen" sondern schlicht und einfach an der Persönlichkeit einer Katze und an ihren persönlichen Bedürfnissen.


Hidario 
Beitragsersteller
 04.11.2023, 02:48

Ich danke dir für diesen liebevollen Text. Ich habe ihn meiner Frau vorgelesen und sie sieht sich eins a in diesem Text wieder. Vielleicht kann sie das was du geschrieben hast anwenden. Abstand halten und wirklich warten bis die Tiere zu ihr kommen. Danke dir ❤️

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Rockige  04.11.2023, 03:04
@Hidario

Gern doch. Übrigens, die von dir geposteten Fotos sind wundervoll. Wie der Rote sich an deine Frau drückt.... und wie nah und entspannt die beiden Katzen beisammen liegen können.

Evtl ist das in meiner Antwort oben nicht so gut rausgekommen wie eigentlich gehofft (oder ich habs vergessen gezielt aufzuschreiben): Komplett ignorieren ist auch nicht so ideal. Einfach die Katze/n annehmen so wie sie sind. Sie wahrnehmen und auch ansprechen, vielleicht einfach mal gemütlich irgendwo in den gleichen Raum setzen in dem sie sich aufhalten und anfangen aus irgendeinem Buch vorzulesen. So das sie die Menschenstimme hören, den Klang hören, die mitschwingende Stimmung spüren, die Gleichmäßigkeit der ruhigen Stimme.

Ich hab meine Katzendame am Morgen immer gegrüßt, ich sprach sie an wenn sie mir im Haus begegnete. Achtete dabei auf eine ruhige und freundliche Stimme. Oh Mann, sie entwickelte irgendwann eine recht komische Angewohnheit. Wenn sie sich angeschaut fühlte.... oder ich in den Bereich des Raumes kam in dem sie grade war.... dann schaute sie mich an, nickte mir zu (diese Kopfbewegung von unten nach oben) und maunzte kurz fragend. Jeden Abend vorm Schlafengehen sprach ich auch nochmal etwas mit ihr.

Ich drängte mich nicht auf, war aber anwesend. Ich achtete darauf ihr Ruhe zu vermitteln. Leckerlis und Spieleinheiten mit ihrem Lieblingsspielgegenstand gabs auch regelmäßig durch mich.

Aber Körperkontakt - der kam von ihr. Dann wann sie wollte, solange sie wollte. Wurde allerdings etwas "schräg" als sie begann jeden Abend, wenn ich vorm Schlafengehen im Badezimmer war, zu mir zu kommen.

Es ist manchmal einfach schwierig wenn das eigene Haustier nicht so agiert wie man es sich eigentlich gewünscht hätte. Aber das ist dann eben der Charakter dieses Tieres und sein persönliches Bedürfnis.

Kopf hoch, genießt die Momente in denen die Katzen von sich aus doch mal auf die eine oder andere Art Nähe suchen. Das sind Augenblicke, an die man sich noch lange Zeit gerne erinnert.

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Hidario 
Beitragsersteller
 04.11.2023, 10:37
@Rockige

Es ist wirklich schön zu lesen wie sich das mit dir und deiner Katze entwickelt hat. Wir haben auch so das eine oder andere Ritual. Abends bevor ich ins Bett gehe, dürfen beide nochmal für gut eine halbe Stunde auf den gesicherten Balkon und sie wissen schon wo ich hin gehe, wenn ich nur das Wohnzimmer verlasse und nach 2 Minuten nicht wieder komme. Dann stehe ich auf dem Balkon und rauche.

Vielleicht liegt es wirklich daran dass sie seltener zu Hause ist als ich. Ich weiß nur es macht sie unglaublich traurig und das zu sehen tut mir weh. Aber ändern kann ich es nicht. Ich habe ihr gestern deine Antwort vorgelesen und musste über ihre Antwort schmunzeln: "ich bin also nur der blöde Mitbewohner? Danke" und ging dann grinsend aus dem Wohnzimmer.

Mit beiden Spielen ist ein wenig schwierig. Beide wollen es, aber nicht zu zweit. Ich gehe immer mit ihnen ins Schlafzimmer, dort habe sie ein großes Bett wo sie toben können. Auch nehme ich keine Angel mit, die mögen sie nicht so. Es ist immer ein Stab, mit Glöckchen und Federn. Da wird Kazuha (der Weiße) immer ganz Wild und springt herum, das ist herrlich. Aber Itto (der Rote) der zieht sich dann zurück. Er fängt erst an zu spielen wenn Kazuha das Bett verlässt und dann aber auch nur für höchsten 5 Minuten, wenn überhaupt. Trenne ich aber beide voneinander und mache eine Tür zu, dann Gnade mir Gott, dass die Tür stand hält.

Meike Beiden Kater sind wirklich sehr eigen. Inzwischen ist Kazuha auch sehr verschmust, das war als Kitten nicht so der Fall. Als er ins gesehen hatte beim Kauf, fauchte er uns an und würde zum Plüschball. Leider waren die beiden noch unter 18 Wochen alt als wir sie holten. Durch Zufall haben wir sie auf eBay gefunden. Der Besitzer schrieb da dass er die beiden Mäuse für sich und seinen Mitbewohner von Züchter hatte, aber sich herausstellte dass er eine starke Katzenhaarallergie hat und die beiden dann noch 2 Wochen wieder loswerden musste. Wir hatten uns direkt gemeldet und sind hin gegangen. Da wurde uns dann gesagt dass sie von letzten Jahr Juli/August sind und wir hatten November. Das war viel zu früh. Aber wir haben sie mitgenommen und das war das beste was wir tun könnten.

Sie bringen so viel Leben in die Bude und dekorieren jede Nacht um. Wecken mich pünktlich um 06:30 weil sie jeden Moment verhungern. Zumindest Itto 🤣

Wir waren Ende Oktober 2 Wochen auf Mallorca und meine Schwägerin und mein Schwager haben auf die beiden aufgepasst. Er war der Katzenliebling. Bei ihm lagen beiden. Als wir wieder kamen war da keine Freuden. Das war so ein: "Ach... Euch gibt es auch noch? Hast du wieder fremde Katzen angefasst?? Lass mal riechen". Herrlich 🤣

Tatsächlich lassen wir die beiden in den meisten Fällen in Ruhe. Ab und an wir auf dem großen Kratzbaum gekuschelt. Ansonsten kommen sie zu mir abwechselnd auf die Couch. Leider können sie nicht mehr beide bei mir auf der Brust liege. Dafür sind sie zu groß. Ich erinnere mich so gerne daran zurück 🥰

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Katzen haben ihren eigenen Charakter und suchen sich ihre Bezugspersonen selbst aus. Eure Kater sind übrigens sehr süß.


Hidario 
Beitragsersteller
 04.11.2023, 01:32

Danke dir ☺️

Ja das weiß ich. Wenn ich da aber an die Katzen von meiner Schwiegermutter denke, die gehen ohne Probleme zu ihr. Es macht sie halt sehr traurig

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