Wieso enstand die Sonatenhauptsatzform in der Zeit der Klassik?
Wieso entstand sie in der Klassik ? Wieso nicht schon früher oder später ?
Ich weiß schon so einiges über die Zeit der Klassik, beispielsweise dass es die Zeit der Aufklärung war, dass alles in die Grundform zurück gesetzt wurde (davor Barock mit vielen Verschnörkelungen, bezogen auf den Bau) außerdem bekommt alles ein System, alles wird symmetrisch aufgebaut und logisch. Ich glaube da bin ich auch schon auf dem richtigen Weg, aber ich kann mir nicht ganz erschließen wieso die Sonatenhauptsatzform genau in der Klassik entstand, da in der Sonatenhauptsatzform ja zwei Motive verarbeitet werden und es im Endeffekt, also in der Coda ja nicht symmetrisch zur Exposition ist. Oder wie soll ich das verstehen ???
Ich bitte um Hilfe :( Danke schon mal !
3 Antworten
Sie entstand, da sie zu dieser Zeit "erfunden" wurde. Die Sonatenhauptsatzform ist eine Form, die mit dem Kontrast zweier Themen arbeitet. Zur Barockzeit war das Denken im Sinner der "Einheit des Affektes" vorherrschend, das heißt, dass ein Stück in der Regel ein einziges Gefühl nur ausdrückte. Erst ab etwa 1730 begann man, zunehmend dualistisch musikalisch zu denken, z.B. zwei verschiedene kontrastierende Themen etc.
Hallo FriedaMaelle!
Vielleicht muss man die Frage umdrehen, und sagen: Die Zeit in der die Sonatenhauptsatzform entstand, wurde später als Klassik bezeichnet. Und auch das trifft es noch nicht wirklich, denn die Sonatenhauptsatzform ist ja erst in der Romantik als solche erkannt und bezeichnet worden. Das Interessante daran ist ja, dass diese Form wirklich nur ein theoretisches Konstrukt ist. Analysiert man die Sonatensätze von Haydn und Mozart, dann überwiegen die Ausnahmen. Erst bei Beethoven hat sich die Form einigermaßen etabliert, doch auch dieser benutzt die Form niemals als vorgegebene Regel, sondern bewegt sich ganz frei darin.
Warum aber kam sie zwischen 1760 und 1780 auf? Dies ist eine Zeit, in der sich das Bürgertum als neue gesellschaftliche Klasse in zunehmendem Maße in Widerspruch zu der herrschenden feudalen Adelsklasse findet, und die Notwendigkeit erkennt, das alte feudale System abzulösen. Die Wurzeln des Bürgertums reichen natürlich weit zurück, seine Auffassungen wurden zuerst in der Reformation formuliert, aber bis dahin konnte sich das Bürgertum ganz gut mit der Feudalherrschaft arrangieren. Ende des 18. Jahrhunderts aber wurden diese Widersprüche drängend. Dies führte auf dem Gebiet der Musik in mehrere Richtungen. Da war zum einen die Entwicklung der "Empfindsamkeit", wie sie von Carl Philipp Emanuel Bach repräsentiert wurde, da war eine Tendenz zur Vereinfachung und Abbau der Polyphonie, wie sie vor allem in der Mannheimer Schule sichtbar wurde, und zum dritten war da eben die Entwicklung von gegensätzlichen Themen innerhalb eines Stückes, also die Auseinandersetzung mit dem "Widerspruch" als solchem.
Ganz ähnliche Vorgänge findet man zur selben Zeit in der Architektur, der bildenden Kunst und der Literatur.
Gruß fsm
Alles kommt zu seiner Zeit... vielleicht hilft dir Wiener Klassik weiter... auch die deutsche Klassik der Literatur ist in zunächst nur einer Stadt entstanden!