Zu welchen Epochen wird Shakespeare (und seine Werke) eingeordnet?
Ich brauche dringent Hilfe!
Für mein Spezialgebiet soll ich noch den "Epochenstreit" klären, also ergänzen, zu welchen Epochen Shakespeare gezählt wird. Mir ist klar, das er im Elisabethanischen Zeitalter gelebt hat und teilweise zum Barock/Sturm und Drang gezählt wird. Aber zu welchen Epochen werden sein Stil und seine Werke eingeordnet? Und wieso? Er schreibt ja Weltliteratur und Klassiker, diese kann man verschiedenen Epochen zuordnen.
Danke schonmal für die Hilfe!
Lg, Gabriela
5 Antworten
Auf keinen Fall gehört Shakespeare zur Sturm- und -Drang-Epoche! Er ist nur von den (deutschen) Sturm-und-Drang-Dichtern, insbesondere von Goethe, in seiner wahrhaften Größe erkannt und entdeckt worden. Tolstoi sagte deshalb, Shakespeare (den er allerdings für einen mittelmäßigen Schriftsteller hielt) sei eine Erfindung der Deutschen. - Shakespeare gehört dem ZA. der Renaissance an. Renaissance heißt Wiedergeburt; gemeint ist die Wiedergeburt der Antike. In allen Werken des Renaissancezeitalters steht der Mensch im Mittelpunkt, so wie ihn antike Dichter, Philosophen und Künstler gesehen und dargestellt haben, d.h. der Mensch im umfassenden Sinne, in allen seinen denkbaren Lebensäußerungen. Nicht also der reduzierte, durch die christlichen Gebote eingeschränkte Mensch wird von den Renaissancedichtern gezeigt. In diesem eingeschränkten Sinne tritt uns der Mensch in den mittelalterlichen Werken (meistens) entgegen: z.B. als tugendhafter Ritter, der sich von edlen Motiven wie „triuwe“, „hohen muot“ etc. leiten ließ. Das kirchlich-christliche Weltbild dominierte hier auch die Dichtung. Davon bleibt in der Renaissance nicht mehr viel übrig, wenngleich natürlich die christliche Kirche nicht in Frage gestellt wurde. Am deutlichsten zeigt sich das Renaissancehafte bei Boccaccio und bei Shakespeare. Beide Dichter führen uns gewissermaßen den „entfesselten“ Menschen vor. Nichts, was unter Menschen möglich ist, bleibt ausgespart. Der Mensch in allen seinen Höhen und Tiefen tritt uns besonders bei Shakespeare eindrucksvoll entgegen. Z.B. stellt er den skrupellosen Verbrecher Richard III. dar, der sich den englischen Thron durch abscheuliche Morde sichert, oder den skrupulösen, tief denkenden und philosophisch reflektierenden Hamlet, der ständig davor zurückschreckt, den Mord an seinem Vater zu rächen. Auch die skurrilsten Liebeswirren, ausgelöst durch eine Liebespflanze des Elfenkönigs Oberon (im „Sommernachtstraum“), sind Shakespeare nicht fremd, und die Rasereien des eifersüchtigen Othello, der seine Ehefrau Desdemona erwürgt, zeigen uns gleichfalls, was unter Menschen an Gefühlswirren und Abgründen möglich ist.
Ein Argument gegen Schubladen: "Noch auf den gegenwärtigen Spielplänen der deutschsprachigen Bühnen ist Shakespeare der meistgespielte Autor. - In keinem anderen Land ist Shakespeare mit solcher Emphase aufgenommen worden: er war von Anfang an Idol der Dichtergenerationen, die sich jeweils "ihren" Shakespeare zurechtlegten."
https://www.uni-due.de/einladung/Vorlesungen/dramatik/shakespeare.htm
Shakespeare gehört, wie man hier schon sagte, zur Renaissance und ist auf keinen Fall dem Barock bzw. dem Sturm und Drang zuzurechnen. Sein Name taucht in Verbindung mit dem Sturm und Drang auf, weil Shakespeare von den Stürmern und Drängern als Dichtergenie angesehen wurde und weil dieser Geniebegriff in eben dieser Zeit eine zentrale Rolle spielte.
Warum er zur Renaissance gehörte? Weil er in dem Zeitalter lebte und viele zentrale Motive und Themen dieser Zeit sich in seinen Werken wiederfinden. Zum einen ist da Rückbesinnung auf die Antike, Shakespeare verwendet Prinzipien des aristotelischen Dramas und er hat Dramen geschrieben, die in der Antike angesiedelt sind. Zum anderen kann man zum Beispiel in Hamlet das klassische Weltbild dieser Zeit ablesen.
Der ur-deutsche Begriff "Sturm und Drang" passt nun wirklich überhaupt nicht zu Shakespeare. Auch mit Barock hat Shakespeare so gut wie nichts zu tun., dann doch viel eher RENAISSANCE.
Geschichtlich gesehen lebte Shakespare in der elisabethanischen (> Elizabeth I) und der jakobinischen (> James I) Zeit.
Ja danke schonmal für den Tipp mit der Renaissance. Aber meistens steht er ja im Zusammenhang mit Sturm & Drang. Meine Frage ist: Wieso? Oder zu welchen anderen Epochen (außer elisabethanischen (> Elizabeth I) ) man ihn zählen kann... Ich habe ja auch gehört, das viele darum streiten, wo welcher Epoche man ihn zuordenen soll wegen der Sprache und der Thematik der Werke. Weißt du dazu was?
Hi.
Mit "Elizabethan Age" liegst du natürlich richtig - einem Zeitalter des Aufbruchs.
Mit den "Schubladen" und den Klassifizierungen ist das so eine Sache.
Für mich sind sie so ungefähr das Schrecklichste, was man einem kreativen Autor (oder einem kreativen Künstler) antun kann: ihn einsperren.
Für mich ist Shakespeare "for all ages and for all stages".
Aber das ist eine Antwort, die deine Lehrkraft wahrscheinlich nicht hören möchte.
Dann also doch lieber "Schubladen"?
Gruß, earnest
Tja, so ist das leider öfter - nicht nur an Schulen.
Leute, die kein "Originalgenie" sind, kein "original genius" (diesen Begriff kann man vermutlich mit Gewinn googeln), sperren "Originalgenies" gern in Schubladen.
Ich glaube das lässt sie mir nicht durch gehen, sie sucht Schubladen.
Aber trotzdem danke! ;D