Wieso benutzen wir in der deutschen Sprache so viele Anglizismen?
Und ist das in anderen sprachen auch so?
11 Antworten
Ich bin zweisprachig (Deutsch und Russisch) und im russischen hat dieser Trend wohl erst vor kurzem angefangen, aber es gibt bei weitem nicht so viel wie in Deutschland und wenn dann auch nur unter Jugendlichen, wie z.B Easy , oder Trash = Müll = etwas ist schlecht, sind jetzt so sachen die mir auf die schnelle einfallen
Das ist eine Modeerscheinung, die in Abwandlungen immer wieder kommt und geht. In älteren Zeiten gebrauchte man häufig Begriffe, die dem Französischen oder auch dem Lateinisch-Griechischen entlehnt waren. Heute werden viele von ihnen im Duden als veraltet oder veraltend gekennzeichnet.
Die Befürworter einer möglichst rein deutschen Ausdrucksweise und die Anhänger von Fremdwörtern standen sich schon immer gegenüber, das ist nichts Neues - nur die bevorzugten Sprachen haben sich geändert, in hundert Jahren wird es wer weiß wasfür eine sein.
Hallo,
wir verwenden täglich mehr und ganz alltägliche Anglizismen als wir glauben, uns bewusst ist und wir wahrhaben wollen.
Wenn man wie so oft gefordert wird, sämtliche (Schein-) Anglizismen aus der deutschen Sprache verbannen würde, wie es sooft von allen möglichen Seiten gefordert wird, täte man sich schwer. Mir fallen auf Anhieb 20 'englische' Wörter ein (Job, Sweatshirt, Gangster, Computer, Hobby, Champion, Walkman, Camping, Band, Jeans, Popstar, Hit, Shorts, Steak, Toast, Clown, Popcorn, Keyboard, Disco, Cornflakes), die wir jeden Tag ganz selbstverständlich verwenden, ohne uns darüber Gedanken zu machen.
Weitere sind z.B.:
Manager, Hairstylist, Backshop, Sale, Coffee to go, coachen, checken, Cardigan, downloaden, casten, canceln, Boxershorts, Pullover, Wellness, Happy End, Shampoo, Babysitter, Chips, Service-Point, Counter, McClean, Event, Performance, Highlight, cool, Teenager, Kids, Showmaster, Quizmaster, Talkmaster, Beamer, Spleen, High Heels, Slipper, Slip, Smoking, Pudding, Oldie, Oldtimer, Evergreen, Hometrainer, Egoshooter
Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Aber Achtung bei der Übersetzung, denn es können auch falsche Freunde dabei sein.
So heißt
- Mobiltelefon - mobile oder cell phone; handy aber praktisch usw.
- body bag - Leichensack und nicht Handtasche
- check - kontrollieren und nicht verstehen
- control - (an)steuern und nicht kontrollieren
usw.
Nett auch der undertaker (Leichenbestatter) als Unternehmer.
Daneben gibt es in der deutschen Sprache aber auch und weit mehr lateinische und griechische Wörter als englische, worüber man sich bei weitem nicht so aufregt, wie über die Anglizismen.
Natürlich haben Anglizismen Einfluss auf unsere Sprache. Ich glaube auch, dass sich diese Entwicklung mit fortschreitender Globalisierung nicht aufhalten lassen wird.
Sprache ist nun mal lebendig und verändert sich.
Im Zeitalter von Chat, Blogs, Foren und sozialen Netzwerken wie fb sind auch Wortschöpfungen, wie adden, liken usw. angesagt, ob es einem gefällt, man es versteht und man diese Wortschöpfungen nutzt, ist eine andere Sache.
Einige solcher Wortschöpfungen bleiben Modeerscheinungen, andere setzen sich über einen mehr oder weniger langen Zeitraum auch durch und finden sich dann auch im Duden wieder.
Auch wenn z.B. in Frankreich Anglizismen bis März 2015 mehr als 20 Jahre lang per Gesetz verboten waren und in Deutschland alljährlich der Sprachpanscher (2007: DB) und der Sprachwahrer (2013: DB) des Jahres gekürt werden
(aus dem Münchner Merkur vom 17.03.2011),
ist die Sprach- und Wortwanderung keine Einbahnstraße und auch nicht neu.
Wir importieren nicht nur Wörter aus dem Englischen und aus anderen Sprachen – bei manchen wird die Schreibweise angepasst (dt. Keks = engl. cakes = Kuchen pl.) –
sondern exportieren genauso deutsche Wörter ins Englische – manche davon werden in der Schreibweise übernommen (kindergarten) – und in andere Sprachen.
Zu den 'ausgewanderten' deutschen Wörtern, die nach England und Amerika ausgewandert sind, gehören u.a. blitzkrieg, autobahn, kindergarten (aus der Zeit des 3. Reiches) und rucksack (ein Wort, was durch die Weltkriege in Ausland gelangte).
Aber auch: Gemütlichkeit, Zeitgeist, Wunderkind, Bauhaus, Ding an sich, Schnitzel, Pretzel, bratwurst, sauerkraut, beerfest, Doppelgänger, Schnaps, dachshund, gedankenexperiment, fahrvergnuegen usw.
Ganz interessante Artikel dazu kannst du ergoogeln unter:
- Deutsche Wörter ein Exportschlager
(bairische-sprache.at/Index/Zeitungsartikel/2009/MM/Deutsche%20Woerter%20-%20ein%20Exportschlager%20-%20MM%2013.7.2009.pdf)
- Diese deutschen Wörter werden im Ausland benutzt
(merkur-online.de/aktuelles/kultur/diese-deutschen-woerter-werden-ausland-benutzt-882170.html)
- Denglisch für Anfänger I (fr-online.de/meinung/kolumne-denglisch-fuer-anfaenger-i,1472602,3244474.html)
- Zwiebelfisch: Weltsprache Deutsch
(spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-weltsprache-deutsch-a-356502.html)
Eine Liste mit Germanismen findest du unter folgendem Link:
spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-deutsch-als-amtssprache-der-usa-a-295157.html
Dazu verweise ich immer wieder gerne auf folgenden Video-Clip mit Thomas Freitag.
Viel Spaß bei der Lektüre und beim Anschauen!
:-) AstridDerPu
PS: Interessant auch, dass es sowohl in Frankreich als auch in Deutschland inzwischen entgegengesetzte Bestrebungen zu den o.g. gibt.
So wurde in Frankreich das o.g. Gesetz zum Verbot englischer Wörter in der französischen Sprache aufgegeben (siehe: http://www.welt.de/kultur/article138497201/Frankreich-gibt-Kampf-gegen-englische-Woerter-auf.html)
und ist Deutsch wieder im Kommen
(siehe: aus dem Münchner Merkur vom 30.01.2015.)


Wir leben in einer globalen Welt, und viele Erfindungen stammen aus der englischsprachigen Welt. Nehmen wir mal das "Smartphone".
In Schweden versteht man sowohl smartphone als auch smartmobil (das ist das bevorzugte Wort). Englische Begriffe sind im Schwedischen heute ähnlich üblich wie im Deutschen. Junge Schweden sprechen manchmal lieber Englisch als Schwedisch. Bei älteren Leuten sieht es anders aus. Die sind froh, wenn sie nicht allzu viel Englisch benutzen müssen.
Aber auch manche ältere Wörter sind im Schwedischen und Englischen schon lange ähnlich, der Seehund heißt säl (schwed.) oder seal (eng.). Hierzu passt auch das isländische Wort sel. Das ist ein gemeingermanischer Wortstamm, der im Deutschen durch die Neuschöpfung "See-Hund" ersetzt wurde.
Isländer sagen jedoch snjallsími (statt Smartphone) - die isländische Sprache wird nahezu vollkommen rein gehalten, es gibt fast keine Fremdwörter. Dennoch sprechen die meisten Isländer ein gutes Englisch (oft mit deutlichem isländischen Akzent mit gerolltem r), die Sprachen werden aber nicht gemischt. Das ist sozusagen "Trennkost". Ältere Leute sprechen (ähnlich wie in Schweden) meist nur die Landessprache - aber manchmal auch Englisch.
Lokale Varianten des Schwedischen (z.B. auf Gotland) haben mitunter eigene Varianten, im Gotländischen sagt man slundlaur (von slundur = schlau, clever, smart, laur hat etwas zu tun mit (hör)lurar, hörlurar sind in Schweden Kopfhörer).
Das hat unter anderem damit zu tun, dass wir moderner werden. (Fast) jeder besitzt ein Smartphone und hat Zugriff auf das Internet, was eine viel größere Reichweite bedeutetet. Insbesondere die jüngeren Generationen benutzen, aufgrund ihres Zugriffs auf soziale Medien, viele Anglizismen. Außerdem gibt es im Deutschen nicht immer passende Synonyme zu Englischen Begriffen (z.B ein Team ist nicht das Gleiche wie eine Gruppe).