Wie wichtig ist Religion für Kinder?

55 Antworten

Kein Kind sollte mit nicht verifizierbaren, jahrhunderte alten Dogmen irgendeines religiösen Glaubenssystems indoktriniert werden. Und "Erziehung" ist immer mit Indoktrinierung verbunden, ob man es will oder nicht. Ein Kind hat schlichtweg noch nicht die Möglichkeit, Dinge kritisch zu hinterfragen, es glaubt, was ihm glauben gelehrt wird.

Kein Kind wird als Christ, oder als Moslem, oder als Hindu, geboren, der Grundzustand ist sozusagen "Atheismus", und in meinen Augen ist es ein Verbrechen, Kinder in eine Religion hineinzuerziehen.

Im übrigen gibt es nichts an der Religion, was einem modernen Menschen noch einen Vorteil brächte. "Spiritualität" - was auch immer das bedeutet - findet man auch in der Schönheit und Eleganz der Natur, in der Kunst, in der Musik, in der Literatur. Schon gegen die Wunder der Natur allein, wenn man erst einmal die Augen dafür geöffnet hat, sieht die von der Religion gebotene Spiritualität nur schal und fad aus.


mia68  08.05.2012, 19:21

...glaube eher nicht, dass die besagte "Schönheit" (ob nun in der Natur, der Musik, der Literatur oder anderswo) von dem zu trennen ist, was wiederum auch eine Religion (oder: die ganz eigene Spiritualität) ausmachen kann.

(Betonung liegt hier wohlgemerkt auf dem "kann" - je nachdem, in welcher Form sie "gelebt" und/oder ausgeübt wird)

Sofern man aber -innerhalb dessen- alles, was auf dieser Erde "ist", auch als "beseelt" (an)erkennt (der sogenannte "göttliche Funke" darf da auch sehr gern mal ins Spiel kommen), wird man um diese Schlussfolgerung jedenfalls kaum umhin kommen.

TomBombadil2010  11.05.2012, 13:39
@mia68

glaube eher nicht, dass die besagte "Schönheit" (ob nun in der Natur, der Musik, der Literatur oder anderswo) von dem zu trennen ist, was wiederum auch eine Religion (oder: die ganz eigene Spiritualität) ausmachen kann.

Metaphorisch ist das wie der Vergleich von einem Menschen, der billigen Fusel trinkt, nur um die berauschende Wirkung zu erzielen, mit einem Menschen, der guten Wein genießt und dabei viel tiefere Freuden empfindet als nur den blanken Rausch. ABER beachte folgendes:

Religion (oder: die ganz eigene Spiritualität)

Religion ist nicht die "ganz eigene Spiritualität"! Hier liegt ein zentraler Punkt des Problems begraben. Religion ist immer etwas indoktriniertes, anerzogenes, von außen her eingeflößtes. Menschen, die ohne religiöse Erziehung aufwachsen, schließen sich in ihrem späteren Leben seltenst(!) einer bestimmten Religion an.

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Ich z.B. besitze sehr wohl eine eigene Spiritualität, nur das jene bei mir rein gar nichts mit irgendeiner Religion oder gar irgendetwas Übernatürlichem verbunden ist.

Verstehst du nun besser, was ich meine?

mia68  11.05.2012, 16:54
@TomBombadil2010

...vermute hier viel eher, dass ich nicht verstanden wurde (bzw. dass wir möglicherweise dichter beinander sind, als deinerseits angenommen).

Was da von "gutem Wein" und "billigem Fusel" steht, das wiederum erschließt sich mir tatsächlich nicht.

Dass "Religion" per se immer mit (irgendeiner Form) von "Indoktrination" einhergeht, das mag sogar sein - schließt gleichzeitig (zumindest für mich) jedoch nicht aus, dass auch aus dem etwas erwachsen kann (Betonung liegt hier abermals auf dem "kann"), das von dir hier als "Spiritualität" bezeichnet wird; und sich (dadurch) von dem, was es in seinem Ursprung war, abhebt...

Das hier...

Ich z.B. besitze sehr wohl eine eigene Spiritualität, nur das jene bei mir rein gar nichts mit irgendeiner Religion verbunden ist.

...würde ich für mich also ebenfalls in Anspruch nehmen (bin ganz genauso keiner "Religion" wirklich "verhaftet", wenn ich auch sowas wie die "Wurzeln" all dessen schon im christlichen Glauben ansiedeln würde); nur mit dem Unterschied eben, dass mich allein dieser Umstand (im Vergleich zu jenen, die sich gleichsam innerhalb dieses Spektrums -irgendwo "zwischen" Religion und Spiritualität- bewegen; und die Grenze innerhalb dessen würd ich sicher nicht so selbstverständlich ziehen wollen) nicht "besser" oder "schlechter" macht.

Und den Imperativ da oben ("ABER beachte!") schätze ich im Übrigen (und demgemäß) fast ebenso wenig wie ein "Sich-Erheben" über andere.

wie alles was direkt- oder indirekt zum leben gehört, ist die religion natürlich auch ein sehr wichtiges thema für kinder..

allerdings sollte man den kindern den glauben nicht aufzwingen sondern den kindern die religion stückchenweise näher bringen. das dann altersabhängig erörtert- kindergerecht erklärt. ob ein kind sich dann mit einer religion (gibt ja reichlich optionen) identifizieren kann, das sollte im ermessen des kindes liegen. also.....so gut es geht ohne beeinflussung. wenn aber religion thematisiert wird, sollte aber auch über mögliche alternativen gesprochen werden..

was ich übrigens auch als wichtig betrachte, es sollte dringlichst vermittelt werden, dass religion und kirche nicht wirklich im zusammenhang stehen....das dürfte dann aber der schwerverständlichste part an der sache sein..

Religiöse Überzeugung ist glücklicherweise nicht vererbbar, sodass man meiner Meinung nach ein Kind nicht mit einem Glauben manipulieren sollte bzw. sollte dies meiner Meinung nicht einmal erlaubt sein. Ich meine, ihre Eltern können ihren kindern alles erzählen und sie werden ihren Erzeugern Glauben schenken. Ich jedenfalls bin glücklicher ohne Glauben und finde es nicht gut, dass Kinder dazu gezwungen wurde wie einst ich.


Gegengift  09.05.2012, 00:14

Du musst in einer Illusion leben wenn du glaubst dass die einen Werte Manipulation sind und die anderen wiederum richtig und gut sind nur weil sie dem Zeitgeist entsprechen ..

HowardFrazetta  09.05.2012, 02:19
@Gegengift

er hat doch nicht gesagt, dass die einen werte manipulation sind und das andere richtig ist.

er sagt nur manipulation allgemein ist falsch und man solle dem kind es selbst überlassen

er persönlich ist glücklicher ohne glauben

HowardFrazetta  09.05.2012, 13:05
@Gegengift

keine polemik bitte :D

du stellst es so dar, als ob es gänzlich unmöglich wäre neutral zu erziehen.

als ob religion zu kennen auf gleichem level ist wie reden und essen beibringen

SanoVX  09.05.2012, 16:31
@Gegengift

Ja stimmt ja ich habe ganz vergessen, dass man Kinder nur mit Religion erziehen kann. Sorry hab ich vergessen. Ironie Off

Ich sehe ja in meiner Schule wie gut Christen erzogen sind. Alle anderen Religionen sind für sie Mist und so entsteht nur Rivalismus! Wie oft habe ich in meiner Kindheit folgenden Spruch gehört: "Die moslems glauben an so einen schieß" Dabei unterscheiden sich die Religionen kaum und sie wussten nicht einmal genau an was Muslime glauben. Wer hat ihnen das eingetrichtert. Die Geschichte der Kirche und ihre Eltern und evtl auch die Pfarrer.

Gegengift  09.05.2012, 19:21
@HowardFrazetta

du stellst es so dar, als ob es gänzlich unmöglich wäre neutral zu erziehen.

Erstens dürfte eine "neutrale Erziehung" keine Erziehung sein. Wie soll man denn in der Erziehung neutral sein?

Zweitens kann man natürlich zumindest hinsichtlich Weltbilder versuchen Neutralität walten zu lassen. Aber ich bezweifle dass dir klar ist was das bedeutet und wie schwierig das wäre.

Denn wenn du ein eher rationales oder auch naturwissenschaftlich geprägtes Weltbild vermittelst, hast du die Neutralität genauso verloren.

Mit anderen Worten man erzieht immer entweder so oder so oder verwendet Teilaspekte aus beidem. Na ja - ansonsten müsste man mal definieren worüber man genau redet.

Gegengift  09.05.2012, 19:24
@SanoVX

@SanoVX .. eine total subjektive Wahrnehmung. Religion hat tausend Gesichter. Und neben Religion gibt es auch den reinen Glauben und die Spiritualität - beides auch religionslos beständig .. doch wird das alles in einen Topf geworfen. Deshalb reden wir von der gesamten Bandbreite.

HowardFrazetta  10.05.2012, 03:25
@Gegengift

"Na ja - ansonsten müsste man mal definieren worüber man genau redet."

das ist wohl der knackpunkt, man muss immer sehr ausschweifen um deutlich zu machen, was genau man meint, bzw worauf man sich bezieht.

Neutral meine ich, dass man den kindern sagt was es so für ansichten gibt, aber nicht jeden sonntag in die kirche geht und abends vorm pennen das kind nochma zum beten zwingt.

HowardFrazetta  10.05.2012, 15:10
@Gegengift

ich hab ja auch ihre antwort gelesen, ist nicht so, dass wir total unterschiedlich das sehen.

Liegt wohl einfach am sensiblen thema

SanoVX  13.05.2012, 18:33
@Gegengift

Warum habe ich dann noch nie einen Christen getroffen, der andere Religionen akzeptiert?

Ich finde auch wenn du jetzt nicht mehr gläubig bist solltest du versuchen deinem Sohn den Glauben näher zu bringen. Denn ob man etwas gut findet kann man ja nur entscheiden wenn man es kennt. Ich bin auch so erzogen worden, ebenso meine Freundin. Beide haben wir zum Beipiel auch ministriert. Während ich heute immer noch meine Glauben lebe geht auch meien Freundin nicht mehr häufig zur Kirche. Und auch wenn ich gläubig bin, so kann ich deinem Vater nicht recht geben. Jeden Sonntag in dir Kirche, das muss nicht sein. Du solltest also deinem Sohn die Möglichkeit geben die "Kirche" kennenzulernen, aber ihm nichts aufzwingen. Und das KInder den Gottesdienst manchmal langweilig finden ist auch normal.

vollkommen unwichtig!!!

ich bin froh, dass meine eltern uns absolut religionsfrei erzogen haben - aus uns allen sind selbstständig denkende und äusserst gewissenhafte menschen geworden.

und jeder von uns hat auf seine weise zu einer form von spiritiualität gefunden ohne dazu gedrängt worden zu sein.

unser eindeutiger vorteil ist, dass wir ohne angst vor dem großen rächer behauptungen hinterfragen können und wenn uns etwas unschlüssig erscheint es auch so annhemen können ohne an "aber man muss doch oder der sagt doch" klammern zu müssen.

erziehe deine kinder vor allem zu bewusst lebenden, aufgeweckten menschen die respekt vor dem leben und ihren mitmenschen haben - der rest ist nebensache und kommt von selbst, wenn es denn passt.


sventheman  08.05.2012, 00:26

unser eindeutiger vorteil

Vielleicht nur ein Schreibfehler - denn es folgt eine Beschreibung eines Vorurteils. Ich bin religiös erzogen worden, hatte aber nie Angst oder Probleme meine eigenen Gedanken zu formulieren, Dogmen zu hinterfragen (oder anders zu interpretieren), sobald es mir intellektuell möglich war und meinen eigenen Weg einzuschlagen, der meinen spirituellen Erfahrungen entsprach.

TomBombadil2010  08.05.2012, 12:25
@sventheman

Ich bin religiös erzogen worden, hatte aber nie Angst oder Probleme meine eigenen Gedanken zu formulieren, Dogmen zu hinterfragen

Nun, wie schön für dich, aber bei vielen religiös erzogenen jungen Menschen ist das nicht so, sondern sie haben im wahrsten Sinne eine "Höllenangst" davor, zu "sünden" o.ä.

Allein hier auf dieser Plattform gibt es fast jede Woche Fragen zu diesem Thema, die Angst sitzt bei vielen Indoktrinierten enorm tief.

sventheman  08.05.2012, 14:57
@TomBombadil2010

Mit ziemlicher Sicherheit finden sich bei Kindern, die mit Angst erzogen werden größere Korrelationen zu anderen Konstrukten, als dem der Religiösität. Der verallgemeinernde Umkehrschluss ist banal.

TomBombadil2010  08.05.2012, 16:30
@sventheman

Kernelement aller drei großen abrahamitischen Religionen ist die Bestrafung für Sünden im Jenseits. Jeder, der die angeblichen heiligen Schriften annähernd ernst nimmt, muss notwenigerweise in steter Angst davor leben, den "Idealen" seines Gottes nicht gerecht zu werden. Bei sogenannten moderaten Christen (wie deine Familie offenbar), die die Bibel nicht als direkte göttliche Offenbarung sehen, mag das nicht so sein, bei den meisten anderen aber dafür um so mehr. Dementsprechend ist es dein verallgemeinernder Umkehrschluss, nämlich von dir auf alle anderen, der hier "banal" ist, nicht meiner.

sventheman  08.05.2012, 17:34
@TomBombadil2010

Tja, du hast halt deine Horrorvorstellung gelebter und verstandener Religiösität - vielleicht sogar durch die von dir erwähnten Extremfragen hier, die du für repräsentativ hältst. Wer eine Vielzahl religiöser Menschen kennt , weiss, dass Konzepte von Schuld und göttlicher Weisheit mit der Erkenntnisfähigkeit wachsen und Dogmen durchaus kritisch gesehen werden. Wenn in christlicher Mystik Schuldiger und Beschuldigender Eins werden, erübrigt sich das das sowieso.

Wie Schuldgefühle entstehen, erklärt die Psychologie ganz gut. Mit einem positiven Selbst- und Gottesbild, Annehmen von Sexualität und Verständnis der menschlichen Natur lassen sich Psychologie und Religion in einem positiven Einklang bringen.