Wie wenig Tiefenschärfe?
Wie (und warum? Physik?) erreicht man beim Fotografieren wenig Tiefenschärfe (vorne scharf, hinten unscharf)?
Klar, durch eine große Blende.
Aber noch mehr mit Weitwinkel und nah rangehen oder mit Zoom und weiter ab? Und warum?
Danke!
2 Antworten
Klar, durch eine große Blende.
Und damit scheidet "Zoom" schon mal aus - zumindest in bezahlbarer Ausführung haben Zoom-Objektive kleinere Blenden (entsprechend größeren Zahlenwerten) als Festbrennweiten.
Aber noch mehr mit Weitwinkel und nah rangehen oder mit Zoom und weiter ab?
Wenn ich Zoom durch Teleobjektiv ersetze: Bei gleicherm Blendenwert bekommst Du mit dem Tele mehr Unschärfe.
Und warum?
Weil bei gleichem Blendenwert beim Tele die Blende, und damit der Unschärfekreis,. einen größeren Durchmesser hat. Blende 2 heißt ausführlich f/2 und bedeutet, dass der wirksame Durchmesser der Blende gleich der halben Brennweite ist.
Kleine Rechnung, setzt nicht viel voraus außer der Linsengleichung
https://de.wikipedia.org/wiki/Linsengleichung
umgeformt zu b = (g * f) / (g - f)
Mit b = Bildweite, g = Gegenstandsweite, f = Brennweite, d = Blendendurchmesser, u = Unschärfe-Durchmesser
Eine Zeichnung anzufertigen hilft vielleicht für die zweite Näherungs-Gleichung: Liegt der Punkt scharfer Abbildung um Δb vor oder hinter dem Film oder Sensor, hat der Unschärfekreis den Durchmesser u = Δb * d / b
Beispiele mit Blende 1 gerechnet, ist zwar in real unbezahlbar, aber einfacher zu rechnen. Also d = f, und da b ≈ f ergibt sich u = Δb
Desweiteren stehe der Index 2 für einen Gegenstand 1 m hinter dem scharf abzubildenden, der Index 3 für einen unendlich entfernten Gegenstand.
Beispiel 1, Weitwinkel mit f = 10 mm, d = 10 mm, g = 1 m, ergibt
b = 10,1 mm, b₂ = 10,05 mm, b₃ = 10,0 mm und somit u₂ = 0,05 mm, u₃ = 0,1 mm
Beispiel 2, Tele mit f = 100 mm, d = 100 mm, g = 10 m (gleicher Abbildungsmaßstab!), ergibt
b = 101 mm, b₂ = 100,9 mm, b₃ = 100 mm und somit u₂ = 0,1 mm, u₃ = 1 mm
Zusammenfassung: Die Unschärfe des unendlich entfernten Hintergrundes ist beim Tele immer besser, bei zehnfacher Brennweite müsste man auf den zehnfachen Blendenwert abblenden, um gleiche Unschärfe zu erhalten. Bei einem Hintergrund, der nur wenig hinter dem Motiv liegt, wird der Unterschied geringer, man sollte sich eher um die Perspektive als um die Schärfe Gedanken machen.
Bei einem Hintergrund 10 cm hinter dem Motiv ergeben unsere beiden Beispielobjektive gleiche Unschärfe von jeweils 10 µm. Bei einer finanzierbaren Blende 2.8 werden daraus 3,5 µm, was in etwa einem Pixel entspricht.
Klar, durch eine große Blende.
Aber noch mehr mit Weitwinkel und nah rangehen oder mit Zoom und weiter ab? Und warum?
Um eine möglichst geringe Schärfentiefe zu erreichen braucht es neben der großen Blendenöffnung (kleine Blendenzahl):
- Große Brennweite (also das, was man gemeinhin als "Teleobjektiv" bezeichnet. Gerade kein Weitwinkel)
- Kurze Distanz des Motivs zur Kamera
- Großer Abstand zwischen eigentlichem (scharfen) Motiv und unscharfen Bereichen
"Zoom" ist in dem Zusammenhang keine sinnvolle Aussage. Das bedeutet lediglich "variable Brennweite", also das man am Objektiv die Brennweite verändern kann. Ob sie dabei groß oder klein ist, das wird damit nicht ausgedrückt.